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Alt 23.09.2008, 12:14
*Anoli* *Anoli* ist offline
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Standard AW: Leberkrebs beim Sohn

Hallo Susanne,

natürlich ist dein Sohn auch mit 19 Jahren immer noch ein 'Kind' und es ist allemal eine gute Entscheidung ihm so gut es geht zur Seite zu stehen. Als mein Sohn mit 18 den schweren Unfall hatte ging es mir eigentlich auch nur gut wenn ich bei ihm sein konnte und wenn es nur das stundenlange Sitzen auf einem unbequemen Hocker an seinem Bett auf der Intensivststion war. Außerdem ist dein Christian vielleicht irgendwo in seinem Inneren froh darüber daß du bei ihm bist, auch wenn er das nicht so zum Ausdruck bringt oder ihm das nicht so bewußt ist.

Daß meine Eltern damals mit mir nach Amerika geflogen sind war eine recht abenteuerliche Geschichte, ich habe noch zwei Geschwister und wir waren gerade in ein neues Haus eingezogen, Schulden ohne Ende und auch nur ein Verdiener (mein Papa hat als Schreiner gearbeitet, will heißen, Geld hat immer gerade so gereicht um den ganz normalen Alltag der Familie zu finanzieren). Finanzielle Möglichkeiten waren da gar nicht vorhanden, wir sind dann mit einem kleinen Kredit meines Opas (hat er auf sein schuldenfreies Häuschen aufgenommen, meine Geschwister blieben bei der Oma) nach USA geflogen. Irgendwelche Gelder für die Finanzierung von OP usw. hatten wir absolut nicht zur Verfügung. Da wir die Kontaktaufnahme mit der Klinik mithilfe eines BILD-Journalisten bewerkstelligen mußten (wenigstens für sowas kann man die mal gebrauchen) wurde dann hier in Deutschland durch diverse Zeitungs- und Illustriertenberichte eine große Spendenaktion ins Leben gerufen, da haben sich unglaublich viele Menschen engagiert. Das alles haben wir nur aus der Ferne mitbekommen, dazu kam, daß Prof. Starzl sowohl für OP als auch für die ganze nachfolgende Behandlung und den Klinikaufenthalt absolut kein Geld haben wollte!! Das hat er mir dann zwei Tage nach der Operation so erklärt, es war echt ein Hammer!! Ich habe daran gesehen, daß es einfach erstmal nur darauf ankommt, einen Weg zu finden und Entscheidungen zu treffe, wenn man es dann auch schafft, sehr offen über Krankheit und die damit verbundenen Nöte und Sorgen zu reden tut sich Hilfe an allen Ecken auf, auch, wo man das gar nicht erwarten würde.

Wie ist es bei dir, hast du für dich jemanden an deiner Seite zum Reden und mal ein bißchen Kraft auftanken? Es ist sehr anstrengend quasi als 'Zuschauer' bei einem nahestehenden Menschen in einer so schwierigen Situation zu sein.
Meine allerbeste Freundin ist letztes Jahr an Krebs gestorben, ich war zusammen mit ihrem Mann die ganze Zeit an ihrer Seite. Sowohl in der Klinik als auch mitten in der Nacht bei sehr intensiven Telefonaten habe ich versucht, ihr einfach immer wieder den Rücken zu stärken. Und auch für ihren Mann war es sehr hilfreich, daß er nicht alleine mit alldem sein mußte, vieles von dem was Ärzte sagen kann man da sonst alleine gar nicht so wahrnehmen, geschweige denn so halbwegs verkraften. Für mich war das eine unglaublich intensive und absolut kräftezehrende Zeit (die ich trotz allem absolut nicht missen möchte, keine Sekunde davon), mußte mich auch sehr oft bei einer Freundin dann mal ausheulen und einfach nur reden.

Es wäre gut, wenn du jemanden hast der dich immer mal wieder ein bißchen aufbaut und der einfach erreichbar ist (eine Handynummer eines lieben Menschen zu haben kann da schon unglaublich hilfreich sein) .

Wie ist es für deinen Sohn, redet er mit dir über das, was ihn jetzt beschäftigt oder hat er einen vertrauten Menschen dem er sich mitteilen kann? Vielleicht auch jemand aus seinem Freundeskreis?

Für ihn ist das ja jetzt eine Wahnsinnsherausforderung, normalerweise fühlt man sich ja gerade in diesem Alter so unbesiegbar und es gehört einem die ganze Welt. Daß das Leben dann doch so zerbrechlich sein kann ist für einen 19jährigen ja auch recht heftig. Da wir ja heutzutage per Internet ganz andere Möglichkeiten haben (hätte ich mir damals auch gewünscht, ehrlicher Austausch von Informationen und Erfahrungen und nicht diese salbungsvolle Lügerei -ich selbst habe definitiv erst in Amerika von den Ärzten dort sehr umfassende Informationen bekommen, auch meine Eltern hatten mir nicht die Wahrheit gesagt) ist es für ihn vielleicht ganz hilfreich, sich auf diesem Weg mit anderen auszutauschen.

Übrigens schätze ich, daß ihr in Heidelberg erst mal ganz gut aufgehoben seid, was die weitere Behandlung angeht. Es gibt dazu dort auch viele Informationen und Möglichkeiten ganzheitlicher Therapien, solltest am besten jeden Arzt mit Fragen 'löchern'. Eine ganz besondere Freundin von mir ist mit ihrer Tochter (13 Jahre alt, lebt seit 8 Jahren mit einem Hirntumor der leider nur teilweise entfernt werden konnte, zweimal im Jahr dann MRT mit all den damit verbundenen Ängsten, aber dem Mädel geht es soweit sehr gut) in Behandlung bei einem Arzt in Heidelberg, der eben auch ganzheitliche Methoden anbietet und zudem wohl auch menschlich echt toll ist. Bei Interesse kann ich dir gerne die Adresse von diesem Arzt mitteilen.

Wir wohnen übrigens in der Nähe von Frankfurt, Heidelberg ist nur ca. eine Stunde Fahrtzeit von uns weg und am Samstag sind wir sogar dort unterwegs beim Altstadtfest 'Heidelberger Herbst'

Wenn du möchtest können wir uns ja vielleicht am Samstag dort mal auf einen Kaffee treffen, könnte man ja ganz spontan dann telefonisch abklären.

Ganz liebe Grüße,
Ilona



Nur wer an Wunder glaubt ist ein Realist.
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