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Alt 06.12.2012, 23:41
juetlandfan juetlandfan ist offline
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Standard AW: mama, nun bist du ein engel

Liebe Tine,

ich hatte die letzten Tage ziemlich viel um die Ohren, sodass ich erst jetzt wieder am PC sitze. Also erstmal umarme ich dich und drück dich gaaanz fest.
Ich finde es ganz normal, dass es emotional so ein rauf und runter ist mit den Gedanken und Gefühlen. Es war bei mir genauso... jeder hat da so sein eigenes Tempo, aber irgendwie kommen immer wieder diese Bilder der letzten Tage des Abschiednehmens und dann das Reflektieren des Todes und Abschiednehmens. Es ging mir am Anfang ganz oft so und auch nach einem Jahr muss ich immer wieder daran denken (halt nur seltener als direkt nach Mamas Tod)
Ich kann dich und deine Schwester gut verstehen, doch zurückdrehen kann man es nicht. Wir alle wussten ja zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es die letzten Lebensminuten unserer Mütter waren. Dann hätte man ganz sicher 100% der Aufmerksamkeit auf die Mama gelenkt. Ich glaube, dass unsere Mütter einfach dankbar waren / sind, dass wir so viel Zeit in ihren letzten Lebenswochen und Stunden bei ihnen verbracht haben, dass es gar nicht so sehr auf die letzten Minuten ankommt ! Es war ein so wichtiger Liebesdienst, den ihr und wir gebracht haben, dass nicht nur die letzten Minuten zählen. Eigentlich könnt ihr dankbar sein, dass ihr überhaupt vor Ort ward. Mein Papa, mein Mann und ich waren bis ca 21 Uhr bei ihr und um ca 22 Uhr starb sie. Ich habe mir auch oft Vorwürfe gemacht,warum ich nicht bei ihr geblieben bin. Mein Mann war hundemüde, wollte nach hause und ich war innerlich hin und her gerissen zwischen Mann und Mutter. Hätte ich ihn damals nach hause gebracht und wäre wieder hingefahren... doch irgendwie waren wir alle drei ziemlich ausgepowert von den drei Monaten mit Hiobsbotschaften, Besserungen, Hoffnungen und Rückschlägen...das darf man nicht vergessen,wenn man zurückdenkt und sein Verhalten refekltiert...Ich befand mich damals in einem emotionalen Ausnahme-Schock-Nicht-Wahr-haben-Wollen-Zustand und wusste nur,dass die Lage seeehr ernst ist. Jetzt hat man auf eine gewisse Weise mehr Abstand und sieht es nüchterner... klar... trotzdem ist es wichtig für euch und uns, dass wir ein inneres Ja zu unserem Verhalten in der damaligen emotionalen und physisch geschwächten Verfassung finden, damit unsere eigene Seele zur Ruhe kommen kann und wir Kraft zum Weiterleben schöpfen. Keiner ist perfekt. Unsere Mütter kannten uns besser als jeder andere Mensch auf dieser Welt und sie haben ganz bestimmt keine perfekten Töchter erwartet. Ich glaube, dass ihr und auch wir ganz ganz vieles richtig gemacht haben und das zählt. Ganz liebe verschneite Grüsse sendet dir Katja
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