Einzelnen Beitrag anzeigen
  #26  
Alt 30.09.2004, 08:40
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Brauche dringend Rat

Liebe Claudia,
wenn ich Deine zeilen lese, erinnert es mich doch stark an die Zeit vor 3 Jahren bei uns. Du fragst, wie man das alles ertragen kann...?

Ich berichte Dir ein wenig aus meine Erfahrungen - und hoffe, dass nichts davon als "erhobener Zeigefinger" rüberkommt und es Dir vielleicht einfach hilft, die Situation besser zu verstehen, das beste daraus zu machen.

Für Leser, die Betroffen sind, hoffe ich, dass ich ihnen nicht zu weit gehe bzw eventuelle Hoffnungen verkleinere - Hoffnung gibt es immer, bis zum Schluss!

Gerade Töchter haben mit Vätern ja ein ganz besonderes Verhältnis, wie ich finde. Was Du schreibst, dass Du es kaum ertragen kannst, Deinen Vater so abgemagert, krank und hilfebedürftig zu sehen, kenne ich. Es ist grausam! Ich kann Dir nur raten: Tue alles für ihn, was Du kannst, und wenn es "nur" darn besteht, bei ihm zu sein. Klingt banal, aber Zeit ist ja nunmal das kostbarste Gut. Ich weiß nicht, wie alt Du bist und was Du gerade beruflich machst. Vielleicht kannst Du ein paar Tage Auszeit nehmen???

Die Schmerzen nach dem Essen hatten "wir" auch - es lag daran, das das Essen so schwer am Tumor vorbei kam, der Darm kontrahiert wie ein Weltmeister und schafft es kaum. Daher hat mein Vater immer weiniger gegessen, was in den letzten Wochen aber auch nichts verschlimmert hat. Er hat trotzdem darauf bestanden, dass wir alle essen und hat dabei so sehnsüchtig geguckt wie ein kleiner Hund, den man gerade einsperrt. Vielleicht wollte er einfach, dass alles so normal wie möglich abläuft, obwohl ALLES aus den Fugen geraten war...

Er hat sich am Schluss immer mehr an mich geklammert. Das war angesichts der Tatsache, das er bald geehn würde, immer schlechter zu ertragen. Ich habe mir profesisionelle Hilfe geholt, bin zu einer Psychologin gegangen, damit sie mir aus diesem Teufelskreis heruashilft. Denn wenn die Sterbenden nicht loslassen, können sie nicht gehen!

Sie hat mir klargemacht, dass ich ihm klarmachen muss, dass wie es hier ohne ihn schaffen..., dass wir uns uns unsere Mutter kümmern, dass alles läuft. Irgendwann hat er er verstanden und war dann auch glücklich, konnte zur Ruhe kommen.

Vielleicht tröstet Dich die Virstellung, dass es da oben, wo Dein Papa hinfliegt, wunderschön ist!!! Ich bin der festen Überzeugung, dass dort oben nur Sonne, Blumen, Wärme etc sind. Du bist auch nach dem Weggang nie allein - ich denke da nicht an Beonachtung, sondern an eine Art Begleitung- einfach ein gutes Gefühl.

Die letzte gemeinsame Zeit ist meist sehr intensiv, sie kommt nicht wieder - aber es kann sieDir auch niemand nehmen!!! Nutze sie, so gut es geht, denke an Euch beide. Du wirst später immer davon zehren können. Ich könnte von jeder Minute unserer letzten gemeinsamen Woche berichten, alles ist "wie gestern" in meinem Kopf. Wenn ich mal ganz traurig bin, denke ich daran, wie glücklich mein Papa am Ende war. ich habe ihm gesagt, dass wir es hier schaffen und wie ich zu ihm stehe.

Wnn ich manchmal auch noch so traurig bin - ich denke zurück und lächele dabei, denn ich weiß: wo er jetzt ist, ist es schön und er hat keine Schmerzen.

Die Schmerzen mit einem solchen sch... Krebs sind glaube ich wahnsinnig.

Ich wünsche Dir alles Gute!!! Zweifle nicht an Deiner Kraft, Du hast sie! Aber scheue Dich auch nicht, Hilfe in ANspruch zu nehemn, Du brauchst sie!

gedanklich verbundene Grüße
Stephie
Mit Zitat antworten