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Alt 20.11.2005, 08:04
Ursula Ursula ist offline
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Standard AW: Suche Hilfe für meine Kinder !!

Hallo Katrin,

ich bin Ursula und schreibe normalerweise im Forum Tonsillenkarzinom. Ich bin heute morgen per Zufall auf Deinen Hilferuf gestoßen und möchte Dir aus meiner Erfahrung mit diesem Problem erzählen:

Meine OP war in 9/2002, im Januar diesen Jahres verließ mein Mann von heute auf morgen mich und unseren 10-jährigen Sohn ohne Vorwarnung. Drei Wochen später zog er bereits bei einer 20 Jahre jüngeren Frau ein.

Ab Mai d.J. fühlte ich, dass etwas nicht mehr in Ordnung mit mir war.
Mein Sohn sollte in diesem Schuljahr die Schule wechseln
Meinen Mann hat alles nicht gekümmert. Sein Kind interessiert ihn nicht.

Eine Freundin gab mir den Rat, sofort therapeutische Hilfe für den kleinen Mann zu suchen.
Um für den Jungen Ansprechpartner zu finden, habe ich mit seinem Kinderarzt gesprochen,
beim Jugendamt nachgefragt, unsere zuständige Pastorin, das Diakonische Werk, eine Familienberatungsstelle
und ich weiß nicht, wen noch alles angesprochen.
Die Kosten interessierten mich im ersten Moment überhaupt. Das lässt sich alles irgendwie klären und regeln.
Wichtig war mir die Hilfe für meinen Sohn, der nicht nur mit dem Verlust des Vaters klarkommen musste sondern auch mit der Krankheit seiner Mama.

Deswegen ganz wichtig:
geh ganz offensiv mit Deiner Situation bei den entsprechenden Stellen um, sei vollkommen offen und scheue Dich nicht, Deine Probleme und die der Kinder zu schildern, um entsprechende Hilfe zu finden.

Wir hatten dann einige Sitzungen bei seinem Kinderarzt, der gleichzeitig auch noch offziell zugelassener Kindertherapeut ist
und in einer Familienberatungsstelle, die von der Stadt getragen wird. Die Stunden beim Kinderarzt wurden ohne Probleme von der Krankenkasse übernommen (ich bin privat versichert); die Beratungsstelle ist sogar kostenfrei.
Die Wartezeiten sind (auch für mich als Privatpatient!) ein Problem.

Deswegen auch hier der Hinweis:
Du musst Druck machen und auf möglichste zeitnahe Termine drängen, weil die Situation es erfordert.

Mitte des Jahres stellte man dann auch noch bei mir Metastasen an der Speiseröhre fest.
Ich musste mit meinem Sohn auch über diese erneute Erkrankung ganz offen reden, da sich sein Vater nach wie vor nicht um ihn kümmerte.
Mittlerweile hatte er die Schule gewechselt und so brach alles auf einmal über diesem kleinen Kerl zusammen.
Seine schulischen Leistungen gingen total bergab und seine Unsicherheiten und Ängste wuchsen ins Gigantische.

Da wir beide nunmehr nur noch alleine sind, die Familie meines Mannes hat sich ebenfalls vollständig distanziert und auf seine Seite gestellt, haben wir mit Hilfe von Freunden, Bekannten und Nachbarn versucht, die Situation zu bewältigen.
Ich habe meinen Sohn dabei immer ermuntert, sich mit anderen Menschen auszutauschen. Denn das ist das wichtigste für ihn, dass er ein eigenes kommunikatives Umfeld hat, wo er sich mitteilen kann.

Mittlerweile ist er jetzt in einer Kindergruppe für Trennungs- und Scheidungskinder aufgenommen worden, die sich wöchentlich für jeweils 1 ½ Stunden zum gemeinsamen sprechen und spielerischem Verarbeiten der Situation trifft.
Er trifft sich auch wieder mit seinen Freunden und lässt Mama bedenkenlos allein.

In seiner neuen Schule habe ich ebenfalls mit seiner Klassenlehrerin und der Beratungslehrerin für psychologische Probleme ganz offene Gespräche geführt, sowohl über meine lebensbedrohliche Erkrankung die nach wie vor vorhanden ist als auch über die persönlichen Gegebenheiten, mit denen wir beide fertig werden müssen.

Soweit meine Geschichte.
Vielleicht kannst Du etwas für Dich und Deine Kinder davon gebrauchen.
Du solltest aber schnell handeln und nicht noch länger warten.
Ich wünsche Euch von Herzen alles Liebe.

Ursula
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