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Alt 22.10.2007, 15:55
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 426
Standard AW: Angst, dass wir daran zerbrechen

Hallo,

Zitat:
Zitat von wölkchen Beitrag anzeigen
mein Papa ist nicht schlecht. Wir haben ihn alle irgendwie lieb-er machts uns nur nicht leicht.
Nein, ist er sicher nicht. War mein Schwiegervater auch nicht, ist Heikes Vater sicher auch nicht, und Normas Verwandter ebenso wenig... Aber krank ist er, und mit seiner Krankheit zerstört er nach und nach nicht nur sich selbst, sondern auch sein persönliches Umfeld - und zieht alle mit in den (seinen) Abgrund, die sich dagegen nicht zu wehren verstehen :-(

Alkohol enthemmt nunmal. Im Rausch öffnet er die Tür zum Unterbewussten - ob da nun Depris, Aggressionen oder sonstwas rauskommen... jedenfalls sind "die Schleusen geöffnet", und die anderen müssen es ausbaden. Im nüchternen Zustand ist das alles wieder vergessen. Und bei Entzug kreist das Denken ohnehin nur noch darum, wie der Alki an den nächsten Schnaps kommt. Da gibt es keine Rücksicht mehr, keine Freunde, kein gar nichts :-( Aber das kennst du ja alles aus leidiger Erfahrung schon von Kindheit an.

Ich weiss nicht, ob es an den weggesoffenen Gehirnzellen liegt. Aber dass Alkohol eine der Drogen ist, die die Persönlichkeit eines Menschen nachhaltig verändern, ist leider so. Wie Norma und Heike schon schrieben: wenn es halbwegs firedlich abgesehen sollt, dann werdet ihr in "ausklammern" müssen. Nichts wichtiges mit ihm besprechen, ihm am besten auch nicht widersprechen, alles von Bedeutung nur in seiner Abwesenheit klären...

Ein Scheiss-Spiel :-(

Zitat:
Denke mir gehts oft so nah, grade der Alkohol bei meinen Eltern, weil ich da etwas vorbelastet bin... Meine Eltern haben beide getrunken, einer mehr als der andere. In der schlimmsten Zeit war ich 9, die ham sich echt ohnmächtig gesoffen. Keine schöne Zeit, grausige Erinnerungen. Möcht auch garnicht näher darauf eingehen.
Natürlich nicht. Was ich an deiner jetzigen Situation so schrecklich finde: die Dinge wiederholen sich (sofern ich das von ganz ganz aussen überhaupt ermessen kann). Du wirst als Kind schon die Verantwortung für deine alkoholkranken Eltern getragen haben. Und jetzt, fast 2 Jahrzehnte später, trägst du sie wieder. Für die krebskranke Mutter und den alkoholabhängigen Vater :-(

Zitat:
Stefan, finds gut dass hier ma jemand richtig wütend wird! Ich werds eher zu selten
Ich find's nicht so gut - weil ich nicht nur _hier_ wütend werde. (Ich treibe mich hier herum, weil meine Frau BK hat. Sie selbst ist nicht hier, weil ihr das zu belastend ist. Nur selten liest sie mal was, und ab und zu erzähle ich ihr von den threads hier. So auch gestern über diesen thread, weil er mich halt so an meinen Schwiegervater erinnert hat.)

Jedenfalls hat die Diskussion über dieses Thema bei uns gestern den schlimmsten Ehekrach seit langer Zeit ausgelöst. Auch, wenn die Ereignisse mit meinem Schwiegervater schon länger zurück liegen... Der Punkt, über den meine Frau und ich uns immer noch fürchterlich in die Haare kriegen, ist der, wie man als Angehöriger (und, wie Heike es so richtig gesagt hat: Co-Abhängiger) damit umgeht.

Meine Frau und ihre Familie haben das so gemacht, wie Norma und Heike es dir empfohlen haben. Nämlich um des lieben Familien-Friedens-Willens (wie Norma es treffend formuliert hat) den Alki tolerieren, aber eben ausklammern und nicht ernst nehmen. Meine Position dazu ist eine sehr viel härtere. Die Überzeugung, dass man, um sich aus dieser Co-Abhängigkeit zu befreien, den Alki ablehnen und verstossen muss. Wenn er sich nicht behandeln lassen will... OK, dann fliegt er halt raus und kann in der Gosse enden, bis er irgendwann vielleicht mal was merkt.

Ja, ich weiss, dass ich jetzt wieder herzlos bin. Aber im Unterschied zu meiner Frau (und sicher vielen hier) verbindet mich emotional kaum etwas mit meinen Eltern. Allenfalls Hass und Verachtung. Meine Frau hingegen hat ihren Vater geliebt. Und letztendlich glaube ich, dass es das ist, worauf die persönliche Entscheidung beruht, wie man mit alkoholabhängigen Angehörigen (oder generell: allen Menschen) umgeht. Und wobei man auch mit endlos Diskussion und Streit nicht zusammen kommt, wenn diese Basis unterschiedlich ist. Da muss halt jeder tun, was er vom Gefühl her tun muss. Und schauen, dass er damit irgendwie leben kann.

Zitat:
Schön, dass ihr da seid... alleine würd ich an mir zweifeln***
Dazu hast du überhaupt keinen "Grund". Das weisst du sicher auch selbst. Was du gerade auf dich nimmst, ist das undankbare und schwere Angehörigenschicksal in einer ziemlich verfahrenen Situation. Und ich habe den Eindruck, das du da viel mehr tust, als man von einem Menschen erwarten kann. Ich würde es nicht tun (zumindest nicht für meine Eltern - sondern nur für meine Frau). Ich würde in deiner Lage wohl abhauen, "die Schotten dicht machen" und mich mit aller Kraft dagegen wehren, diese Dinge seelisch an mich heran zu lassen. Insofern: die gebührt mein höchster Respekt für das Engagement, das du da zeigst! Nicht jeder hat diese Stärke.

Viele Grüße,
Stefan
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