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Alt 08.04.2008, 09:41
hypnos hypnos ist offline
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Standard AW: Zysten und Mikrokalk in der Brust

liebe martina,
ich möchte dir nochmals etwas (sehr privates) von mir erzählen: die zuständige radiologin in unserem akh in wien, eine kapazunder, meinte damals bei der betrachtung meines kalks wortwörtlich: eines kann ich ihnen gleich sagen, und ich kenn mich aus, DAS ist sicherlich nicht gutartig.- in der fachsprache nennt man das "iatrogene traumatisierung" und ich hatte 5 folgetage, während derer ich auf den befund warten musste und mich mehr tod als lebendig sah - es war wirklich schrecklich. seither habe ich gelernt, dass es nur einen zuverlässigen befund gibt: wenn ein pathologe krebszellen findet. alles vorher ist spekulation, die zu nichts führt.

dennoch scheint mir die auseinandersetzung mit der frage "was, wenn ich krebs habe" eine sehr wichtige -
ich habe damals sehr viel unterstützung seitens meiner freundin bekommen, die selber an brustkrebs erkrankt war. für mich war wichtig, schritt für schritt reihenfolgen einzuhalten: zuerst einmal eine diagnose, dann eine operation, dann eine nachfolgebehandlung, oder zuerst eine chemo und dann eine operation, wie auch immer, aber nicht einen zukünftigen schritt in die gegenwart holen, wo er noch nicht brauchbar und nicht nutzbar ist.

meine chirurgin, die ich angerufen habe während ich auf den befund wartete (für mich war klar, das ding muss raus, egal, was es ist) lachte und meinte: wenn es "nur" mikrokalk (und im ultraschall kein korrelat gefunden wird) ist, dann ist es allerhöchstens ein DCIS und das metastasiert nicht. ich weiß nicht, ob der satz stimmt, aber ich möchte ihn dir weitergeben. er wurde mein rettungsanker.

ich habe also das glück und es war harmloser mikrokalk. ich habe seither mehrere ultraschall- und mammo untersuchungen, weil ich ja links knoten habe, die nicht darstellbar sind. ich muss dir nicht sagen, wie ich mich jedes mal fühle, wenn ich zur untersuchung muss - jede frau hier kann das weit besser beschreiben. die angst, das alte gefühl, es ist wirklich entbehrlich.
ich möchte dir nicht die angst austreiben, sondern dich ermutigen, realistisch auf die gegebenen umstände zu schauen. letztlich ein satz meiner freundin franziska: weißt du eva, wir alle leben doch nur ein scheinbar sicheres leben. wir alle glauben, dass es ewig so weiter geht und dass wir 80 oder 90 jahre alt werden, und zwar in dem zustand, in dem wir jetzt sind (wir sind knapp 40). der einzige unterschied eva, zwischen dir und mir ist, dass ich brustkrebs habe. jedoch sind wir beide endlich.

martina, ich drück dich unbekannterweise. ich sehe es als große chance, was wir hier teilen dürfen. sowohl die (scheinbar) gesunden als auch die "offensichtlich" kranken frauen. eine auseinandersetzung mit dem leben. die frage "wie" will ich leben. weil das ist das einzige, worauf wir alle einfluss haben.

alles liebe, und bleib da
eva

ps: ich würde gerne eine beratungsstelle für frauen gründen, die auf den befund warten. im grunde habe ich mir das 2004 versprochen. jetzt bin ich mit meiner ausbildung fertig (ich bin psychotherapeutin) und dank dir, martina, weiß ich, was ich zu tun habe. auf den befund wartende frauen sind weder "fisch noch fleisch" und auch das kann als sehr belastend empfunden werden.

Geändert von hypnos (08.04.2008 um 09:45 Uhr)
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