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Alt 19.02.2006, 15:20
Gänseblümchen Gänseblümchen ist offline
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Standard AW: Krebs bei meiner Mama!

Hallo liebe Katharina,

endlich komme ich auch mal dazu, dir zu schreiben! Ich bin nämlich ein wenig im Stress, da noch viel zu erledigen ist vor Ghana. Aber das hat dir bestimmt auch schon Morlen erzählt. Helle, weite Kleidung brauchen wir. Sowas hab ich gar nicht. Also musste ich den Kleiderschrank meiner Mama (also die Sachen, die wir noch hier haben) bzw. die Schränke meiner weiblichen Verwandschaft plündern. Jetzt habe ich zwar Sachen, aber einen Schönheitswettbewerb werde ich wohl nicht damit gewinnen! Egal!
Du hast recht, dass ist echt eine unglaubliche Geschichte mit uns !!!! Aber ich finde es total super cool!!!!! Vll können wir uns ja auch mal treffen!

Schön, dass es dir wieder ein bissl besser geht! Ich wünsche dir, dass du kein Pf. Drüsenfieber hast, denn das ist echt eine Mist-Krankheit. Ich und mein Bruder hatten das Drüsenfieber auch schon, und uns ging es echt beschissen! V.a. ist es super langwierig. Also drück ich dir ganz feste die Daumen, dass du dieses Fieber nicht hast!

Meine Mama lag die ganze Zeit in Reinbek auf einer ganz normalen Inneren Station. Wir hatten sehr viel Glück mit den Ärzten und Schwestern, die sehr, sehr nett, liebevoll und verständnisvoll zu uns allen waren. Auch hatten wir Glück mit den Zimmern. Über Ostern, also in der Zeit, in der Gehirnmetastasen festgestellt wurden, hatte meine Mama ein Zimmer mit einem Sofa drin, dass zu einem Bett ausgezogen werden konnte.
Natürlich kann man auch sagen, dass das KH-Personal vll nur so nett war, weil es Mama schlecht ging oder weil wir Privat-Patienten sind. Aber das glaube ich nicht. Die ganze Zeit über haben wir uns sehr gut betreut gefühlt in Reinbek, und der behandelnde Professor war sehr, sehr nett, und man merkte, dass ihn die ganze Sache auch nicht kalt lässt.

Zum Schluss hatte meine Mama auch keine Haare mehr. Während die Chemo noch sehr "haar-freundlich" war (=>kein größerer Haarausfall), fielen bei der Kopfbestrahlung doch vermehrt die Haare aus. Wir haben dann einen befreundeten Friseur angerufen, der auch ins KH kam und meiner Mama die Haare abrasierte. Außerdem bekam sie eine Perücke, die ihrer ursprünglichen Frisur sehr ähnlich war.
Schön, dass bei deiner Mama die Haare wieder nachwachsen. Und ich finde es richtig toll, dass deine Mama die Stärke besitzt, ohne Perücke ins KH zu kommen! Und ich finde es ,ehrlich gesagt, sehr schlimm, dass Menschen immer noch so blöde gucken, wenn jemand keine Haare mehr hat. Das zeigt nur wieder, dass Krebs immer noch in der Gesellschaft ein Tabu-Thema ist. Ich glaub, ich wäre nicht so ruhig geblieben wie du!

Ich kann so gut verstehen, dass du Angst hast, wenn deine Mama wieder nach Hause kommt. Es ist mit so viel Verantwortung und mit so großer psychische Belastung verbunden. Ich hätte auch Angst gehabt, aber bei uns stand das eigentlich nie zur Debatte. Vll kann ja eine Pflegedienst zu euch nach Hause kommen.

Zu den nächsten Behandlungen kann ich dir nur sagen, dass du überhaupt nicht abgestumpft bist. Es ist so schwierig, die richtigen Entscheidungen zu treffen, und zu uns hat mal ein Arzt gesagt: "Wie Sie sich auch entscheiden, es wird immer die falsche Entscheidung sein!" Und damit hatte er recht. Heute frage ich mich so manches Mal, was die ganzen Behandlungen bei Mama gebracht haben: Schmerzen, Leid und Quälerei. Vll wäre es besser gewesen, sie in Ruhe bei uns sterben zu lassen. Doch wenn wir nichts geamcht hätten, hätten wir uns ,glaube ich, immer Vorwürfe gemacht, ob wir mit behandelnden Maßnahmen nicht doch ihr Leid und ihr Leben verlängern hätten können.
Und der Patient hat auch immer ein Mitspracherecht, und meine Mama wollte stets behandelt werden, weil sie bis kurz vor ihrem Tod auf ein Überleben hoffte. Möchte deine Mama denn noch Behandlungen?

Ich glaube, du hast deine Mama schon ein wenig loslassen können. Aber bei jungen Menschen geht das auch "einfacher" (so meine Therapeutin), weil wir unser ganzes Leben noch vor uns haben. Bei Menschen, die ihren langjährigen Partner verlieren, ist es schwerer. Auch mein Papa hat sehr, sehr lange gebraucht, um meine Mama loszulassen. Vll solltet ihr deiner Mama zeigen, dass sie gehen kann, in dem ihr ihr sagt, dass ihr es schaffen werdet, alleine zurückzubleiben.
Ich würde dir sehr gerne noch viel mehr sagen, irgendwie dich mehr unterstützen, mehr für dich da sein, aber irgendwie fällt mir es z.Z. schwer, meine Gefühle schriftlich niederzuschreiben. Verzeih mir!
Trotzdem freue ich mich jetzt schon drauf, wieder was von dir zu hören!

Vll können wir uns echt mal treffen, dann kann ich dich wirklich einmal !

Bitte drück deine Mama von mir!!!!

GLG Anna
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