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Alt 16.02.2008, 22:23
Andorra97 Andorra97 ist offline
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Standard AW: Euer/eure Liebst(r) wird sterben / ihr werdet bald sterben....wie geht ihr damit

Liebe Kassi,
ich habe meine beste Freundin durch ein NHL verloren. Sie hatte eine sehr seltene Form mit Zentrum im Gehirn und die Ärzte haben ihr keine Hoffnung gemacht. Es gibt wohl bei einem Lymphom im ZNS noch keine Therapie, die mehr als ein paar Monate Überleben bewirken kann. Wir hatten nicht sehr viel Zeit uns auf ihren Tod vorzubereiten. Sie bekam die Diagnose und war nur vier Wochen später tot.

Wie geht man damit um? Ich muss sagen, von allen betroffenen Personen damals, war meine Freundin selbst die Gefassteste. Sie redete viel mit uns. Vor allem natürlich ihrem Mann (sie war damals erst 35 Jahre alt und hatte gerade ihr zweites Kind bekommen), aber auch viel mit ihren Freunden. Sie sagte uns, was sie sich von uns wünscht, was sie sich vorstellt für ihre Kinder und was wir tun könnten, um ihrem Mann zu helfen. Es war eine sehr emotionale und sehr intensive Zeit. Rückwirkend war es wie ein Alptraum.

Trotzdem, nachdem wir diese Erfahrung gemacht haben, hat mein Mann mir gesagt, dass er sich wünscht, wenn seine Zeit kommt, dass es ihm bewusst ist. Und dass er nicht - wie man ja gemeinhin immer denkt, dass es der "schönste Tod" wäre - einfach eines Tages einschläft und nicht aufwacht. So schrecklich das damals mit meiner Freundin war: Wir haben noch Zeit gehabt uns zu verabschieden. Wir haben über Dinge gesprochen, die man sonst ungesagt gelassen hätte.

Gott sei Dank ist die Prognose meines Mannes gut. Trotzdem haben wir natürlich darüber gesprochen, was kommen kann. Wir haben ein Testament gemacht z.B., etwas, was wir bisher immer versäumt hatten. Wir sprechen viel darüber, wie wir uns das Leben unserer Kinder vorstellen, was wir ihnen mitgeben wollen an Werten usw. Auch wichtig sind solche Fragen, wie "Patientenverfügung" usw.

Niemand kann sagen wann er gehen muss. Ich kann heute ganz gesund sein und morgen aus dem Leben gerissen werden. Und egal wann es ist, es ist immer zu früh und immer traurig. Es tut mir so leid, dass du deine Mutter wahrscheinlich bald verlieren wirst. Ich glaube "vorbereiten" kann man sich nicht. Ich glaube aber auch nicht, dass es ein Zeichen für "Abstumpfung" ist, wenn du gefasst reagierst auf die Nachricht deines Vaters. Irgendwann erkennt man, dass man es nicht aufhalten kann und dass man das Schicksal so annehmen muss wie es kommt.

Ich hoffe, dass deine Mama -wenn ihre Zeit gekommen ist - friedlich sterben kann und ich hoffe, dass du ihr noch alles sagen kannst, was du ihr noch gerne sagen möchtest.
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Einen schönen Tag wünsche ich euch!
Nicole

Mein Mann: NHL Diagnose 31.10.2007 / Glioblastom Diagnose 31.10.2008
Zur Zeit geht es uns gut.
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