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Alt 09.09.2004, 13:04
Gast
 
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Standard Was kann ich noch tun?

Hallo Beatrix
Es tut mir leid, dass sich der Gesundheitszustand deines Mannes so sehr verschlechtert hat.
Ich habe mit meiner Familie meiner Vater mit dieser Krankheit begleitet. Er starb am 16.8.04 auf der Palliativstation. Unsere Geschichte kannst du lesen in "Vom Kreiskrankenhaus zu Prof. Klapdor".
Die Palliativpfleger sagten, es wäre "best supportive care" angesagt, nach meinem Verständnis heißt das "die am besten den Patienten unterstützende Pflege". Heißt nicht: wir versuchen noch zu kämpfen auf Kosten der Lebensqualität. Best supportive care beinhaltet, dass dein Mann entscheiden darf, was er essen möchte, ob er überhaupt essen möchte, beim Trinken genauso (Papa bekam auch mal ein Bier, auch am Abend, als er von uns ging). Medikamente nur, wenn sie lindernd wirken. Künstliche Ernährung macht auch keinen Sinn, sie verlängert nur die für deinen Mann sehr anstrengende Phase der Schwäche. Das Wichtigste ist eine ausreichend hohe Dosierung und Kombination von Schmerzmitteln. Hoch genug, damit dein Mann keine Schmerzen hat und niedrig genug, dass er noch möglichst gut am Leben teilnehmen kann.
Es ist schwer, den weiteren Verlauf anzunehmen. Aber ein Ablehnen und Kämpfen macht dich nur schwächer und hilft deinem Mann nicht. Wir haben mit Papa viel über den Tod und das Danach gesprochen. Es macht auch nichts, wenn man zusammen weint. Im eigentlichen Sterben ist es sehr wichtig, dem Gehenden zu sagen, dass er gehen darf. Man muss ihm Sicherheit geben, dass seine Familie ohne ihn klarkommt. Mein Papa wollte nicht loslassen und stemmte sich mit den Armen sich gegen den "Sog". Erst, als wir ihm Zusammenhalt und Klarkommen ohne ihn versichterten und ihm sagten, dass er gehen darf, schlief er friedlich ein. Vielleicht tröstet es dich, dass wir für uns eindeutige Beweise haben, dass der Mensch nach dem Tod nur woanders ist und man nur eine Zeit getrennt ist. Bei uns sind so Sachen passiert, die nicht in den Bereich Einbildung passen. Hört sich wirr an, aber wir haben es erlebt. Ich habe vor Freude geheult. Das, was ich immer hoffte, wurde für mich/uns Wahrheit. Ich hätte heute nicht so einen inneren Frieden, wenn wir Papa nicht so gut begleitet und unterstützt hätten. Es ist enorm beruhigend, wenn man sich keinerlei Vorwürfe machen kann.
Liebe Beatrix, vielleicht kannst du das Schicksal besser annehmen, wenn du mal ein Buch von Moody oder Kübler-Ross liest. Das Leben ist nicht mit dem Sterben vorbei. Im Hinterbliebenen Forum haben wir unsere Erfahrungen im "Zeichen von unserem geliebten Menschen" geschrieben. Im Hinterbliebenen Forum wir man sehr gut unterstützt und aufgefangen.
Beatrix, ich wünsche dir viel Kraft. Jeder Abschied ist auch ein Neuanfang. Ich weiß, dass sind harte Worte, aber man darf über den Tod und Krankheit das Leben nicht vergessen. Auch wenn der Tod des Partners viel schlimmer ist als der Tod eines Vaters.
Nutze die Zeit mit deinem Mann. Auch, wenn die Zeit jetzt sehr schwer ist, so ist sie doch wertvoll und eure Beziehung kann eine Qualität erreichen, die nur durch solche Grenzerfahrungen möglich ist.
Alles Liebe, Sonja
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