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Alt 05.07.2009, 12:20
Streetdog Streetdog ist offline
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Unglücklich Er ist gegangen

Hallo ihr Lieben!!

Heute Nacht kam mein Vati im Traum zu mir. Er sah gut aus und war fröhlich. Er sagte, dass es ihm jetzt wieder gut geht, dass er kein Wasser in den Beinen, im Bauch und auch nicht mehr in der Lunge hat. Er meinte er hätte einfach wieder begonnen das Sutent zu nehmen und sei dann einfach wieder gesund geworden. Dann ist er mit mir in das Krankenhaus in dem er letzte Woche noch lag und in dem es eigentlich ganz furchtbar war. Dort ist er zu den Schwestern hin und hat denen gezeigt dass es ihm wieder gut geht und dass die Ärzte nicht recht hätten. Danach sind wir zusammen mit dem Auto weggefahren. Er freute sich endlich wieder Auto fahren zu können!

Heute morgen rief mich meine Mum an und sagte mir, dass er heute früh gegangen ist. Ganz friedlich während die Glocken der Kirche läuteten ist er daheim eingeschlafen. Meine Mum und eine Nachbarin, die gerade in der letzten schweren Zeit immer für meine Mum da war und zu einer Freundin wurde, waren bei ihm. Meine Mum auf der einen Seite und die Freundin auf der anderen Seite. Beide hielten ihm die Hand. Er ist mit dem Gedanken eingeschlafen, dass er wieder gesund wird, sagte meine Mum zu mir.

Ich wollte es euch gleich mitteilen, da ich es am liebsten der ganzen Welt sagen möchte was für ein toller Mensch er war. Ich habe ihn so unendlich lieb! Ich werde gerade die stillen Momente mit ihm vermissen. Momente in denen wir uns einfach im Arm hatten oder einfach nur nebeneinander auf dem Sofa lagen und zu dritt Fernsehen geschaut haben.

Die Diagnose war letztes Jahr im Oktober. Es war einfach schon recht weit vortgeschritten. Trotz immer neuer Rückschläge wollte er nie aufgeben!
Als der Arzt ihm vor kurzem mitteilte, dass er nur noch wenige Wochen hätte, meinte er zu dem Arzt, dass er das garnicht zu bestimmen hätte, da es da "oben" noch einen gibt, der mehr davon versteht. Und wenn er nicht schon so schwach gewesen wäre, dann hätte er dem Arzt am liebsten eine gescheuert!

Letztes Wochenende war ich noch bei ihm im Krankenhaus. Er sah nicht gut aus. Hatte unheimlich viel Wassereinlagerungen in den Füßen, Beinen, Bauch und Po. Punktiert wurde er nicht mehr. Er war ziemlich schwach, konnte seit 5 Tagen nichts mehr essen und auch das Trinken viel ihm immer schwerer. Deshalb konnte er auch seine vielen Tabletten nicht mehr schlucken. Das störte aber keinen dort. Trotzdem bekam er keine Infusionen (die Asistenzärztin meinte da müsste man einen Notfall draus machen, ab wann ist man denn bitte ein Notfall, als schwerer Krebspatient lohnt es sich evtl nicht mehr?!) Als ich das Krankenhaus verlassen habe, habe ich gewusst, dass ich ihn jetzt zum letzten Mal gesehen habe.

Ins Krankehnhaus ist er eigentlich auch nur gegangen weil er Schmerzen hatte. Wenn er richtig eingestellt ist wollte er danach, wenn er wieder bei "Kräften" ist, nach München Großhadern (seine große Hoffnung) um dort an einer Studie teilzunehmen.
Er wurde am Dienstag entlassen. Meine Mum hatte schon ein Bett, ein Sauerstoffgerät und einen Rollstuhl organisiert. Bald konnte er kein Wasser mehr lassen, ein Katheter wurde komischerweise auch nicht mehr gelegt. Meine Mum hatte Unterstützung durch eine Brückenschwester bekommen, die machte das ganz wunderbar und liebevoll, viel besser als die Menschen im Krankenhaus.
Durch das Morphium hatte er keine Schmerzen, hat aber zum Schluss einfach viel geschlafen. In den kurzen Abschnitten in denen er wach war, war er aber recht klar.

So jetzt habe ich es geschafft diesen Text zu schreiben, war unter dem Tränenschleier garnicht so leicht! Gerade in den letzten Wochen habe ich hier in diesem Forum nicht mehr mitlesen können. Es viel mit zu schwer! Aber gerade am Anfang als die Diagnose gestellt wurde habe ich unheimlich viel von diesem Forum gelernt. Es war mir immer eine große Hilfe. Sogar auf einem kleinen Treffen in München war ich. Es war schön euch getroffen zu haben und es hat mir so unheimlich geholfen! Danke!

Wir hatten nun 9 Monate mit dieser Krankheit und sie hat uns noch stärker zusammengeschweißt. Wir haben gezeigt bekommen was die wichtigen Dinge im Leben sind!
Und trotzdem finde ich es ungerecht, dass die Großeltern nun auch schon ihren zweiten Sohn wegen dieser Krankheit verloren haben.
Und ich finde es ungerecht, dass meine Mum einen so tollen Mann hat hergeben müssen.
Und ich finde es furchtbar, dass man so wenig dagegen tun kann. Man steht so hilflos daneben.

Traurige Grüße
Streetdog
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