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Alt 15.04.2010, 21:30
RPW1974 RPW1974 ist offline
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Daumen hoch Mut-Macher-Thema

Ein herzliches Hallo an euch alle!

Ich wollte euch schon so lange von unserem OP-Erlebnis berichten, aber der Alltag hatte mich fest in seinen Klauen - aber nun. Und zur Feier habe ich gleich ein neues Thema aufgemacht. Ich hoffe es folgen noch viele weitere Berichte. Den gerade die positiven Dinge sollten in Vordergrund gestellt werden und denjenigen Mut machen die noch diesen Weg vor sich haben.

Nochmals kurz zu uns: bei meinem Mann wurde im Nov. 09 ein Rektum CA T3 festgestellt. Er wurde dann bestrahlt und man machte eine begleitende Chemotherapie. Auch kam er in den zweifelhaften Genuss von 7 x Hyperthermie (die aber sehr wirksam war). Diese Therapie hatte super angeschlagen, den das CT das 3 Wochen nach Ende der Therapie gemacht wurde, zeigte keinen Tumor mehr. Gefahr erkannt - Gefahr bebannt.

Dann natürlich unvorstellbare Angst vor OP und Stoma. Ich habe Stunden am PC verbracht und mir Informationen eingeholt und war viel in diesem Forum unterwegs. Was auch sehr hilfreich war. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön!!! Nachdem wir uns dann 1 Woche vor OP noch dazu entschlossen hatten uns in Heidelberg operieren zu lassen, kamen wir am 15.03.10 dort zur Aufnahme und weiteren Untersuchungen an.

Unser erste Eindruck war katastrophal. Mir war klar - wir fahren heute wieder zusammen nach Hause. Hier würde ich niemals meinen Mann lassen. Gut - wir waren von Reutlingen und Tübingen was die Räumlichkeiten der Krankenhäuser angeht verwöhnt worden - aber das hier.... ging gar nicht. Das Haus ist alt, die Räumlichkeiten und deren Aufteilung ebenso. Teilweise haben die Zimmer nicht mal WC - sind dann im Flur. Kommt ganz prima wenn man frisch operiert worden ist. Wir sind an diesem Tag auch genau zum Zimmerwechsel reingeplatzt, deswegen sah es da so fürchterlich aus. Auf die Privat-Station konnten wir nicht, da da das Oberhaupt von Ägypten lag. Dann lag in unserem Zimmer noch ein sehr bedauernswerter kranker Mann. Der uns auch nicht viel Mut machte. Kurzum der erste Tag war die reine Katastrophe. In dieser Nacht bin ich nochmals die 180 km zurück nach Hause gefahren. Habe natürlich den ganzen Weg geheult.

Am Tag der OP bin ich nach wenigen Minuten Schlaf um 4 h los gefahren, da ich meinen Mann unbedingt vor der OP noch sehen wollte. War also um 6 h in der Klinik. Die letzten Minuten waren natürlich hart. Als sich dann unsere Hände trennten, als sie ihn weg geschoben haben, war ich schon total am Boden. Die OP sollte 3 Stunden - mit Vorbereitung 4,5 Stunden dauern. Also rechne, rechne... bis halb 12 h musste ich also durchhalten. Gott sei Dank war meine Freundin dabei - ohne sie wäre der Tag nicht machbar gewesen. Wie lange jede Minute war kann ich euch gar nicht beschreiben. Endlich war es halb 12h. Sofort zur Schwester. Nein - er ist in der Aufwachstation noch nicht angekommen und auch noch gar nicht angemeldet. Schluchz. Sollte in einer 3/4 Stunde nochmals nachfragen. Wart Wart.... wieder nachgefragt. Nein -immer noch nicht. Sollte um 1 h - halb 2 h nochmals kommen. Was so lange? Mit jeder Minute wurden meine Gedanken verrückter. Es musste etwas schlimmes passiert sein - wieso dauert das so lange??? Ich war dem Nervenzusammenbruch nahe... Dann endlich die Nachricht: er ist im Aufwachraum - es geht ihm gut - die OP war schwierig aber sie ist gut verlaufen.... Ich war schon so am heulen - ich konnte gar nicht aufhören. Wir sollten in 6 Stunden wieder kommen, solange würde er brauchen bis er wach wurde. Ich wurde dann von meiner Freundin ins Hotel geschleppt, eigentlich wollten wir dann dort solange bleiben. Aber nach kurzer Zeit hielt ich es nicht mehr aus - musste wieder ins Krankenhaus und habe dort gewartet.

Endlich - um kurz vor 7 h wurde er auf die Station gebracht. Ich konnte es kaum fassen. Er war natürlich noch total benebelt, hatte mich aber sofort erkannt. So viele Liebesschwüre habe ich in den letzten Jahren zusammen nicht bekommen, wie dort in den 2 Stunden der Aufwachphase... herrlich! Ich blieb noch bis 10 h. Danach feierte ich mit meiner Freundin im Hotelzimmer auf dem Bett hüpfend und mit der Pulle Sekt. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt.

Die Tage nach der OP waren weiterhin hart, aber wir wussten wir sind auf dem richtigen Weg. Der Chefarzt sagte uns, dass die OP sehr schwierig war, da sie so "ultratief" operiern mussten, aber er hätte es gut hinbekommen und der Schließmuskel konnte erhalten werden. Hallelulja. Natürlich mussten wir auch mit Rückschritten kämpfen (kein Appetit - 6 kg abgenommen (bei 60 kg Gewicht!), Stoma förderte am Anfang nicht, dauernd schlecht - Spucken - dann Magensonde usw usw.), aber wir waren dankbar um jeden Schlauch der entfernt wurde. Nach 10 Tagen wurden wir dann entlassen.

Wir sind nun morgen 3 Wochen wieder zuhause. Und es klappt alles ganz gut. Die Narbe am Bauch (ca. 16 cm lang) heilt gut. Er kommt gut mit dem Stoma zurecht (bei weitem nicht so schlimm wie man es sich vorstellt - wirklich!) Der Stomaberater sagte, dass das Stoma auch super angelegt sei. Er ist natürlich noch sehr schlapp - schläft viel. Wir versuchen - fast ohne Erfolg - ihm ein paar Pfunde anzufuttern. Der Po zwickt allerdings noch ganz schön.

Aber wir sind zufrieden. Jammern gilt nicht. Wir sind so froh, dass alles so gut verlaufen ist. Und dies möchte ich gerne an alle weiter geben. Ich dachte am Anfang auch, dass packen wir nicht. Wieso kann uns so etwas schlimmes passieren? Unvorstellbar. Aber- wir werden nicht gefragt. Und deswegen müssen wir es einfach anpacken. Und mit ein bißchen Glück, eine große Portion Wille und ein paar gute Menschen an der Seite - schafft man fast alles. Nur nicht verzweifeln. Das wird schon.

So - nun hör ich aber auf.... ich hoffe, ich konnte ein bißchen Mut machen.

Liebe Grüße Claudia
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Diagnose von meinem Schatz: T3, NX, M0, G2
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Egal wie dunkel der Augenblick ist - Liebe und Hoffnung sind immer möglich!
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