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Alt 05.04.2013, 20:35
Arsinoe Arsinoe ist offline
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Standard AW: untertherapiert?

Hi liebe Katrin

Oh ja, ich schreibe gerne. Bin eine richtige Plappertante!

Ich finde es gut, dass du so offen bist. Dieses Credo, man müsse ums Überleben kämpfen um jeden Preis, finde ich persönlich nicht gut. Jede und Jeder muss für sich selber den Weg finden, der passt.

Zitat:
Zitat von parkerv25 Beitrag anzeigen
endlich hat sich mal jemand um MICH gekümmert, nicht immer nur andersrum.

noch immer betrachte ich den krebs nicht als meinen feind. er war mein ausstieg aus der tretmühle
Das kann ich SEEEEEHHHR gut nachvollziehen!!!

Ich habe zwar kein Kind - alle Achtung, dass du deine Tochter allein gross gezogen hast! - aber ich war vor der Diagnose auch fix und fertig. Habe mich nur noch so von Verpflichtung zu Verpflichtung geschleppt und mich gefragt, wann ich wohl zusammenklappe.
Irgendwie geniesse ich es auch total, jetzt Zeit für mich zu haben. Manchmal denke ich, ich sollte sie besser nutzen. Mehr daraus machen. Aber das ist eigentlich wieder vollkommen verkehrt. Es geht ja darum, sich mal zu erholen. Nicht immer etwas tun zu müssen.
Wobei ich sagen muss, dass ich mich zu einem grossen Teil selber so stark unter Druck gesetzt habe. Gerade im Verhältnis zu meinem Schatz. Ich habe mir das so eingerichtet, kann also niemandem die Schuld geben. Und vieles anderes, was mich so gestresst hat (z. B. meine Firma, die bachab ging) habe ich mir auch selber eingebrockt. Ich würde rückblickend sagen, ich war ganz einfach grössenwahnsinnig. Ich habe gedacht, ich schaffe alles. Ganz nach dem Wahlspruch meiner Grossmutter "We me wott, de cha me scho!" (Wenn man will, dann kann man!)

Tja, und nun hat uns diese Krankheit aus dem Hamsterrad katapultiert. Das finde ich persönlich auch ganz gut.

Aber natürlich mache ich mir schon wieder Sorgen: Was ist, wenn ich nun wieder als arbeitsfähig eingestuft werde, arbeiten gehe - und dann fast zusammenklappe oder sogar die Kündigung erhalte, weil ich nicht mehr die gefragte Leistung erbringe? (Ich arbeite in der Schweiz, habe keinen besonderen Kündigungsschutz.) Oder was ist, wenn die 2 Jahre abgelaufen sind und ich kein Krankentaggeld mehr bekomme und die Invalidenversicherung Stunk macht?
Was ist, wenn ich sterbe und mein Schatz total zusammenbricht?
Du siehst, mir wird nie langweilig ...

Nun ja. Damit muss ich wohl leben. Die Sicherheit, die ich mir wünsche, gibt es nicht.

Zurück zu dir: Ja, nun besteht die Gefahr, dass du in eine neue Tretmühle gerätst. Es ist total schwierig, abzuschätzen, was gut und richtig ist. Aber ich denke, es macht keinen Sinn, sich verrückt machen zu lassen. Versuche dich, nach deinem "Bauchgefühl" zu orientieren. Und dann blick nicht zurück, im Sinne von "hätte ich vielleicht doch nicht ...?" Verstehst du, was ich meine? Es wird immer Leute geben, die versuchen werden, dir zu sagen, was du tun sollst. Bei dieser Krankheit scheinen ja Hinz und Kunz eine Meinung zu haben. Und im Grunde weiss doch niemand etwas. Weil es halt sehr komplex ist und sich ständig verändert.

Gut, dass du den 1. Onkologen abgeschossen hast. Deppen gibt es offenbar viele. Habe mir schon überlegt ein Buch zu schreiben. Im Ernst: Du kannst natürlich weitere Meinungen einholen. Und das würde ich wohl an deiner Stelle tun. - Und dann etwas entscheiden und sich nicht mehr fragen, ob es das Richtige war.

Und ja: Lass es dir gut gehen! Schlafe so viel du magst, guck an die Decke und träume, koch gute Sachen ...

Einen schönen Abend und eine erholsame Nacht!
Arsinoe

Geändert von Jutta (07.04.2013 um 15:44 Uhr) Grund: Wortlaut!
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