Thema: Denkfehler?
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Alt 11.08.2012, 01:59
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Hallo Aquintos,

ich glaube, da hast du nur eine Chance: wenn sie keine Lust hat ans Meer zu fahren, dann sag ihr: "OK, fahr ich alleine. Und Tschüss bis übermorgen." Du drehst dich um und gehst, bevor sie irgendetwas sagen kann. Gut, ich weiss, ist jetzt wahrscheinlich zu spät. Dann halt bei der nächsten Gelegenheit.

Den Rasen hätte ich genau zweimal gemäht. Nämlich zum ersten und zum letzten mal. Da kannst du sicher sein. Du bist nicht da, um deine Mutter zu bespaßen und schon gar nicht bist du da, um als Prellbock ihrer Unzufriedenheit zu dienen. Ich bin selber nicht mehr so ganz jung und hoffe auch noch etwas älter zu werden. Doch meinen Kindern auf diese Art auf den Keks zu gehen? Niemals. Dafür sind meine Kinder nicht auf dieser Welt. Kein Kind ist dafür auf der Welt. So, wie du deine Mutter beschreibst, kann ich sie nur als "Jammerlappen" bezeichnen. Sorry, ich seh das so. Wer es bis zu diesem Alter nicht geschafft hat, mit sich selbst wenigstens einigermaßen zufrieden zu sein, der ist eben einer. Ihre eigene Schuld. Nicht deine. Dafür kannst du nichts. Trauer hin, Trauer her. Die ist nämlich sicherlich nicht die Ursache ihrer Unzufriedenheit. Du bist jedenfalls dafür nicht verantwortlich.

Zu meiner Mutter hatte ich nie ein besonders inniges Verhältnis. Jahrelang war sogar Sendepause. Nun, im Alter von inzwischen 90 Jahren, hat sie sich in eine Pflegeheim einquartiert, welches nur 500 m Luftlinie von mir entfernt ist. In der Annahme: "Da brauch ich nur zu pfeifen und der Helmut kommt angetrabt." Pustekuchen, das macht meine Schwester. Die hat auch jahrelang die Vorteile genossen. Es war auch vor langer Zeit so gewünscht, dass sie das macht. Warum auch immer. Am Anfang war auch ständig irgendwas, was furchtbar dringend sofort gemacht werden musste. In aller Regel stellte sich heraus, das dem gar nicht so war. Langeweile, was weiss ich. Den Zahn hab ich ihr gezogen. Natürlich, wenn meine Schwester in Urlaub ist, kümmere ich mich. Klar. Wenn denn mal wirklich "Not am Mann" ist, werde ich sie auch nicht im Stich lassen. War auch schon gewesen. Kein Problem. Doch ich stehe nicht auf Abruf, wenn sie pfeift. Hört sich hart an, ist auch so. Es ist zu viel passiert (oder nicht passiert).

Bei meiner Schwiegermutter ist das was anderes. Eine liebe und tolle Frau, die ihr letztes Hemd für uns und auch für mich gegeben hätte. Jetzt ist sie hilflos. Alzheimer. Für sie mache ich alles. Meine Töchter auch. Sie ist im gleichen Heim, wie meine Mutter. Auf der "Geschlossenen", wie man so schön sagt. Meine Schwiegermutter sehe ich wesentlich öfter.

Warum ich das schreibe? Ganz einfach: als Papa oder Mama muss man im Leben etwas dafür tun, damit sich die Tochter oder der Sohn auch gerne kümmert, wenn man alt und gebrechlich wird. Kinder sind keine Putzlappen, die man gebraucht und dann in die Ecke wirft. Der Standpunkt: ich bin dein Vater (oder deine Mutter), du musst! Das reicht nicht hinten und nicht vorne. Es geht dabei nicht um eine Rechnung so nach dem Motto: ich hab dir was Gutes getan, jetzt bezahle deine Schulden.

Ich kann dir nur raten, löse dich von ihr. Lass sie ihre Rentner-Bravo lesen und in eingebildeten Krankheiten versinken. Du hast dein eigenes Leben und das darf nicht vor die Hunde gehen dabei. Sonst blüht dir vielleicht irgendwann das gleiche wie ihr. Unzufriedenheit mit allem und jedem. Das heißt ja nicht, du sollst sie im Stich lassen. Doch nicht immer, jeden Tag, rund um die Uhr. Schon gar nicht diese ständige Nörglerei.

Was mich am meisten gestört hat, war: da sind ja vielleicht Kinder am Strand? Die stören! .... Hallo? Falscher Film? Denkt sie wirklich so?

Das aus der Sicht eines inzwischen fast 60-jährigen. Sorry, aber es gibt einige wenige Dinge, da denke ich sehr eng. Lass dich nicht unterkriegen.


Alles Gute,

Helmut
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