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Alt 23.06.2005, 15:53
Gast
 
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Standard Wie gehen Jugendl. mit Krebs der Großeltern um?

Hallo Dani,
ich glaube, es ist schwierig, einen allgemein gültigen Ratschlag zu geben, denn die Verarbeitung einer solchen Belastung läuft bei jedem unterschiedlich ab. Ich kann Dir nur meine Erfahrungen schildern; vielleicht helfen sie Dir ja weiter. Bei mir sind es nicht die Großeltern, sondern beide Eltern, die erkrankt sind. Die Diagnosen wurden 2003, 2004 und leider ganz aktuell (Rezidiv) letzte Woche gestellt. Ich (25) habe mich der ganzen Sache von Anfang an sehr offensiv gestellt. Ich habe viel darüber gesprochen, Informationen gesucht, wo ich nur konnte, war bei allen Arztgesprächen dabei etc. Im Gegensatz dazu sagt mein Bruder (vier Jahre jünger) nichts dazu. Er möchte immer nur die grundlegenden Informationen wissen, darüber hinaus aber nichts. Im Grunde genommen macht er das größtenteils mit sich selbst aus. Als wir 2003 das erste Mal mit der Erkrankung konfrontiert wurden, war dieses Verhalten ein Riesenproblem für uns. Alle gingen offensiv mit ihren Gefühlen um, nur er nicht. Er hat alles in sich "hineingefressen". Das ist natürlich nicht gesund, zumal mein Papa da das mahnende Beispiel ist, denn er hat nie über seine Gefühle gesprochen und - wie ich meine - deshalb auch einen Grundstein für seine (Darm)krebserkrankung gelegt. Wir haben also versucht, meinen Bruder mit allen Mitteln zum Reden zu bringen, jeder von uns (und wir haben einen großen Familien-bzw. Bekanntenkreis;-) hat mit ihm geredet, aber geholfen hat es nichts. Heute weiß ich, dass ich das akzeptieren muss. Nicht jeder kann offen über die Situation sprechen. Wichtiger ist, ihm zu vermitteln, dass er jederzeit mit mir reden kann und ich immer für ihn da bin. Er hängt sehr an meinen Eltern, aber darüber reden kann er nicht. Ein anderes Beispiel ist eine Freundin, die ihren Vater kürzlich verloren hat. Sie hat während seiner Erkrankung ebenfalls nicht viel darüber gesprochen. wenn es ihr schlecht ging, hat sie sich Abwechslung gesucht, ist zum Beispiel reiten gegangen. Vielleicht hilft es Deiner Tochter eher, wenn sie sich ablenken kann. Sie wird mit Sicherheit unter der Situation leiden, aber wie gesagt, nicht jeder kann darüber reden. Es gibt von der Deutschen Krebshilfe auch einen blauen Ratgeber zum Thema "Hilfen für Angehörige" (http://www.krebshilfe.de/neu/infoang...Hilfen0104.pdf), da ist auch ein Abschnitt über Kinder. Darüber hinaus gibt es eine Internetseite namens www.kinder-krebskranker-eltern.de; vielleicht hilft Dir das ja ein bißchen weiter. Ich denke, mit dieser Krankheit konfrontiert zu werden, ist immer belastend, egal, ob Eltern, Großeltern oder andere erkrankt sind.
Alles Gute für Deine Mutter, Deine Tochter und Dich,
Andrea
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