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Alt 28.09.2002, 07:25
Gast
 
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Standard Angst und Neid

Guten Morgen, Frank,
hmja, das ist noch schwierig zu sagen, ob Rene da nun nur "nach Aussen" zeigt, dass es ihn nicht "interessiert", ... oder ob er da was versucht zu "verdrängen".
Ich schätze jetzt jedoch mal, dass er bereits vor seiner Erkrankung immer schon ein bisschen der "Coole" war. Denn in diesem Fall hat er jetzt MIT der Krankheit um so mehr Mühe, plötzliche "Schwäche" zugeben zu müssen. Das wäre eigentlich verständlich. Kann schon sein, dass das nun mal "seine Art" ist. Vielleicht ist es falsch, aber ... naja, was ist schon wirklich "falsch" und was ist "richtig"? Jeder geht ja mit so einer Krebskrankheit am eigenen Körper auf seine ganz persönliche Art um. Vielleicht sollte man es bei Rene einfach so akzeptieren, das wird wohl das Beste sein.

Aber Veränderungen gibt es auf jeden Fall. Bei jedem Krebspatienten. In seinem Inneren. Völlige Verdrängung ist kaum möglich. Irgend etwas wird bestimmt geschehen, sei es "im Denken", oder in "der Art zu Leben". Es ist aber auch eine Frage der Zeit, wann und wie man das alles verarbeitet. Unerfüllte Wünsche können plötzlich wichtig werden, oder langersehnte Träume. Oder gewisse "Einsichten" sind plötzlich da, die man vorher eigentlich immer schon "wusste", aber eben nie klar gekannt oder gelebt hat. Man kann mit Krebs auch auf eine Art "unruhig" werden, sich in einem Zeitdruck fühlen. Empfindlicher werden. Dinge nicht mehr so cool vertragen wie früher, weil die Zeit so rast. Was früher wichtig war, kann einem plötzlich unwichtig und banal erscheinen, weil man sich nun andere Wert-Massstäbe im Leben setzt. Man kann die Welt aber auch plötzlich mit ganz anderen Augen sehen. Bewusster. Schöne Dinge stechen hervor. Menschen stehen im Vordergrund. Die Natur. Die Kleinigkeiten des Alltags. Eine Tasse Kaffee oder Tee kann zum reinsten Genuss werden. Oder der Blick aus dem Fenster. Und natürlich die blosse Anwesenheit lieber Angehöriger.

Das alles ist möglich, es ist nur immer eine Frage der Zeit. Als Krebspatient rutscht man auch in so verschiedene Arten einer "Phase" der Verarbeitung. Zumindest kann ich das von mir behaupten.
Selbst ich "verdränge" hin und wieder, weil ich von dem ganzen Sch... mal loslassen will. Pause machen. Ich WILL gar nicht immer mit meinen Angehörigen darüber reden. Manchmal will ich sie nicht damit belasten, manchmal will ich aber auch einfach nur LEBEN und mich mit "normalem" meiner Angehörigen beschäftigen. Lachen können ist so erfrischend und gesund. Es tut so gut, über dumme Kleinigkeiten kichern zu können ...
Hach ja!

Hm-hm, Frank, mach das, und geh mit Deiner Frau (die liebe mit dem Blitzen in den Augen) an's Grönemeyer-Konzert! Gönn Dir auch mal zwischendurch ein Vergnügen, gell? Du sollst ja auch nicht auf ALLES verzichten. Ich glaube auch kaum, dass Rene das so will, oder? Ja, mach Pause und geniesse!

Freut mich übrigens, dass Dir und Rene mein "Mistel-Beitrag" gefallen hat. Versuchen kann er's ja mal, in Ergänzung. Ich denke mal, von all den "Naturmittelchen", die auf dem Markt in Ergänzung zu einer Krebstherapie angeboten werden, ist die Mistel noch das Beste. (Und wie ich schon mal geschrieben habe, wenn bei uns in der Schweiz mal was "anerkannt" ist - also auch von den Krankenkassen bezahlt wird - dann muss schon irgendwas i.O. dran sein! - Unsere antrophosophischen Kliniken hier sind übrigens meistens voll ausgebucht. Warum das wohl so ist?)

Also, lieber Frank, ich geh jetzt unter die Dusche, der Tag wartet! (Regnet's? Oder regnet's nicht?)
Ganz liebe Grüssli
von Brigitte

PS. Klar kannst Du mir persönlich mailen, Frank. Schreibe Dir hier meine private Homepage-Adresse hin, da kannst Du mal meine Geschichte lesen, wenn Du möchtest. Die Mail-Adresse findest Du in der Page, ja?
www.krebsgeschichte.ch
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