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Alt 24.06.2005, 20:43
Gast
 
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Standard Nie die Hoffnung aufgeben

Hallo zusammen,

vor einiger Zeit, Anfang des Jahres, habe ich hier geschrieben, dass meine Mutter BSDK hat.
Damals sah es wirklich schlimm aus alles und wir waren alle unglaublich verzweifelt.

Eure Antworten, Euer Zuspruch hat uns - mir und meiner Familie - sehr geholfen.
Ich habe meiner Mutter oft von Euch erzählt, was ihr schreibt, eure Tipps etc. pp.

Und das hat ihr sehr viel Mut gemacht.

Dafür möchte ich Euch danken, auch im Namen meiner Mutter.

Weshalb ich jetzt wieder schreibe....


.... Mutter bekommt nun seit einiger Zeit Chemo mit 5FU (heißt das so?). Und zwar immer eine Woche lang, jeden Tag. Danach hat sie drei Wochen Pause und dann kommt die nächste Runde.

Sie verträgt diese Art der Chemo sehr gut. Unter Übelkeit leidet sie eigentlich nicht mehr.
Ich muss auch sagen, dass die Betreuung im Kkhs sehr gut ist. Die Ärztin geht auf sie ein, hilft wo sie kann, spricht Mut. Ich war schon ein paarmal mit (dauert ja nie so lange) und mir fiel besonders die positive Stimmung in dieser ambulanten Chemostation auf.
Sie bekommt Medikamente für den Magen, Ernährungstipps und viel Zuspruch.

Mittlerweile hat sie auch wieder ein wenig zugenommen, wenn auch nicht viel (ca. 2 kg), aber das wird schon.

Am WE nach der Chemowoche ist sie natürlich müde wie ein kleines Kätzchen. In der ersten Woche danach wird sie munter. Gegen Mitte der Woche fängt sie an zu futtern wie eine Raupe, alles was ihr vor die Flinte kommt *lach*. In der dritten Woche ist sie meist so unternehmenslustig, dass ich sie kaum bremsen kann.

Vor 14 Tagen dann der große Moment, sie musste zum Ultraschall.
Der Tumor hat sich nicht vergrößert *yeaaaaaaah!!!*, aber wohl verändert. Metastasen waren und sind keine da *nochmal yeaah!!*

Was interessant ist, sie benötigt wesentlich weniger Schmerzmittel als noch zu Anfang der Therapie.
Normalerweise nimmt sie zweimal am Tag diese Schmerztropfen (Nuvosulfonamindingens.... kann ich mir nie merken, sorry) und alle drei Tage ein Schmerzpflaster, was auch schon niedriger dosiert ist, als noch zu Anfang.

Und als wenn das alles noch nicht genug wäre, im September zieht sie um. Jawohl. Zu uns ins Städtchen, zwei Häuser weiter in eine wunderschöne Parterrewohnung. Sie freut sich wie ein Schneekönig, plant die Gardinen, die Blumen, schiebt im Geiste die Möbel rum und ist einfach nur quietschfidel.

Mag sein, dass das den einen oder anderen nicht interessiert. Mag sein, dass unsere Euphorie irgendwann einmal einen massiven Dämpfer bekommt.

Aber was ich damit sagen möchte:
meine Ma ist ein Kämpfer. So ähnlich wie Sharon Osbourne "ich habe nicht vor, in Kürze abzutreten und schon gar nicht mit so einer blöden Perücke".

Hätte mir das alles jemand im Februar versucht weizumachen, ich hätte ihn für völlig bescheuert erklärt. Damals schwebte sie nach der vergeblichen Whipple-OP wirklich drei Tage lang zwischen Tag und Traum und wir fürchteten alle, sie zu verlieren.

Aber sie ist noch da. Sie ist wieder da. Und sie hat nicht vor, in absehbarer Zeit abzutreten, auch nicht ohne Perücke *g*.

Zeit ist für uns alle kostbar geworden, seid wir wirklich nicht wussten, wie lange sie noch bei uns bleibt.
Zeit ist viel zu wichtig, als sie mit kindischen Zankereien zu vergeuden. Wir alle nutzen diese Zeit, um uns aneinander zu erfreuen, um uns zu umarmen und zu knuddeln, um zusammen zu kichern, zusammen zu kochen oder einfach nur dummes Zeug zu reden. Das ist so wichtig. Und wir hatten es vergessen. Auch wenn der Hammer, uns daran zu erinnern, gewaltig war. Wir haben uns erinnert und sind dankbar für dieses Geschenk der Zeit, was wir noch haben.

In diesem Sinne (Mann, jetzt laber ich und laber ich...),
Ihr, die Ihr da draußen seid, fühlt euch alle von mir in den Arm genommen. Ich hoffe für Euch, genauso, wie ich für uns hoffe.

Passt auf euch auf :-)


Sabine
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