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Alt 29.11.2005, 23:37
sonja.schuster sonja.schuster ist offline
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Standard AW: Wie stirbt man.....?

Liebe Sabine,

auch ich habe mir diese Frage oft gestellt und hatte sehr viel Angst um meinen Papa. Er hatte einen ähnlichen Leidensweg wie jetzt Dein Papa, er wurde zuletzt nach einer Darmverschluß-Operation dann auf die Intensivstation verlegt wegen einer schweren Lungenentzündung, beatmet und erst einmal in ein künstliches Koma versetzt, damit es ihn nicht so anstrengt. Er wog damals noch ca. 45 kg und war sehr schwach, aber im Kopf ganz klar, konnte aber nicht mehr schlucken und nicht mehr reden. Als die Beatmung schwieriger wurde und die Lungen mit Flüssigkeit voll waren, haben die Ärzte noch einmal operiert und Drainagen gelegt in die Lunge, anschließend mit Schmerzmitteln versucht, ihm so gut es ging zu helfen. Die Intensivstation mit all ihren Geräten und Schläuchen etc. war für uns immer sehr bedrückend, aber die Schwestern, Pfleger und Ärzte sind dort sehr menschlich einfühlsam und haben uns sehr unterstützt. Zuletzt haben die Ärzte meinem Papa einen Luftröhrenschnitt gemacht, damit er es leichter hat mit dem Atmen und auch der Schleim abgesaugt werden konnte. So musste er sich nicht so mit dem Husten quälen. Er ist dann immer ruhiger geworden und konnte besser atmen. Die Ärzte haben uns dann auch ganz klar gesagt, daß sie nichts mehr für ihn tun können, aber sie wollen es ihm so menschenwürdig als irgend möglich und ohne Schmerzen möglich machen Abschied zu nehmen. So haben sie meinen Papa, er ist 72 Jahre alt geworden, letzten Freitag von der Intensivstation in ein schönes Zimmer auf der Allgemeinstation verlegt und ihn mit genügend Schmerzmitteln therapiert. Er war ansprechbar und wach, hat mit den Augen sich von uns verabschiedet. Gegen Abend ist er dann ganz ruhig und friedlich eingeschlafen. Die Ärzte hatten es uns versprochen und auch Wort gehalten.

Ich hatte immer am meisten Angst, daß Papa ersticken muß, aber die Ärzte auf der Intensivstation haben alles für ihn getan, was sie konnten. Er war insgesamt 5 Wochen auf Intensiv.

Wir sind sehr traurig, aber er ist jetzt erlöst von allen Schmerzen. Und wir sind dankbar, daß es noch Ärzte und Pflegepersonal gibt, die so menschlich und verständnisvoll handeln! Hast Du schon einmal mit den Ärzten Deines Vaters persönlich sprechen können? Ein persönliches Gepräch ist manchmal der beste Weg.

Höre auf Dein "Bauchgefühl" und fahre zu Deinem Vater, wenn es irgendwie geht.

Ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit


Sonja
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