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Alt 29.11.2013, 01:28
paddi paddi ist offline
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Standard AW: Krebs und Schwangerschaft. Wie weiter?

Guten Abend, oder besser gute Nacht Ihr da draussen.

Ich kann mal wieder nicht schlafen, obwohl ich sowas von müde bin.
Ich bin mit dem Sortieren meiner Gedanken noch immer kein Stück weiter. Hab heute den ganzen Tag gearbeitet und im Anschluss noch einen Computer repariert. Also eigentlich Dauerbeschäftigung von Morgen bis Abend.

Gegen Mittag tauchte der Kindsvater im Geschäft auf. Zum Glück nur kurz. Er arbeitet nicht im Büro. Ich habe ihn seit seiner "Aussprache" nicht mehr gesehen. Ich wusste, dass seine Schicht gegen Mittag beginnen würde und wurde immer nervöser. Ein ganz kurzes "Hallo". Dann hab ich mich gezielt ganz fest in meine Arbeit vertieft. Er musste zum Glück auch gleich los.

Meine Mittagszeit verbrachte ich im Aufenhaltsraum, wo sich eine weitere Arbeitskollegin aufhielt. Wir hatten nie persönlichen Kontakt. Ich sass vor meinem Salat. Sie vor der Zeitung. Da fragte sie mich plötzlich: Was für ein Sternzeichen bist du?
Ich antwortete und sie begann gleich vorzulesen.
Es stand da in etwa: Ihr Partner steht ihnen in einer schwierigen Zeit zur Seite. Leben Sie in den Tag hinein und geniessen sie einfach mal das nichts tun.
Wie nett. Nicht wahr? Ich glaube nicht an Horoskope usw. Sah meine Kollegin wohl auch etwas ungläubig an.
Sie meinte, es hat immer was an solchen Aussagen dran. Ich schüttelte innerlich den Kopf und sagte nur. Ja, das Gegenteil trifft wohl eher zu.
Sie war einen Moment still und meinte, sie wäre froh, hätte ihre schwer kranke Tochter einen tollen Mann an ihrer Seite.
Sie weiss, dass ich Krebspatientin bin. Aber mehr auch nicht. Ich wusste dass ihre Tochter krank ist. Aber ich wusste nicht was sie hat.
Sie erzählte mir dann, dass ihre Tochter vor ein paar Jahren fast zeitgleich die Diagnose MS und Schilddrüsenkrebs erhalten hat. Und das mit etwas über zwanzig, wenige Tage vor ihrem ersten Hochzeitstag.
Ihre Tochter ging die ersten Jahre den schulmedizinischen Weg. Es klang nach sehr schweren Jahren. Seit 2 Jahren hat sie jede Behandlung bewusst abgebrochen. Und es würde ihr so gut gehen wie schon lange nicht mehr.
Dann leuchteten ihre Augen und sie erzählte mir, dass ihre Tochter nichts mehr von ihrer Krankheit hören will. Dass man in der Familie einfach nicht mehr darüber sprechen würde. Und dass sich alle freuen, dass die Tochter im 3. Monat schwanger sei.
Ich fragte sie, ob das geplant war. Sie verneinte. Ihre Tochter wolle das Kind aber unbedingt bekommen. Die Meinungen darüber, ob eine Schwangerschaft sich positiv od. negativ auf die Krebserkrankung und MS auswirken würden, gehen weit auseinander. Und ihre Tochter hätte sich für das Kind entschieden und auch dafür, dass es ihr nicht schlecht tun würde.
Wir sassen uns am Tisch gegenüber und schauten uns einfach nur an.
Sie meinte, dass sie natürlich Angst hätte. Aber dass sie mit ihrer Angst klar kommen würde.
Meine Pause war leider gleich um. So konnte ich ihr nur noch schnell sagen, dass ich ihrer Tochter ganz viel Kraft und Zuversicht wünsche. Und auch ihr die nötige Gelassenheit und das Vertrauen dass alles gut kommt.

Ich grübelte die ganze Zeit daran herum. Warum erfahre ich so etwas genau jetzt. Von einer Arbeitskollegin mit der ich sonst nie über irgend etwas persönliches gesprochen hatte.

Der Tag wirkte endlos lange. Ich musste mich verdammt anstrengen um noch konzentriert arbeiten zu können und mir war die ganze Zeit flau im Magen.
Genau als ich Feierabend hatte, kam der Kindsvater wieder ins Büro um sich zu verabschieden. Ich wich ihm aus. Er schien noch irgend etwas zu erledigen. Ich wartete auf meine Tante, die mich mit ihrem neuen rollstuhlgängigen Auto abholen kam. Wir packten noch das Fahrrad von meiner Mutter ein und wollten es mit der Befestigung fixieren. Doch irgend etwas schien zu klemmen.
Da kam dann gleich der Kindsvater und half meiner Tante. Die beiden kennen sich ja auch.
Mir wurde dermassen übel, dass ich zur Toilette flüchtete und mich übergeben musste. Es fiel zum glück niemandem auf, weil alle mit dem Befestigungsproblem beschäftigt waren.

In meinem Kopf ist ein riesen durcheinander. Ich hoffe fest, dass ich das übers Wochenende etwas sortieren kann.

@Hope0212
Danke für Deine positiven Worte. Es tut gut zu lesen, dass nicht alle nur mit Vernunft denken.
Ich wünsche Dir und Deinem Baby einfach nur das Allerbeste. Fühl dich Ich würde mich riesig freuen, mal wieder was von Dir zu lesen.

Nicht dass mich jemand falsch versteht. Ich will das Thema ja nicht beeinflussen. Sondern beide Seiten hören.

Ich danke Euch für Eure offenen Worte.
Bis bald und schlaft alle schön