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Alt 25.12.2016, 23:23
Julia93 Julia93 ist offline
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Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Hallo zusammen,

gerade habe ich gesehen, dass mein letzter Beitrag 10 Monate her ist...die Zeit vergeht wie im Flug.
Es ist mal wieder Weihnachten. Das dritte ohne meinen Vater und es ist wieder einmal anders. Irgendwie kommt keine Routine rein.
Das erste Jahr habe ich alleine mit meiner Mutter verbracht. Das zweite Jahr war dann Ihr neuer Partner dabei. Dieses Mal war ich alleine. Nein, das stimmt nicht ganz. Mein Freund hat mit mir Heiligabend verbracht, weil meine Mama fast zwei Stunden weit weg gezogen ist. Ich dachte, dass das mit der Fahrerei blöde ist und ich sie deshalb heute besuchen fahre. Kurz gesagt: Es war schrecklich. Schrecklich traurig und einsam, den Heiligabend ohne meine Mama zu verbringen. Und ihr ging es genau so. Vielleicht kommt auch noch dazu, dass unser altes Haus verkauft ist und ich quasi kein "Zuhause" mehr habe. Das erste Weihnachten im neuen Haus und dann auch noch ohne wirkliche Familie. Normalerweise sagt man, dass man an Weihnachten nach Hause fährt, zu seiner Familie. Bei mir funktioniert das nur leider nicht, weil unser Zuhause nicht mehr da ist und meine Mama weg gezogen ist. Heute haben wir Sie dann besucht und beim Abschied ist mir mal wieder klar geworden, wie sehr ich sie vermisse. Im Auto bin ich danach in Tränen ausgebrochen, weil ich mir so sehr wünsche, dass meine Mama einfach nur um die Ecke wohnt und wir uns häufiger sehen könnten. Klar, wenn ich ehrlich bin, sind zwei Stunden Entfernung auch nicht sooo unglaublich weit, aber viel zu weit, wenn ich das Bedürfnis habe, Sie zu sehen, weil mich vielleicht etwas bedrückt. Ich glaube, dass es ihr ähnlich geht, aber weil wir beide nicht so gut über unsere Gefühle sprechen können, weiß es niemand wirklich von dem anderen.
Vielleicht denkt ihr ja jetzt, dass ich anscheinend einen ziemlichen Sprung in der Schüssel habe. Und ich selber denke das auch manchmal. Ich glaube, dass ich durch den Tod meines Papas einfach noch mehr an meiner Mutter hänge und Angst habe Sie auch noch zu verlieren.
Normalerweise ist es ja auch so, dass die Kinder irgendwann ausziehen und sich was neues aufbauen. Bei uns ist irgendwie alles genau andersrum und das wirft mich aus der Bahn. Ich möchte nicht mehr mit meiner Mutter zusammen wohnen...aber mit 23 Jahren ist es doch noch ok, seine Mama in seiner Nähe wissen zu wollen, oder? Sie vielleicht abends nochmal schnell besuchen zu können und über den Tag zu quatschen.
Sie ist meine Familie...nachdem mein Papa und dann meine Oma gestorben sind.
Übrigens habe ich vor ein paar Tagen von dem Tod meines Vaters geträumt. Ich habe im Schlaf geweint und jedes Mal wenn ich aufgewacht bin und gehofft habe, dass ich beim nächsten einschlafen von etwas anderem träume, kam es trotzdem wieder. Laut Google ist es ein Anzeichen von psychischen Problemen, wenn man im Schlaf weint. Das hat mich mal wieder darauf aufmerksam gemacht, dass ich und wahrscheinlich auch meine Mutter, mir oder uns professionelle Hilfe hätten suchen sollen. Ich bin immer noch nicht über das Geschehene hinweg...Immerhin hat unser Erbstreit auch bis Oktober diesen Jahres angedauert. Ich wünsche mir, dass es 2017 endlich bergauf geht. Und dass Menschen, denen ich meine Geschichte erzähle, mich nicht mehr bemitleiden, sondern, dass mir gesagt wird, dass ich stolz auf das sein kann, was ich gemeistert habe.
In diesem Sinne wünsche ich allen noch ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das nächste Jahr. Verbringt es mit den Menschen, die euch am Herzen liegen, denn man weiß nie, wieviel Zeit einem noch dafür bleibt.
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Liebe ist stärker als der Tod!
Papa 04.10.1948 - 25.04.2014
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