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Alt 10.09.2002, 12:19
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Standard Ein langer Abschied - Teil 2

Liebe Dagmar,

verzeih mir meine "Neugier". Ich versuche immer noch herauszubekommen, warum mein Mann so schnell starb.
Er hatte im Aug 01 die Diagnose Magen-Ca mit Leber-und Bauchfellbefall, wurde operiert und dann sofort massiv mit Chemos behandelt. Dabei wurde er immer schwächer und sein Blutbild immer schlechter. Ich glaube die Ärzte haben ihn zu "Tode behandelt". Er hatte diese sieben Monate, die er von der Diagnose bis zu seinem Tode hatte KEINE schöne Zeit,- nur Schmerzen und zusätzlich Thrombosen in allen Extremitäten.Er hat sehr gelitten und hat dennoch fast nie geklagt und sagte immer, ich werde gesund!! Und er starb im Kampf, wie ich schon sagte, er wollte weder mich noch sein Leben aufgeben,- er hätte Alles getan um zu überleben.Aber die Ärzte haben ihn nach Standardchema behandelt und das war´s.
Wie weit fortgeschritten war das Magen-ca bei Deinem Mann? Er hat doch immerhin 4 Jahre überlebt und das bei guter Lebensqualität.Und ihr konntet Euch noch Träume erfüllen. Ich weiß, das tröstet Dich nicht, aber Dein Mann konnte wenigstens noch einmal leben, wenn auch auf Zeit. Wenigstens das hätte ich meinem Mann gewünscht, sodaß wir ihm noch ein paar Herzenswünsche hätten erfüllen können.Nicht einmal diese Chance hatte er.Wir sind mitten aus einem glücklichen erfüllten Leben abgestürzt (von einem Tag zum anderen) und dann ging es nur noch weiter bergab.
Ich habe ihn über alles geliebt und habe getan, was ich konnte und hätte nochmehr getan,- aber auch ich wußte nicht mehr weiter.Meine Schuldgefühle sind immens,- ich begreife einfach nicht, daß ich nicht bemerkt habe, daß er Magenkrank war (es muß sich über einen längeren Zeitraum hingezogen haben)WIESO HABE ICH ES NICHT BEMERKT????Obwohl ich selbst Magenkrank bin!
Der Arzt sagte, wären wir 1 1/2 -2 Jahre früher gekommen, hätten wir ihn retten können!!
Du siehst auch ich verzweifle und bin immer noch in einem "tiefen Loch". Ich werde daraus auch nicht wieder hervorkommen.
Das mit der Kündigung ist hart, aber diese "Freistellung" kannst Du vielleicht nutzen um Dich "zu fangen" und die Sache mit einem neuen Job langsam angehen zu können. Hättest Du nicht Anspruch auf Witwenrente,- Du hast doch auch noch Kinder im Haushalt.
Ich weiß, der geliebte Vertraute fehlt, der mit dem man alles besprechen konnte...Ich fühle mich auch wie ein übriggebliebener Teil eines siamesischen Zwillings, denn so eng waren wir verbunden.Glaub mir, ich verstehe sehr gut, was in Dir vorgeht. Die Einsamkeit kann NIEMAND füllen. Es gibt Menschen, die können sich ablenken,- ich kann es nicht und wie Du schreibst,- unter Menschen ist die Einsamkeit noch größer!!!
Ich bleibe völlig für mich bis auf ganz wenige Menschen, die ich stundenweise um mich "ertrage". Außerdem habe ich hier liebe "Mitstreiter" gefunden (vor allen Dingen zwei) mit denen ich hier nun korrespondiere. Vielleicht hilft es auch Dir ein wenig. Und wenn man nur seinen Schmerz von der Seele schreibt!!!

Ich denke an Dich, alles Liebe, Nadine
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