Einzelnen Beitrag anzeigen
  #25  
Alt 10.09.2012, 21:25
Dirk1973 Dirk1973 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.11.2006
Ort: Ende aus, Micky Maus
Beiträge: 2.176
Standard AW: Chance auf gutartigen Tumor?

Hallo Arminius,

na dann mal herzlich willkommen bei uns.

Im Blut werden jetzt die für Hodenkrebs typischen Tumormarker bestimmt. Dies hat mehrere Gründe:
Erstens lassen sich so Rückschlüsse auf den Tumortyp ziehen. Ist allerdings eher nachrangig, da der entfernte Hoden eh in´s Labor geht und dort ganz genau die Zellen bestimmt werden.

Dann ist es für die sog. Ausbreitungsdiagnostik interessant. Bei mir war es so, dass ich bei Diagnose marker-negativ war, also alles im Normbereich. Zum Zeitpunkt der OP war ich an der Obergrenze der Norm. Naja..... vier Wochen nach der OP war ein Marker deutlich erhöht. Wenn der Tumor raus ist, dürfte sich kein erhöhter Marker mehr zeigen. Also war klar.... der Mist hat schon gestreut und woanders wächst etwas, was da nun wirklich nicht hingehört.

Grundsätzlich ist die Höhe der Marker ein Prognosefaktor. Und somit die Bestimmung Standard.
In der Nachsorge zeigen sich Rezidive (Rückfälle) oftmals zuerst in den Markern. Und das oft schon, wenn die Bildgebung noch nicht viel Verläßliches zeigen kann.
Aber... und das ist besonders für die Nachsorge wichtig: Tumormarker sind immer nur Anhaltspunkte und unterliegen Fehlerquellen. Da kann es schon den einen oder anderen falschen Alarm geben.

Unter einer eventuellen Therapie sind die Marker ein Anhaltspunkt für den Therapieerfolg. Ein toter Tumor kann keine Marker mehr produzieren.

Für Dich bedeutet es ersteinmal die OP machen zu lassen und dann abzuwarten, was die Histologie bringt. Dann wird es eine Therapieempfehlung geben. Nun solltest Du eine Zweitmeinung einholen um dann zu entscheiden, was Du machst. Zur Zweitmeinung liest Du hier im Forum ganz viel, weil sie eben so immens wichtig ist.
Sollten bei Dir Metastasen gefunden werden, lasse Dich ohne Zögern und Widerworte an ein Zentrum für Hodenkrebs überweisen. Das ist dann eine Baustelle für diejenigen, die das können und vor allem Erfahrung damit haben. Heilbar ist der Kram trotzdem immer noch in einem sehr großen Prozentsatz. Aber hier ist halt der Therapieansatz wahnsinnig wichtig.

Deine Haare... (aus dem anderen Posting): die müssen nicht gehen. Je nachdem was kommt ist es möglich. Vielleicht ist das aber auch gar nicht nötig. Einfach abwarten und daran glauben, dass jeder Kopf mit `nem Basecap gut aussehen kann

Ganz wichtig wäre noch: solltest Du Kinderwunsch haben oder nicht ganz ausschließen können: lass noch schnell was einlagern. Dein Uro kann Dich dahingehend beraten und überweisen. Zahlen musst Du aber alleine

Abschließend kurz zu mir: ich hatte 2006 einen metastasierten Hodentumor, dann 3 Zyklen PEB-Chemo und bin heute fünf Jahre rezidivfrei und vor allem: ich werde mit dem Schnodder des einsam zurück gebliebenen Hoden nochmal Vater.

Ich möchte Dir noch auf den Weg mitgeben, dass das kommende viertel bis halbe Jahr sicher nicht Dein Bestes werden wird. Bestenfalls geht es ohne weitere Therapie, aber die Angst macht anfangs echt mürbe.
Aber dann..... später denkst Du zurück und wirst sagen: war sch****, aber nun geht´s mir wieder gut.
__________________

Mit Zitat antworten