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Alt 28.12.2009, 13:01
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rosa.sputnik rosa.sputnik ist offline
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Standard AW: als angehöriger mit der Krankheit klarkommen

Lieber Reinhard,

Danke dass Du mir das geschrieben hast, ich war anfänglich etwas unsicher ob man es so formulieren "darf".
Ich denke nämlich auch oft dass ich damit ziemlich alleine da stehe... aber ich habe eh ein Problem mit der "Obrigkeitshörigkeit" was unsere Ärzte betrifft. :-)

Liebe Ange, liebe Mell...

Ich kann auch jetzt nur rückblickend feststellen was ich hätte anders machen sollen oder können.
Es gab einige Momente wo ich dachte und auch sagte "Mensch Mama, steh doch mal auf, mach doch mal dieses oder jenes".
Es gab einen Moment als es ihr schon sehr, sehr schlecht ging... das ambulante Hospiz versuchte sie wieder einmal zum stationären Hospiz zu überreden.
Es half nichts dass ich ihr immer wieder sagte dass sie das weder muss, noch soll.
Wir haben ja bei ihr gelebt... eben genau aus dem Grund.
Dann kam der Physiotherapeut und sagte: Liebe Frau M., sie mögen zwar krank sein, aber nicht entmündigt"
Ich bin vor Dankbarkeit fast auf die Knie gefallen... er hatte es auf den Punkt gebracht.
Naja, und das habe ich ihr dann auch immer wieder gesagt. Wir haben halt mit allem herumprobiert wie es für SIE am besten war.
Wenn Ärzte schon immer mit tragischem Gesichtsausdruck vor ihr saßen und ihr sagten dass sie dieses oder jenes tun oder nehmen müsse... es ihr aber genau mit dieser Medikation schlechter ging... haben wir es halt gelassen und selbst probiert was für sie gut war.
Warum auch nicht?
Es geht bei einer palliativen Behandlung um NICHTS anderes als darum das verbleibende Leben so angenehm und lebenswert wie irgend möglich zu gestalten,... oder?
Und wie gesagt, jetzt... rückblickend... denke ich oft dass ich nicht so hätte herumquengeln sollen dass sie sich bewegen soll, oder mit uns in den Garten gehen...
Wozu auch?
Bloß damit ICH meinen Kopf durchsetze?
Nö... würde ich nie wieder tun... und ich glaube dass ich umgekehrt auch zur rasenden Wildsau werden würde wenn mich jemand drängen würde.
Und wenn sie "jammern",... lass sie um Gottes willen,... sei bei ihr, versuch ihre Angst zu verstehen, nimm sie in die Arme, zeig ihr dass Du genauso traurig bist, tröste sie..., wer würde bei einer solchen Diagnose nicht "jammern"?
Es ist die schwierigste Zeit meines Lebens gewesen... aber man muss es schaffen... irgendwie...

Jasmin
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Meine Mama: ED 12.11.2008 Kleinzelliges Bronchialkarzinom, T4 N3 M1 (multiple Hirnfiliae)
4 Zyklen Cisplatin und Etoposit, Ganzhirnbestrahlung, dann Tumorprogression, April 09 neue Lungenmetastasen und obere Einflussstauung. Keine weitere Kontrolle, keine Chemo mehr... nur Hoffen auf ein kleines bisschen mehr Lebensqualität...Am 28.07.2009 um 11:26 Uhr Meine Mama ist in meinen Armen für immer eingeschlafen...
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