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Alt 28.04.2014, 07:53
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Sternschnubbe Sternschnubbe ist offline
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Standard AW: Mami! Warum? Du fehlst mir!

Hallo Bellarina,

danke dir für deine lange ausführliche Nachricht. Es ist faszinierend, wie du darüber denkst. An sich glaube ich auch an eine Art Leben danach. Deswegen kann ich den Tod meines Papas besser verstehen und weiß, dass nun beide wieder vereint sind. Und darüber freue ich mich so sehr. Aber wahrscheinlich bin ich zu egoistisch, um den Verlust einfach aufgrund von „Seelenwanderung“ hinzunehmen. Ich sträube mich einfach den Tod zu akzeptieren und dass ich mein ganzes Leben noch ohne sie verbringen soll. Ich will das einfach nicht. Und ich kann es auch nicht begreifen. Ich sitze im Garten und spreche über meine Eltern, als wären sie nur mal kurz ausgeflogen und ich muss mich mal eben um den Garten kümmern. Dass sie nie wieder zurückkommen, das kommt bei mir nicht an. Es ist schwer mit Worten zu erklären, was ich meine.

Einmal habe ich auch richtig real und total intensiv von Mama geträumt und es war toll. Es war sehr traurig, vor allem, was sie mir erzählt hat und es hat mich tagelang beschäftigt, aber es war einer dieser Träume, die mehr als nur ein Traum sind. Über meine Eltern direkt träume ich ab und zu mal, aber das sind dann keine Begegnungen. Du kannst mir gerne in einer PN über deine Begegnungen berichten.

Zur Zeit habe ich auch wieder ein starke Trauerwelle. Meine Ausbrüche sind sehr intensiv und dann weine ich wie ein Schlosshund. Am Samstag am Grab habe ich so dolle geweint, wie schon lange nicht mehr. Diese krassen Gegenstücke, der fröhliche Frühling, die Sonne und das einfach weitergehende Leben und dann dieser schreckliche Verlust, dieser Schmerz. In einem Moment sieht man das Leben vor einem Jahr, so normal und ahnungslos haben wir in den Tag gelebt. Alles war friedlich und ein Jahr später ist NICHTS, rein gar NICHTS, wie es einmal war. Letztes Jahr haben wir noch alle gemeinsam im Garten gesessen, wie immer und auf einmal ist der Garten leer. Keine Mama, kein Papa. Einfach zwei Menschen aus dieser Welt gelöscht, die man doch immer um sich hatte.
Den Tag lief ich zur Bahn und wenn ich dann stark und tief in Gedanken gehe, um meine Eltern zu fühlen, dann fühle ich noch genau sie, ihre Hände. Mamis weichen Hände, wie sie meine streicheln und Papas rauen, starken Arbeiterhände, wie sie kratzen und doch voller Kraft meine Hand nehmen. Und wenn ich dieses Gefühl so spüre, dann macht es mich so unwahrscheinlich traurig, dass es nur noch ein Gefühl der Erinnerung ist und nie wieder ein echtes Gefühl sein wird. Und gleichzeitig macht sich die Angst breit, dass dieses Gefühl irgendwann nicht mehr da ist.

Ich danke dir für die Buchtipps und werde mal gucken, was ich davon lese. Ich kann deine Meinung nachvollziehen. Und du hast vollkommen Recht, jeder muss für sich seinen Weg finden, mit dem Tod klarzukommen. Ich habe mich auch direkt nach Mamas Tod mit dem Thema „Reading“ auseinander gesetzt und wollte unbedingt mit jemand darüber reden. Ich habe mich einer Freundin anvertraut, was vllt ein kleiner Fehler war. Sie konnte es gar nicht nachvollziehen. Ab da an, habe ich entschieden, es wirklich nur für mich auszumachen und meine Gedanken über den Tod für mich zu behalten.
Wenn du so stark an diese „Seelenwanderung“ glaubst, kannst du dir dann auch vorstellen einen solchen Jenseitskontakt mit deiner Mama herzustellen über ein Medium?

Ganz liebe Grüße, Sternschnubbe

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Ach Mami, Ach Papi,

wie geht es euch? Ihr habt ja sicher gesehen, dass es mir dieses WE echt schlecht ging. Hatte häufig mit den Tränen zu kämpfen. Immer wieder bin ich über das Thema Garten hin und her gerissen. Die Arbeit macht mir Spaß, aber ich fühle mich überfordert. Ich spüre, dass wir den Garten nicht für immer behalten können. Aber ich weiß, dass ich mich von dem Garten nicht trennen kann. Die Vorstellung, den Garten als Rückzugspunkt nicht mehr haben zu können, tut so weh. Es schmerzt, als würdet ihr nochmal sterben. Ich weiß, ohne professionelle Hilfe werde ich mich von dem Garten nicht lösen können. Ich würde so gerne wissen, was ihr darüber denkt. Wie steht ihr beide zum Garten? Bitte schenkt mir Kraft, ganz viel Kraft und auch Rat, was ich machen soll!!!

Ich schaue auf euer Bild und kann nicht glauben, dass ihr nicht mehr da seid. Die Zeit vergeht so schnell. Papa, nun fehlst du auch schon wieder seit 12 Wochen. Die Zeit vergeht so verdammt schnell. Und ich hänge immer noch an den Tagen fest, an denen ihr gegangen seid. Immer wieder versuche ich die Bilder zu begreifen, wie du Mama neben uns gestorben bist und wie der Anruf kam, dass auch du nicht mehr da sein sollst, Papa. Sie wirken so unwirklich! Überhaupt, meine liebsten Begriffe im Zusammenhang mit eurem Weggang sind:

UNBEGREIFLICH und UNGLAUBLICH

Die beiden Wörter bekommen eine ganz neue Dimension, wenn man erstmal einen solchen Schicksalsschlag erleben musste.

Es tut einfach nur weh. Auch jetzt noch. Und ich habe nicht das Gefühl, dass es je anders wird. Kann man diesen Schmerz sein weiteres Leben lang ertragen? Ich weiß es nicht.

Ich vermisse euch! Ich liebe euch! Und es schmerzt.

Eure kleine Tochter, die sehr um euch trauert.
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Die Trauer hört niemals auf,
sie wird ein Teil unseres Lebens.
Sie verändert sich und wir verändern uns mit ihr.


Mami
am 06.02.1958 geb.
Diagnose Leukämie: am 26.08.2013
ein Engel seit dem 20.09.2013

Papi
am 06.03.1956 geb.
tödlich verunglückt und
ein Engel seit dem 03.02.2014

Ihr fehlt mir
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