Einzelnen Beitrag anzeigen
  #7  
Alt 09.01.2009, 17:45
Stefans Stefans ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 426
Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo Ulrike,

Zitat:
Zitat von Ulrike Beitrag anzeigen
Aber selbst wenn Du solche Wut empfinden solltest
Ich empfinde keine Wut. Konnte man mein posting wirklich so auslegen?

Ich bin dankbar dafür, dass ich meine Frau Zuhause beim Sterben begleiten konnte. 8 Stunden voher und 6 Stunden nachher. Nur sie und ich. Diese Erfahrung möchte ich nicht missen. Nur: wenn ich vorher gewusst hätte, wie das genau ist, hätte ich von diesen 14 Stunden nicht eine mit Schrecken und Zweifeln verbringen müssen. Sondern diese Phase gelassener angehen und mehr für meine Frau dasein können.

Zitat:
Ich selbst möchte jedoch gerne jeden Angehörigen ERMUNTERN, die Angst vor dem Sterben und dem Tod abzubauen, und Sterben und Tod auch in ihr Leben zu lassen. Und dazu ist es m. E. wichtig, dass Angehörige, die Angst haben, Sterben und Tod mitzuerleben, diesbezüglich Informationen bekommen, die sie benötigen, um ein wenig von ihrer Angst zu verlieren
Da sind wir uns völlig einig. Für mich sind es vorher bekannte Tatsachen, die mir helfen, eine Situation möglichst gut durchzustehen. Und die Angst davor zu verlieren. Ich weiss halt gerne, was mich erwartet.

Zitat:
Nein, Tod und Sterben können auch sehr, sehr viel Frieden und Ruhe vermitteln und absolut WÜRDIG sein!
Das Sterben meiner Frau war würdig! Die physischen "Nebenwirkungen" haben das nicht gemindert. Ich habe meiner Frau die Kotze weggewischt und ihr den Hintern geputzt, wie ich das vorher auch getan habe. Und ich fand nicht _sie_ als Mensch in ihren letzten Tagen und Stunden eklig / abstossend. Sondern die Zwangsläufigkeit und Notwendigkeit dieser Prozeduren zu einem Zeitpunkt, wo man gut darauf hätte verzichten können. Das ist ein grundlegender Unterschied.

Zitat:
Und ich wünsche vielen, vielen Angehörigen, dass sie zu Hause oder unter guter Begleitung mit vielen Informationen, die sie brauchen, um ihre Angst zu verlieren, ihren geliebten Menschen bis zum Antritt seiner letzten Reise begleiten können.

Und dass sie dieses Miterleben des Sterbens und des Todes als ein Geschenk annehmen können.
Auch da sind wir uns völlig einig. Wo wir uns nicht einig sind: Du redest von "vielen Informationen, die sie brauchen" - aber du verschweigst Wesentliches. Als Krankenschwester von Beruf kannst du z.B. niemandem erzählen, dass das "Kaffeesatz-Kotzen" kurz vorm Exitus untypisch ist.

Zumindest unterscheidest du dich da, falls du ernsthaft darauf bestehen (= hier lügen, um anderen etwas schön zu reden) willst, in deiner Berufs"erfahrung" grundlegend von meiner Schwester (Krankenschwester, Intensivmedizin), meiner Frau (Krankenschwester, Altenpflegerin, häusliche Pflege), meiner ältesten Freundin (Krankenschwester, Geriatrie, Palliativmedizin, häusliche Krankenpflege), unserer Hausärztin, der Gynäkologin (die Sterbebegleitung im Hospiz macht), der Onkologin und dem Schmerztherapeuten meiner Frau. Und auch von den Schwestern des ambulanten Pflegedienstes und den Mitarbeitern des ambulanten Hospizdienstes hier vor Ort.

Wenn man mich zu etwas ERMUNTERN will, legt man mir die Fakten auf den Tisch. Meinetwegen ermuntert man andere eher durch Totschweigen und die was-ich-nicht-weiss-das-gibt-es-einfach-nicht Strategie. Jeder, wie er es für richtig hält. Ich zumindest bin froh, dass du meine Frau nicht in ihren letzten Wochen betreut und mich als Angehörigen "informiert" hast.

Weil ich dir als Hinterbliebener deine Lösung des Schönredens niemals verzeihen würde.

Viele Grüße,
Stefan
Mit Zitat antworten