Thema: Denkfehler?
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Alt 11.08.2012, 23:24
Aquintos Aquintos ist offline
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Standard Mama kommt nicht mehr klar

Hallo Ihr Lieben,

eigentlich wollte ich erst wieder etwas schreiben, wenn meine Mutter den Termin am Montag in der Klinik hatte.
Sie liest nicht mit (hat kein Internet).

Daß dieses (mein) Thema Unmut entwickelt, war nicht meine Absicht.
Wen meine Gedanken nicht interessieren...weiterblättern.

Es gibt so viele traurige und bewegende Geschichten hier im Forum; manchmal erkennt man sich selber wieder, gibt Ratschläge oder ist einfach nur froh, wenn es jemandem mal besser geht oder eine Lösung gefunden wird. Ich habe hier schon sehr viel Hilfe erfahren dürfen.
Wenn meine Berichte hier nicht gerne gesehen werden, dann möchte ich es gerne wissen.

Als Hinterbliebene möchte ich nur darüber berichten, was für mich selbst zurückgeblieben ist bzw. um welche Hinterlassenschaften ich mich kümmere.
Einen lieben Menschen/Angehörigen zu verlieren ist nicht einfach; und jeder geht damit anders um.
Ich dachte, ich könnte hier wertfrei darüber berichten, ohne verurteilt zu werden daß ich zwischenmenschliche Probleme hätte.

Der Verlust eines Lieben in einer bisher funktionierenden Kette muss irgendwie aufgefangen werden. Es fehlt ein Glied, ein anderes rückt auf....so sehe ich das. Und es tun sich Lücken in dieser Kette auf, die geschlossen werden müssen; egal wie. Sonst geht die Kette kaputt. So ist jedenfalls mein Denken.

Daß Grundproblem erster Stelle ist, daß meine Mutter von mir nun erwartet, daß ich meinen Papa ersetze. Das sagt sie auch ganz klar!
Was Papa gemacht hat und sie nicht kann: "Deine Aufgabe! Ich habe doch sonst niemanden."
Ich habe keine Geschwister, die Schwester meiner Mama ist vor 2 Jahren gestorben (sie hing sehr an ihr).
Es gibt Dinge, die mache ich auch gerne oder erledige es, weil es eben gemacht werden muss.

Aber ich mache sie nicht so gut wie Papa. Und das sagt sie mir auch ins Gesicht! Grausam sowas. Ich will ihn auch gar nicht ersetzen; jeder ist einzigartig. Ich mähe den Rasen halt anders. Das Ergebnis zählt! Und das ist eben nicht gut genug.

Ich möchte den Anschluss an diese oben beschriebene Kette (anders kann ich es nicht erklären) nicht verlieren. Ich möchte alles richtig machen, mal ein Lob einheimsen und meine Sache gut machen. Ich möchte meiner Mutter das Gefühl geben, nicht alleine zu sein und: das das Leben trotzdem weitergeht.

Klar könnte ich sagen: Dann mach doch selber....aber sie tut mit halt leid.

Nun hat sie unerklärliche Schmerzen, kann sich nicht mehr bewegen und jammert unentwegt. Das nervt! Sie möchte Mitleid, möchte mich nicht weglassen, will daß ich bei ihr einziehe....ich bin jetzt ihr Bezugspunkt.

Ich bin fast 42 und möchte das einfach nicht. Jedenfalls nicht auf Dauer.

Der Tag am Meer heute war übrigens sehr nett. Sie wollte eigentlich gestern Abend noch absagen (hat sie mir eben erzählt) weil sie meinte, sie schaffe das alles nicht.

Sie hat es geschafft, zwar mit Schnappatmung, wir haben am Strand gelegen (sie kam erst wegen ihrer Schmerzen gar nicht in die Horizontale...später nicht mehr in die Senkrechte) und wirklich einen netten Tag verbracht; wir haben sogar Tränen gelacht. Sie war wie ausgewechselt und der Tag hat ihr/uns gutgetan. Ich habe ihr auch gesagt, daß ich stolz auf sie bin, wie sie so alles meistert.
Die Antwort war: "Ja, aber meine Schmerzen müsstest Du mal haben...aber wenn Du älter wirst, bekommst Du das auch alles..."

Das Highlight: "Was soll ich dem Arzt denn am Montag erzählen, was ich habe?"
Ich: "Alles, was Du mir täglich in die Ohren jammerst. Wo es weh tut, wie lange schon...Kotz Dich da mal aus. Der kriegt sogar Geld dafür...."

Sie: "Aber das geht den doch alles gar nix an, wo es mir weh tut. Nachher steckt der mich noch in die Klapse...."

Sie blockt alles was mit "psycho" zu tun hat direkt ab. Psychosomatische Krankheiten gibt es nicht ihrer Meinung nach.
Das heisst, daß ich das Gejammere und das krakenhafte Einnehmen noch weiter ertragen werden muss.

Ich warte Montag mal ab. Und wenn ich darf, berichte ich auch hier darüber.
LG
Aqui
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Man sieht die Sonne langsam untergehen; und erschrickt doch, wenn es plötzlich dunkel ist.

Papa: *31.01.1948 +19.05.2012
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