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Alt 20.11.2007, 13:02
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nikita1 nikita1 ist offline
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Registriert seit: 03.03.2007
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Standard AW: Zwischenmenschliches

Liebe Mena
das alte Thema: inwieweit berichte ich über eine Krankheit, wem erzähle ich es, wem nicht, in welchen Einzelheiten erzähle ich...
Meiner Meinung nach sollte man von einem PAP IV + Konisation nichts breittragen (ausser in der Familie) und vielleicht die beste Freundin fragen, wann sie zum letzten Mal beim FA war...
Ansonsten geht das keinen weiter was an - jede Frau weiss im Grunde, dass Mammografie und Abstrich regelmässig gemacht werden sollten.

"Krebs" sollte man sich nicht unbedingt auf die Stirn tätowieren - Krebs ruft Mitleid hervor, Angst, Unbehagen, Abkehr. Nicht unbedingt förderlich für ein normales Miteinander. Selbst die Familie und Freunde zeigen dann die unterchiedlichsten Reaktionen.
Ich habe z.b. mit meiner Schwester seit März ein einziges Mal per Telefon gesprochen - und da ging es nicht um meine Krankheit. Sie will es nicht wissen - und ich nehme es ihr nur teilweise übel ....
Mein Vater war drei Monate hier und hat mir geholfen,die Therapie zu überstehen - mein Mann ist traurig,schweigsam und in sich gekehrt geworden, einige Freunde waren/sind immer für mich da, andere fragen nur vorsichtig, wie es mir geht und damit hat es sich.
Mein jüngerer Sohn (17) hat Panikattacken bekommen und nimmt Prozac. Der Ältere (22) wollte sein Medizinstudium abbrechen und von Prag, wo er studiert, nach Hause kommen. (hab ich natürlich nicht zugelassen, er studiert an einer Privatuni - das wäre teuer geworden....)

Deshalb würde ich an deiner Stelle das Leben normal weiterleben und niemanden mit Problemen belasten. Helfen kann dir niemand und du selbst leidest, wenn sich die Leute von dir abwenden. Fallen sie einem mitleidig um den Hals, fühlt man sich auch komisch - egal, wie die Reaktionen sind, es ist immer ein Unbehagen mit im Spiel.
Trotz aller Liebe und allem Mitgefühl, steht man mit dieser Krankheit doch sehr allein da. Weil jeder, ob er es nun zugibt oder nicht, nur denkt: Gott sei Dank hat es mich nicht getroffen.
Das ist das Gemeine am Krebs.

Doch ist es auch eine Chance, sein Leben neu zu überdenken. Das hab ich gemacht und wie du auf meinem Foto oben sehen kannst (im August am Strand, nach der Therapie aufgenommen), glänzen meine Augen immer noch - bin ein unheilbarer Optimist, der nicht leiden will und auch meine Lieben nicht leiden sehen kann.
__________________
Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton

Geändert von nikita1 (20.11.2007 um 13:26 Uhr)
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