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Alt 18.01.2005, 00:23
Gast
 
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Standard Angehörige tauschen sich aus

Hallo Wilfried,
ich versuche eigentlich, alles weitgehend selber zu organisieren, muss allerdings mittlerweile feststellen, dass es zunehmend schwieriger wird, da der Pflegebedarf steigt und ich kein gutes Gefühl habe, meinen Partner den ganzen Tag alleine zu lassen, es widerspricht auch meinem Bedürfnis die noch verbleibende, kurze Zeit möglichst oft mit ihm zu verbringen.
Allerdings muss mein Leben realistisch gesehen auch alleine weitergehen und Arbeit lenkt manchmal auch für kurze Zeit ab und man bekommt den Kopf mal wieder etwas klarer für all die Sachen, die nebenher anfallen.
Wir haben bei der zuständigen Krankenkasse die Einstufung in eine Pflegestufe beantragt, innerhalb von 14 Tagen war bereits der med. Dienst zur Begutachtung hier und nun warten wir auf die Entscheidung. Das wird zumindest etwas bei der körperlichen Pflege helfen und zeitlich kommt dann hoffentlich noch mal im Laufe des Tages jemand, um nach allem zu schauen.

Seit einigen Wochen stehe ich morgens zwei Stunden vor der normalen Zeit auf, um meinen Partner zu waschen, zu versorgen, das Frühstück und etwas für die Mittagszeit vorzubereiten (Lieferung von Essen auf Rädern hat er rundweg abgelehnt- obwohl es sicher eine Erleichterung wäre), abends koche ich dann immer "Wunschgerichte". Für den Notfall haben wir ein Hausnotrufsystem vom ASB installiert bekommen, wenn tagsüber etwas vorfällt, kann mein Partner den Knopf drücken und bekommt schnelle Hilfe. Ich habe zudem ganz offen zu Beginn der Erkrankung mit meinem Arbeitgeber geredet und darauf hingewiesen, dass ich bei Bedarf kurzfristig Urlub benötige, teilweise nur ein paar Stunden am Tag arbeiten kann, diese Zeit dann irgendwie und irgendwann nacharbeiten werde und habe dort sehr viel Unterstützung erfahren auch durch meine Kollegen. Dafür bin ich wirklich sehr dankbar, dadurch fällt es etwa leichter, den Tagesablauf zu organisieren, z.T. mittags mal schnell nach Hause zu fahren, anstehende Arzttermine wahrnehmen zu können und alles, was so erforderlich ist. Zum Glück kann mein Partner noch alleine aufstehen, auch wenn es immer ein Risiko bedeutet aufgrund massiver Kreislaufprobleme.
Unsere Hausärztin hat zudem empfohlen, dass es ehrenamtliche Helfer diverser Hospizeinrichtungen gibt, die gerne auch Hausbesuche machen, bei den täglichen Erledigungen behilflich sind und auch einfach nur mal zum Reden kommen.
Vielleicht kannst Du ja mal mit der Krankenkasse über die Pflegestufe reden und Dich mal mit einer Hospizeinrichtung in Verbindung setzen,inwieweit Du von dort Unterstützung bekommen kannst.
Irgendwann lässt sich das Berufsleben nicht mehr mit einer optimalen Pflege vereinbaren, also suche rechtzeitig nach Unterstützung. Es gibt auch oft bei den Gemeinden Beratungsstellen, die zumindest mal die Adressen und Ansprechpartner nennen können.
Ich wünsch Dir viel Kraft
Gaby
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