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Alt 01.07.2005, 09:39
Gast
 
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Standard Pflegende Angehörige

Hallo Ute

Die Situation meines Schwiegervaters ist ziemlich ähnlich - Magenausgang dicht, Ableitung vom Magen nach außen, Ernährung über den Darm. Er ist zu Hause, Versorgung erfolgt durch meine Schwiegermutter. Sein Onkologe hat sich gegen weitere Behandlung entschieden. Er bekommt Schmerztropfen/-pflaster. Da er derzeit noch vergleichsweise "mobil" ist (ist zwar schwach, kann aber noch laufen und Treppen steigen), ist die Pflege von der praktischen Seite her noch kein Problem. Es gab eine anfängliche Einweisung der Ernährungsberatung bzgl. der "Schlauchpflege", das klappt jetzt problemlos. Eine Palliativärztin wird ab jetzt wöchentlich vorbeikommen. Mein Schwiegervater will zu Hause sterben.

Mit im Haus wohnt die Familie eines weiteren Sohnes mit zwei Kindern (10/13). Mein Eindruck ist, dass genau das meinem Schwiegervater sehr gut tut. Das größte Problem ist momentan das psychische mit ausgeprägten Depressionsphasen - und da helfen die Kinder mit ihrem "normalen" Leben. Sie berichten über ihre guten Noten, über Erfolge im Sport, über die Krankheiten der Aquariumsfische usw. Sie gehen irgendwie mit ihm anders um als die Erwachsenen. Und sie zeigen, dass das Leben weitergehen wird.

Du kannst Dir Hilfe holen über Pflegedienste, aber frag auch mal beim nächsten Hospiz, Hospiz-/Cariasverein bzw. Palliativmediziner nach. Es gibt in vielen Städten Strukturen (kirchlich oder vereinsmäßig organisiert), bei denen man Helfer bekommen kann, meist weniger für die praktischen Probleme, aber dafür, dass jemand da ist, so dass Du eben nicht 24 Stunden pro Tag in Bereitschaft sein mußt.

Aber unabhängig davon - ist das mit der neuen Chemo die Idee Deiner Mutter? Wenn ein Arzt ein Hospiz vorschlägt, dann ist das schon ziemlich deutlich. Ich weiß nicht, ob Deine Mutter sich ihre letzte Zeit wirklich mit einer nebenwirkungsreichen Chemo belasten sollte. Natürlich klammern sich die Kranken an jeden Strohhalm, aber in der jetzigen Phase würde ich Chemo allenfalls als Verlängerung der Quälerei betrachten. Muß Deine Mutter noch irgendwas unbedingt erledigen? Hat sie vielleicht den Eindruck, sie muß wegen Dir so lange wie möglich leben? Du wirst weiterleben, es liegt in unserer Natur, dass die Eltern vor den Kindern sterben und Du wirst damit klarkommen. Sei nicht so verzagt, Du wirst Dich wundern, wieviel Kraft Du aufwenden kannst, wenn es nötig ist.

Viele Grüße
Ingrid
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