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Alt 18.03.2002, 21:52
Gast
 
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Standard Ich bitte um Informationen!

Lieber Claudius Voser,
liebe andere Betroffenen,

nach vielem Rumsurfen habe ich es nun endlich geschafft, diese "tollen" Seiten zu entdecken. Die Worte von Claudius haben mich sehr bewegt.
Bei mir geht es um meinen Vater, er ist 73, bisher galt er in unserer Familie als der rüstigste und gesundeste, immer (lebens-)lustig. Dies fand ein jähes Ende kurz vor dem letzten Weinachtsfest, als er eigentlich nur wegen komischer Schmerzen im Nierenbereich und Blut im Urin dann doch mal ins Krankenhaus ging - keiner hat sich was dabei gedacht. Die Diagnose haute dann natürlich die gesamte Familie aus den Schuhen, ein Tumor im Nierenbecken, der dummerweise auch noch gestreut hatte. Lange wusste ich auch nichts genaues, auch meine Mutter nicht, weil mein Vater sich erstmal völlig einigelte, seinen "Papierkram" im stillen Kämmerchen erledigte, sozusagen sein Ende organisierend, es war fürchterlich und man traute sich gleichzeitig auch nicht, diese Mauer zu durchbrechen. Ich habe dann auf Eigeninitiative hin mit seinem Prof. (Marienkrankenhaus Hamburg Urologie) gesprochen (allerdings mit Wissen meines Vaters), um endlich zu wissen, was eigentlich los ist; er hat mich dann aufgeklärt, hat mir gesagt, dass Chemo angesagt ist, in der Hoffnung, dass diese auch anschlägt, um die Streuung im Bauchraum wegzukriegen. Erst danach hätte es Sinn, überhaupt zu operieren, ansonsten - wenn also die Chemo gar nicht anschlägt - wüssten sie auch nicht ... Nun läuft also seit Januar die Chemo, der Anfang war übelst, extreme Übelkeit und Gewichtsverlust. Das hat sich glücklicherweise einigermaßen wieder gelegt. Meistens läuft es jetzt so, dass er 1mal in der Woche ins Krankenhaus muss und gleich am nächsten Tag wieder raus darf; die Chemo ist also ein wenig Alltag geworden. Nun hat mein Vater auch noch mit extremer Schlappheit zu kämpfen, Spaziergänge sind nicht mehr drin, meine Mutter ist am Ende. Problem an der ganzen Sache ist, dass mein Vater so richtig nicht über die Krankheit redet (nicht so, wie bei Claudius), er sagt auch sogar zu meiner Mutter, er fragt im Krankenhaus nichts mehr, er will es einfach nicht wissen. Mich macht das ganz wahnsinnig; natürlich möchte ich seinen Wunsch akzeptieren, es ist ja sein Leben und ich löchere ihn auch nicht, aber ich würde doch gerne wissen, woran wir sind, was wir tun können. Gleichzeitig ist er aber den Themen doch aufgeschlossen, wenn er aus der Presse zum Beispiel was über den Krebskongress mitkriegt oder neue Forschungsergebnisse o.ä. Problem bei uns ist zur Zeit auch noch, dass wir noch in Baden-Württemberg hocken (glücklicherweise ab Sommer in Berlin) und meine Eltern aber in Schleswig-Holstein, ich arbeite und habe noch 2 Kinder, bin also nicht sooo flexibel, dass ich nun andauernd hinkönnte; meine Mutter ist auch hin- und hergerissen zwischen "mal mit der Ärztin reden" und dann doch lieber nicht, aus Angst, etwas anhören zu müssen, was man nicht verkraftet. Und sie sind leider beide nicht die Generation oder der Typ Mensch, die sich psychologische Hilfe holen würden - es wäre meiner Meinung nach sehr wichtig und das Beste, aber ich kann sie nicht dazu zwingen.
Was ich noch problematisch fand bei meiner Suche nach vernünftigen Informationen: Immer wenn ich unter Nierenkrebs suchte, betraf das meiste nur Nierenzellkarzinom, das scheint aber - wie ich mittlerweile laienhaft herausgefunden habe - etwas gänzlich anderes zu sein als ein Tumor im Nierenbecken, vor allem auch von der Behandlung her.
Zu dem Thema soll kürzlich was auf N 3 im Fernsehen gewesen sein (wohl bezüglich Uniklinik Lübeck), habe ich aber leider nicht gesehen.
Tja, ich habe jetzt erstmal einfach runter geschrieben, hier sind viele Themen und Fragen drin, es wäre toll, wenn jemand dazu etwas zu sagen hätte. Auch würden mich - obwohl ich dem Thema schon sehr skeptisch gegenüber stehe - alternative Therapien noch interessieren.
einen Lieben Gruß an alle betroffenen und KrankenraPlatow@t-online.de
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