Einzelnen Beitrag anzeigen
  #26  
Alt 04.10.2004, 19:47
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Was kann ich noch tun?

Hallo Beatrix,
wie hat es Deinem Mann die letzten Tage gegangen. Habt Ihr Euer Wochenende noch ein bißchen genießen können, oder hat sich der Zustand Deines Mannes noch verschlechtert. Bei meinem Mann ist das ganze rasend schnell vorwärts gegangen. Nachdem er so eine schwere Gelbsucht bekommen hatte, hat er nur noch 10 Tage gelebt. Die Leber hat halt total aufgehört zu arbeiten. Das Problem bei ihm war, dass die Metastasen in der Leber sich sehr schnell vermehrt haben und auf keine Chemo angesprochen haben. Mein Mann wurde sogar noch in eine Studie einer neuen Chemo (Alimta) eingeschleust. Ab da hat sich sein Zustand rasend schnell verschlechtert. Das dritte mal haben sie ihm diese Chemo gar nicht mehr gegeben, einfach nach Hause geschickt. Ich hatte das Gefühl in einer großen Uniklinik ist man noch schlechter aufgehoben, als an unserer "kleinen Klinik". Und die Ärzte dort konnten auch nichts anderes vorschlagen, als das was vorher an unserer ortsnahen Klinik schon erfolglos ausprobiert wurde.
Ich weiß, wie schwer es manchmal ist, den liebsten Menschen so leiden zu sehen und es gibt sicher Stunden, in denen man sich machmal wünscht, die Erlösung soll doch endlich kommen. Aber wenn es dann so weit ist, macht man sich wegen solcher Gedanken selbst Vorwürfe. Viel schwerer als die Pflege ist das Zurückbleiben alleine. Man würde wirklich alles dafür geben, wenn man nur den geliebten Menschen noch hätte. Und immer wieder die Frage warum gerade er. Ich weiß bis heute nicht warum mein Mann so eine schwere Krankheit kriegen mußte. Er hat doch nicht geraucht, nicht getrunken, war in seiner Freizeit immer viel an der frischen Luft. Er war doch so ein fleißiger Mensch. Sicher hatte er auch manchmal Ecken und Kanten, aber für mich war er der beste Mensch.
Es ist auch richtig, dass Du einfach mal weg gehst zum Weinen. Dein Mann braucht sicherlich auch mal ein wenig Zeit für sich alleine. Ich glaube ihm fällt es auch sehr schwer, dass die Zeit naht, wo er Dich einfach alleine zurücklassen muß. Es fällt ihm wahrscheinlich auch schwer, wenn er mitbekommt, wie hilflos er geworden ist. Auch für meinen Mann war das so schwer. Er der immer mich beschützt hat, konnte plötzlich gar nichts mehr alleine machen. Selbst die letzten zwei Tage, als ich eine Pflegeschwester hatte, habe ich einfach gewisse Dinge selbst gemacht, um ihm seine Hilflosigkeit zu erleichtern. Es durfte ihm kein anderer mehr ins Gesicht fassen, er bekam dann wahnsinnige Angst.
Ich hoffe, Du bekommst jetzt wenigstens ab und zu mal Hilfe von Nachbarn, der Tochter oder von wem auch immer. Krankheit macht halt manchmal auch einsam. Zu mir haben nach der Beerdigung viele Leute gesagt, sie wollten meinen Mann immer gerne mal besuchen, haben sich aber nicht getraut. Dabei hat er es jedem so leicht gemacht.
Kannst Du denn überhaupt bei der ganzen Anspannung noch schlafen ? Du bist sicher auch total k.o. und fühlst Dich wie ausgebrannt. Du musst aufpassen, dass Du nicht auch noch schlapp machst und vor allen Dingen das Essen nicht vergessen, auch wenn Du manchmal meinst, Du bekommst keinen Bissen mehr runter. Dein Mann braucht Dich noch, sei stark.
Melde Dich mal wieder, wie es Euch geht.
Alles Gute
Thekla
Mit Zitat antworten