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Alt 04.07.2004, 13:47
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Rudolf Rudolf ist offline
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Registriert seit: 07.05.2003
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Standard tja, wieder einer mit so einer diagnose...

Lieber Holger,
es fällt mir schwer, Dir zu schreiben. Aber Du sollst wissen, daß ich an Euch denke. Es tut mir sehr leid, daß Dein Vater es nicht wird schaffen können.
Was ganz praktisch zu tun ist, wird Euch sicher Euer Hausarzt, die häusliche Krankenpflege und/oder ein Beerdigungsunternehmen sagen können.
Im übrigen sehe ich den Tod nicht als schwarzes Loch. Ich halte es eher mit Peter Ustinov, der sagte: ich sehe meinen Körper als Leihwagen, den ich eines Tages zurückgeben muß.
Irgendwann werde auch ich an der Schwelle stehen, wo es heißt, in die ewige Heimat zurückzugehen, aus der ich bei der Geburt gekommen bin.
Ich wünsche mir, daß dieser Übergang in großer Ruhe, ohne jede Hektik geschehen kann. Ich wünsche mir, daß meine Frau bei mir ist, vielleicht auch meine Kinder, wenn sie es wollen. Ich wünsche mir, daß niemand meint, etwas tun zu müssen. Ich wünsche mir, daß alle einfach geschehen lassen können, was geschieht. Und ich möchte alle segnen, die (vorerst) zurückbleiben.
Ich verliere nichts, wenn ich gehe. Der materielle Besitz und alles andere, Familie, Freunde, Beruf haben mir gedient und geholfen, der Mensch zu werden, der ich geworden bin, der ich werden wollte. Ich wünsche mir, daß ich dankbar auf alles zurückblicken kann.
Ich wünsche mir, daß mein Abschied ein Fest der Ruhe und des Friedens wird.
Und so wünsche ich es auch Deinem Vater und Euch allen.
Liebe Grüße
Rudolf
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