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Alt 14.01.2009, 12:30
chrisi0211 chrisi0211 ist offline
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Standard AW: Wann lässt der Schmerz endlich nach?

Liebe Lisa!

Das, was Du machst im Moment ist nichts anderes als die Trauer zu "dosieren", indem Du Dich ablenkst, mit Freunden triffst oder sonstwas machst... Es ist "normal", daß es Dir mal gut geht und Dich dann aber plötzlich wieder der Schmerz, die Sehnsucht überfällt, so daß Du weinen und schreien könntest... Es ist auch wichtig, daß Du nicht nur "stark" bist, sondern Deine Tränen laufen läßt... Deswegen wirst Du nicht manisch depressiv, Du steckst inmitten der "Trauerarbeit", das ist ein schreckliches Wort, aber es heißt nicht umsonst so, denn man muß verarbeiten. Ich erlebte das bei meinem Bruder ganz gleich und jetzt bei Tante wieder. Es gibt Tage oder Stunden, da kann ich ganz "normal" lachen, ganz "normal" mich über was freuen und zack-brack überfällt es mich wie aus heiterem Himmel, dann sitze ich da und weine... Weißt Du weinen ist eine Art "Befreiung", es nimmt den ärgsten Druck von der Seele - ich empfind´s halt so. Es ist irgendwie ein ständiges Auf und Ab... Vor den Gefühlen kann man ohnehin nicht "weglaufen". Ich find´s auch total wichtig, darüber zu reden, auch wenn´s noch so schwer fällt und man mit den Tränen kämpft.
Ich finde, daß Du das schon ganz "richtig" machst... Ja, Dein Schatz hätte es sicher nicht gewollt, daß Du leidest, ich denke, daß das niemand will, der uns verlassen mußte.

Ich kann Dir nur sagen, daß ich heute noch manches Mal mit dem Schicksal meines Bruders hadere (es sind immerhin schon 5 1/2 Jahre vergangen seither), daß ich heute noch manches Mal sehr traurig bin darüber, aber gleichzeitig empfinde ich Dankbarkeit, verspüre ich, daß er in meinem Herzen weiterlebt und da bleibt er auch so lange ich lebe , es ist das Gefühl einer Liebe zwischen Geschwistern halt, welches mir niemand wegnehmen kann.

Bei Tante ist es ja "erst" ein halbes Jahr her und doch begann die Trauer schon irgendwie vor ihrem Tod, mittlerweile kann ich damit auch "gut" umgehen... Es fehlen mir die Gespräche mit ihr, es fehlt mir ihre gutgelaunte, föhliche Art, es fehlt mir, daß sie nicht einfach so Mal reinkommt jeden Tag, sie fehlt mir unbeschreiblich... Dann sehe ich sie wieder vor mir, wie sie gekämpft und gelitten hat, dann bin ich "froh", daß sie nicht mehr leiden muß... Es ist so ein Zwiespalt der Gefühle, es ist eben mal "normal" und dann trifft mich die Traurigkeit wieder mit voller Wucht...- und auch das ist "normal", ich versuche auch oft mich "abzulenken", irgendwas zu tun, nur nicht grübeln...

Lisa, nimm´es so an, wie es ist, erfreue Dich, wenn Du lachen kannst, wenn Du liebe Menschen um Dich hast und weine, wenn Dir danach ist... Die Zeit ist dabei auf Deiner Seite...

lg Chrisi
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