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Alt 14.10.2005, 09:59
Siri1981 Siri1981 ist offline
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Standard AW: Es ist so unendlich schwer...

hallo ihr lieben

gestern nachmittag als ich gerade meine mittagspause beendet habe, kam der anruf aus dem KH... eine schwester sagte mir, dass sich meine mama sehr aufregen würde und ständig nach mir und meinem bruder fragen würde... ich habe dann sofort alles stehen und liegen lassen (gottseidank ist meine chefin da sehr, sehr verständnisvoll!) und bin mit meinem bruder (der arbeitet gleich bei mir um die ecke!) ins KH gefahren...

dort haben wir dann meine mutter in einem sehr erregten und auch verwirrten zustand vorgefunden... sie erzählte ständig von flugzeugen, und von einer frau müller, die wir alle nicht kennen... und dann hat sie auch noch von ihrem ersten hund erzählt, denn sie mit 20 gehabt hat, und der schon jahre lang tot ist...

wir haben sie dann versucht zu beruhigen, und die schwester erklärte uns, dass meine mama einfach nicht schlafen könne (oder wolle?)... sie haben ihr mehrmals ein angstlösendes und entspannendes medikament angeboten, aber das wollte sie einfach partout nicht nehmen... nachdem wir so ca. 2h bei ihr waren, wurde sie dann auch tatsächlich wieder ruhiger, und die schwester meinte dann, dass es gut wäre, wenn jemand von uns über nacht bei ihr bleiben könnte... ich habe mich dann dazu bereit erklärt und bin dann nochmals rasch nach hause gefahren und habe ein paar sachen geholt...

ich habe dann den abend durch bei ihr verbracht und sie war bis ca. 20h30 relativ ruhig... wir haben zusammen ferngesehen und ich habe ihr ihre maniküre gemacht... plötzlich aber, hat sie wieder angefangen wirr zu reden... sie war davon überzeugt jemanden vor dem fenster gesehen zu haben, und das obwohl sie im 2. stock liegt... draussen war es dunkel und ich habe immer wieder versucht sie zu beruhigen... sie wollte dann aber unbedingt aufstehen und ich konnte sie fast nicht davon abhalten, also habe ich eine schwester gerufen... diese ist dann gekommen, und wir haben dann eine gute 3/4h versucht sie zu überreden, die tablette gegen die angst einzunehmen... sie hat sich aber strikt geweigert, und wollte mit dem arzt sprechen... dieser ist dann auch gekommen, und sie hat wieder ganz viel wirres zeug angefangen zu reden... die ärztin hat sie dann auch zu überzeugen versucht, aber sie blieb stur und hat sich immer mehr aufgeregt... die ärztin hat mir dann gesagt, dass sie ihr was spritzen müsste, wenn sie sich nicht beruhigt... schlussendlich kam es dann soweit, dass sie zu fünft (!!!) meine mutter festhalten mussten um ihr etwas zu spritzen... sie hat getobt und hat uns alle beschimpft, es war einfach nur schlimm...!!! das schlimmste an allem war aber dann, dass sie nach der spritze partout nicht mehr mit mir reden wollte... sie hat sich immer wieder weggedreht und ich habe sie dann einfach in ruhe gelassen...

die spritze hat dann auch relativ schnell gewirkt und sie ist merklich ruhiger geworden... kurz darauf ist sie dann sogar eingeschlafen, und ich auch... ich bin dann in der nacht ca. alle 2h mal aufgewacht, aber ich hatte das gefühl, dass sie relativ ruhig war... heute morgen dann wirkte sie relativ entspannt und als ich sie fragte ob sie gut geschlafen hat, meinte sie ja...

die schwester hat mich dann gefragt, ob ich heute abend wieder dort übernachten würde, oder ob sie lieber jemanden vom KH beauftragen sollte (es gibt da wohl so einen speziellen dienst)... ich habe dann gesagt, dass ich darüber sehr froh wäre, denn ich möchte heute abend einfach bei meinem mann sein... ich habe mich die letzte nacht so verdammt alleine gefühlt, und ich kann einfach heute nicht nochmals dort übernachten... allerdings kommen nun schon die schuldgefühle in mir hoch... lasse ich meine mama im stich??? bin ich eine schlechte tochter deswegen? die eine schwester (mit ihr hatte ich gestern ein sehr langes gespräch) meinte, ich müsse jedenfalls schauen, dass ich auch zwischendurch mal etwas kraft auftanken kann, ich könne nicht nur noch für meine mama da sein... aber ist das nicht die aufgabe als ihre tochter? ich frage mich immer, ob sie nicht auch (wenn alles umgekehrt wäre) jede nacht an meinem bett wachen würde? momentan bin ich hin- und hergerissen zwischen dem wunsch heute abend einfach mal wieder mit meinem mann auszugehen - unter menschen... mal wieder mit freunden zusammensitzen und versuchen all die probleme wenigstens für ein paar stunden zu vergessen, oder zumindest in den hintergrund zu stellen... und zwischen dem wunsch eine gute tochter zu sein und meiner mama beizustehen... bei ihr zu sein...

die pflege im KH ist wirklich hervorragend, und die schwestern kümmern sich wirklich rührend um mama, besonders, da auf ihrer station zur zeit nur ca. 5 patienten liegen... ich weiss sie in wirklich guten händen, und das beruhigt mich doch sehr... andererseits ist da eben dieses pflichtgefühl... ihr wisst bestimmt was ich meine...?! ich hoffe es zumindest...

die ärzte geben meiner mama nun alle 6h eine spritze, damit sie gar nicht mehr in diesen aufgeregten zustand kommen kann... ich denke es ist das richtige für sie, aber schlussendlich bleiben natürlich immer zweifel... darf ich einfach so über ihr leben bestimmen? sollte sie dies nicht selber tun dürfen? andererseits ist sie zunehmend so verwirrt, dass ich mich frage, ob sie noch objektiv etwas entscheiden kann...?!

ach leute es ist so schwer... aber einfach kann das ganze wohl ganz einfach nicht sein...

Siri
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