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Alt 26.07.2009, 17:06
Mapa Mapa ist offline
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Standard AW: Suizid nach 1. Chemo-Block

Liebe Twinkle,
zunächst mein aufrichtiges Mitgefühl zum Tode Deines Vaters. Ich kann sehr gut verstehen, dass es Dich sehr belastet, dass er nicht wenigstens ein paar Zeilen hinterlassen hat. Vielleicht ging er davon aus, dass Ihr es nachempfinden könnt, dass er es vorgezogen hat, diesen Weg zu wählen, anstelle irgendwann an der Krankheit oder den Therapie-Nebenwirkungen zu sterben. Ich denke nicht, dass er überhaupt bedacht hat, was er bei Euch mit seiner Wahl bei Euch auslöst und ich denke vor allem nicht, dass er Euch irgendwie wehtun wollte.
Ein paar Worte noch an Blaues Meer: Mit welcher Berechtigung gibt es eigentlich immer wieder Menschen, die sich anmaßen, angeblich zu wissen, was für andere gut oder schlecht ist, was richtig ist oder falsch? Es mag Ausnahmen geben, bei tatsächlicher Krankheit, z. B. schweren Depressionen, die erste Zeit nach einem schweren privaten Vorfall, usw. Aber allgemein gesehen hat jeder das uneingeschränkte Recht, über sein Leben selber zu bestimmen. Und wenn ich schon wieder lese von irgendwelchen "so wunderbaren" Psychiatriemaßnahmen, dann platz mir die Hutschnur. Der größte Teil dieser ach so herrlichen Psychiatrie-Mannschaft ist selber nicht ganz "Herr der Sinne" und meint mit seinem angelernten "Fachbuch-Wissen" die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Ich bekomme das hier immer wieder hautnah mit: Bei jedem Problem zublockern mit Antidepressiva oder Transqualizern, ganz egal ob Vogelphobie oder schwere Depression, Waschzwang oder Trauerproblemen. Vielen Dank, darauf kann ich verzichten. Ich frage mich, wo die allwissenden Leute denn sind, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist. Wo sind sie denn bei den Problemen, die man, wie Mae Geri schrieb, hätte lösen können? Ist es heute nicht eher so, dass jeder sich nur noch um sich selber kümmert und den Blick für das Leid der Menschen um sich verloren hat? Wie sonst erklärt man es sich, dass, eben gerade auch bei Krebskranken, plötzlich der Freundeskreis immer kleiner wird und sich viele total zurückziehen. Oder dass z. B. Hinterbliebenen so wenig Verständnis entgegen gebracht wird? Wer (Ausnahmen bestätigen die Regel!) will denn schon vom Leid der anderen hören? Nein, da fixieren wir doch lieber jemanden ans Bett, weil er nicht gemerkt hat, wie dankbar er sein muss, dass er leben darf! Seine Probleme sind ja alle so leicht zu lösen! Ich denke auch nicht, dass es richtig ist, wenn man immer davon spricht, dass jemand zum Leben zu feige ist, wenn er den Freitod wählt. Ganz im Gegenteil. Wie verzweifelt muss jemand sein, der das tut? Und ganz bestimmt ist er vorher in Gedanken alle anderen Möglichkeiten durchgegangen. Liebe Twinkle, Du musst Dich auch auf keinen Fall schämen, die Tochter eines Selbstmörders zu sein. Warum auch? Schämen sollen die sich, die der Meinung sind, dass Du Dich dafür schämen müsstest.
Liebe Grüße,
Mapa
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