Einzelnen Beitrag anzeigen
  #5  
Alt 14.12.2013, 08:50
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.11.2010
Ort: ulmer ecke
Beiträge: 1.150
Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

lieber hermann..
es tut mir leid, daß du schon soooo viele schlimme erfahrungen hinter dir hast und ich möchte dir mein mitgefühl aussprechen.
zu deiner frage nach dem sinn möchte ich dir folgende zeilen mitgeben:
mein leben hatte von kindheit an schwere einschnitte. ich mußte viel erleben an leib und seele.
es gab zeiten, da wäre ich fast dran zerbrochen, hatte keinen lebenswillen mehr und suizid wurde immer mehr ein ziel für mich. ich war dann lange zeit in der psychiatrie um einiges aufzuarbeiten. danach war ich anderthalb jahre in ambulanter therapie. dort habe ich mich neu kennengelernt, wurde mir meiner stärke bewußt. das ergab dann für mich sinn. diese überstandene zeit stärkte meinen glauben an mich selbst. und ich fing an, anderen menschen mit ähnlichen schicksalen helfen zu können. das war ein schönes gefühl.
dann vor drei jahren schlug das schicksal zweifach zu. gleichzeitig erkrankte meine mami an krebs und bei meiner tochter wurde ein hirntumor entdeckt. das war sehr hart. ich begleitete beide so gut ich konnte. manchmal zerriss es mich schier. meine tochter hatte unzählig viele ops und die letzte war die entscheidenste. ich wußte nicht, ob und wie ich mein kind aus dem op wieder sehen würde. kurzfassung: sie überlebte die operation, hatte währenddessen drei schlaganfälle, lag lange auf intensiv. danach folgte reha, denn sie mußte z.b. wieder das laufen lernen. bis heute hat sie noch beeinträchtigungen, ist momentan wieder auf reha. aber sie lebt und kann wieder ein stückweit am leben teilnehmen.
meine mutter starb letztes jahr im oktober, ebenfalls im hospiz. ich habe sie 12 tage und nächte begleitet, bis sie dann für immer gegangen ist.
auch ich habe immer wieder nach dem sinn gefragt und ich bekam auch meine antwort:
durch meine viele erfahrungen in verschiedene lebensbereiche kann ich anderen menschen helfen. und das durfte ich oft erleben... es ist ein geschenk für mich. ich bin mittlerweile in mehreren bereichen tätig: sterbe- und trauerbegleitung, krankenhausbesuchsdienst und familienbegleiterin.
all das könnt ich kaum machen, hätte ich nicht diese schlimme zeiten erlebt. ich kann mich sehr gut in die hilfesuchenden menschen reinversetzen und darf ihnen was geben. und oft nehm auch ich aus diesen begegnungen was mit.
ich möchte dir mut zusprechen... sei dankbar für die schöne zeit, die du und deine frau hattet.. für eure begegnung und dem gemeinsamen weg, den ihr hattet. ihre begleitung auf deinem weg ist nun beendet, aber dein weg geht weiter. und unsere lieben da oben wollen das auch so.
lieber hermann, ich wünsch dir von herzen alles erdenklich gute und daß du wieder fuß auf deinem weg fassen kannst.
liebe grüße von tine
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
Mit Zitat antworten