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Alt 29.05.2009, 10:07
Taddl Taddl ist offline
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Standard AW: mein Papa starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs

Liebes morlienchen, auch von mir mein Beileid.

Ich habe deinen Thread gelesen und kann das alles so nachvollziehen. Ebenso wie Timm´s Beitrag, der mir fast aus der Seele spricht.

Mein Stiefvater bekam die Diagnose 2 Monate nachdem die Krankheit von Patrick Swazy bekannt wurde. Auch ich überlegte mir, ob es fair ist, das er noch lebt (nach fast 2 Jahren). Ist das so, nur weil er die finanziellen Mittel dazu hat? Mein Stiefvater hätte sich so sehr noch 2 Jahre gewünscht. Aber die andere Seite ist, das ich mir nicht vorstellen kann, das Patricks Leben noch lebenswert ist.

Auch ich bin der Meinung, das die Diagnose BSDK ein Todesurteil ist. Deshalb fällt es mir immer schwer auf Beiträge zu antworten, wo sich Hoffnung gemacht wird. Realistisch gesehen, liegt die Chance bei weniger wie 10%. Das ist meine Meinung und ich möchte niemanden die Hoffnung nehmen. Doch ich bin immer bemüht, realistisch zu denken, damit ich nicht in ein tiefes Loch falle.

Nur widerspreche ich dir, Timm, nicht der Tod ist das Arschloch. Im Grunde sind wir selber daran schuld, weil wir alle so tun, als würden wir ewig leben. Der Tod gehört zum Leben und niemand bereitet uns darauf vor, weil es tatsächlich ein Thema ist, das wir alle verdrängen. Obwohl wir am Ende alle den selben Weg gehen.
Ich versuche das meinen Kindern zu vermitteln. Der Tod gehört dazu. Diese Erkenntnis habe ich jedoch erst, seit mein Stiefvater gestorben ist. Dessen Lieblingsspruch war immer: "So schnell stirbt man nicht". Auf schmerzliche Weise musste ich lernen, dass das womit ich jahrelang aufgewachsen bin, nicht stimmt. Mein Stiefvater verstarb innerhalb von 7 Monaten.

Der Verlust meines Stiefvater belastet mich heute auch noch sehr. Aber die Zeit der Erkrankung war viel schlimmer. Diese Hoffnungs- und Hilflosigkeit, die Frage warum. Der Gedanke an gesunde Zeiten. Daran das er ich mehr in der Sonne sitzen konnte, nicht mehr essen konnte. Der Verfall seines Körpers. All das raubte mir die Kraft. Als es vorbei war, war ich indirekt glücklich, das er es hinter sich hat. Nicht mehr leiden muss. Keine Schmerzmittel nehmen muss, die ihm das normale Denken nahmen.

Als er zu Haus starb, bin ich hingefahren und wir konnten gemeinsam 6 Std. lang von ihm Abschied nehmen, bevor er zum letzten Mal durchs Treppenhaus "ging". Ich empfinde dies als Privileg, weil es in unserer Gesellschaft nicht mehr dazu gehört auf diese Weise Abschied von einem Angehörigen zu nehmen. Es war ein "schönes" Erlebnis. Ihn nochmal streicheln, bei ihm weinen und lachen.

Jedoch habe auch ihn vor Augen, wenn ich Bilder von Patrick Swazy sehe. Wie die Körper sich gleichen. Als die Falschnachricht von seinem Tod veröffentlich wurden, habe ich geweint. Einmal um meinen Vater und dann noch, weil wieder jemand an dieser schrecklichen Krankheit verstorben ist.

Ich bin in Gedanken bei allen betroffenen Familien und wünsche allen viel Kraft und das beste.

Liebe Grüsse Taddl
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In unserer Sanduhr fällt das letzte Korn,
ich hab gewonnen und hab ebenso verlorn'.
Jedoch missen möcht ich nichts,
alles bleibt unser gedanklicher Besitz.



Mein (Stief) Papa:
27.10.1948 - 08.10.2008
BSDK-Diagnose im April 08

Geändert von Taddl (29.05.2009 um 10:12 Uhr)
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