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Alt 17.06.2013, 22:49
kira10b kira10b ist offline
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Standard AW: warum ich auch

Nach langer Zeit melde ich mich auch mal wieder.

Leider war die 1. Amputation nicht erfolgreich, die Wunde heilte nicht, so dass Mitte April dann noch einmal über dem Knie amputiert wurde.

Der Tumor war für mich erst einmal unwichtig, ich musste lernen mit dem Rollstuhl klarzukommen, der Orthopädietechniker begann mit der Vorbereitung auf die Prothese....und nach 52 Tagen Krankenhaus hatte ich einfach nicht Lust daran zu denken. 52 Tage, wovon ich den größten Teil extreme Schmerzen hatte die selbst mit Morphium nicht in den Griff zu bekommen waren, habe fast nur im Sitzen "geschlafen", war schon fast froh über jede OP, das waren dann ein paar Stunden ohne Schmerzen....Morphiumentzug ist auch nicht ohne, nett wenn weiße Mäuse das fliegen lernen....

Wieder zu Hause hat mein Chef mich mit Arbeit eingedeckt, fühlte mich damit sehr gut, weil "normal". Mein Mann hat fleißig Räume umgebaut, weil ich ja z.B. nicht mehr ins Schlafzimmer im 1. OG komme.

Der Behördenkrieg ist erledigt, Pflegestufe 1 bewilligt, 90% Schwerbehinderung aufgrund der Tumorerkrankung ( Erhöhungsantrag wegen der Amputation läuft noch). Komme auch im Rolli ganz gut zurecht (klar, 20x an Tag fluchen weil ich irgendetwas nicht schaffe). Dank Hausnotruf, deren Kosten die Krankenkasse übernimmt fühle ich mich auch recht sicher wenn ich alleine zu Hause bin. Badewannenlifter, Gummirampen vor Türen mit Schwellen, Lattenrost mit Motor sind kleine Mittel mit großer Wirkung, die mich im Haus und Terasse unabhängig machen.



Am letzten Dienstag war erneute gyn Untersuchung, Primärtumor weg, aber die veränderten Lymphknoten machen Frau Prof. Sorgen, deshalb am kommenden Montag PET CT. Das letzte CT wurde im März anlässlich der Arterienverschlüsse gemacht, ich hoffe dass Chemo und Bestrahlung noch nachgewirkt haben und keine weitere Chemo nötig ist.

Bereits im Krankenhaus wurde ich von einem Orthopädietechniker betreut, 3 Wochen nach der OP wurden die Fäden gezogen, danach begann die Formung des Stumpfes zunächst mit einem Kompressionsstrumpf, anschließend mit einem Liner ( Strumpf aus Silikon, der auch gleichzeitig Halterung für die Prothese ist).

Freunde und Bekannte wussten von der Amputation, wussten aber anfangs nicht wie sie mit mir umgehen sollen. Meistens hatte sich der Schock über den Anblick der Narbe wenn ich gerade mal wieder nur Shorts anhabe nach wenigen Minuten gegeben. Länger hat es gedauert ihnen zu zeigen dass ich trotz der Amputation nicht behindert bin, sondern jetzt eben ein kurzes und ein langes Bein habe. Der Kopf ist genau so krank wie vorher *ggggg

Viele haben mich gefragt wie ich das alles so gut wegstecken konnte, meine Antwort " wenn ich den Kopf in den Sand stecke nehmen andere meinen Popo als Fahrradständer, und das mag ich nicht"

Seit 3 Wochen habe ich nun die Interimsprothese. Nach den 1. "Storch im Salat" Versuchen im Gehwagen geht es jetzt schon an Unterarmstützen ganz gut.

Für Anfang Juli war nun die Reha ( Gangschule) geplant und beantragt. Aber da ja alles so gut lief musste ja was schiefgehen.

Die Rentenversicherung hat mir im Eilverfahren! (Antrag 22.03.) Anfang Juni eine onkologische Reha bewilligt obwohl eine orthopädische beantragt war. Die ausgewählte Klinik wäre 100% die richtige gewesen, musste aber aufgrund der falschen Bewilligung ablehnen. Die Klinik hat nun eine andere Rehaklinik vorgeschlagen, die machen sowohl onkologische als auch orthopädische Reha, allerdings nur für Wirbelsäulenschäden.

Also das ganze von vorne. Widerspruch einlegen........man hat ja sonst keine Hobbys *ggg
Bis dahin täglich Gehschule mit Krankengymnasten.

Das einzige was mich seit ca. 3 Wochen massiv beeinträchtigt sind krampfartige Schmerzen im gesamten Bauchbereich. Mal Durchfall, mal Verstopfung, Bauch wie im 9. Monat durch Blähungen, Schmerzen mal rechts in der Leiste ( Blinddarm = Krankenhaus = Panik), mal links. Dachte erst an Magen Darm Grippe, kam dann auf Verdauungsstörung durch mangelnde Bewegung, bis heute der Groschen viel, kann das nicht Spätfolge der Bestrahlung sein?

Ich bin Widder, Powerfrau, immer mit dem Kopf durch die Wand. Bei meinen 1. Gehversuchen sagte mein Orthopädietechniker "kleine Schritte". Dieser Spruch ist mir im Kopf geblieben, nicht nur fürs laufen, für alles andere auch.

Wie Recht hat er doch, was zählt denn wirklich? Das hier und jetzt, da es uns heute gut geht, dass wir Menschen haben die uns lieben und die wir lieben, die uns Mut machen, uns in den Arm nehmen wenn wir schwach sind, unsere Tränen trocknen, unsere Macken verstehen und verzeihen.

In diesem Sinne wünsche ich uns eine gute Nacht und einen schmerz- und sorgenfreien morgigen Tag.

LG Kira