Einzelnen Beitrag anzeigen
  #4  
Alt 11.10.2005, 14:04
Tanne11 Tanne11 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.08.2005
Beiträge: 15
Standard AW: Es ist so unendlich schwer...

Liebe Siri !

In Gedanken bin ich bei Dir. Ich lese hier meine eigenen Gedanken wieder und ich kann sehr gut verstehen was in Dir vor geht.
Meine Mutter ist letzten Mittwoch im Krankenhaus verstorben. Sie hat im September 2004 die Diagnose Brustkrebs gestellt bekommen.
Zunächst hatte sie eine Brusterhaltende OP, nach der Chemo jedoch tauchte schnell ein zweiter Knoten auf, der dazu führte, dass das gesamte Brustgewebe entfernt wurde. Dann kam Bestrahlung und wir alle dachten, sie sei wieder "gesund". Es folgten Rückenschmerzen die rasend schnell stärker wurden. Als sie dann die Diagnose erhielt, dass sich Metastasen in der Wirbelsäule, im Gehirn und an der Leber gebildet haben, hatten wir noch Hoffnung, dass auch dies wieder gut geht. Sie kam Ende August 05 ins Krankenhaus und war nochmal zwei Tage zu Hause. Aber die Schmerztherapie war nicht ok, so dass sie dann wieder ins KH ist und dort eben verstarb.

Meine Mutter hat auch all das durchgemacht, wovon Du berichtest (Verwirrt, hört mitten im Satz auf zu sprechen und starrt ins Leere, ist dann doch mal wieder ganz gut drauf...)

Ich war den Donnerstag ehe sie starb noch bei ihr, sie war echt fit (wenn man das so sagen kann..) und hat viel mit mir geredet. Ich habe ihr gesagt, dass ich nicht möchte, dass sie leidet. Sie sagte mir:

"Tanja, ich muß jetzt diesen Weg gehen. Mach' dir keine Gedanken !"

Ich sagte ihr, dass wir sie alle gehen lassen können und wir uns morgen wieder sehen.

Liebe Siri ! Sage Deiner Mutter alles, was Du ihr noch sagen möchtest, was Du ihr wünschst, das Du sie loslassen kannst, dass ihr euch wieder seht und sie mit ruhigem Gewissen gehen kann !

Das ist ihr wichtig. Sie brauch das. Meine Mutter ist gestorben, als keiner bei ihr war. Mein Vater kam täglich um 11.00 Uhr zu ihr. Sie hat sich um 10.50 Uhr alleine auf den Weg gemacht. Das gehört so. Sie wollte das.

Und Deine Mutter entscheidet auch, wann sie gehen wird, ob sie Dich/Euch gerne dabei hätte oder eben nicht. Die Hauptsache ist, dass sei keine Schmerzen hat.

Ich wünsche Dir viel Kraft beim Loslassen, es ist schwierig, aber verabschiede Dich ! Deine Hoffnung jedoch wird immer in Dir sein und Dich immer wieder zu Tränen rühren.

Mir half folgendes Gedicht von Mascha Kaléko:

Vor meinem eigenen Tod
ist mir nicht bank,
nur vor dem Tod derer,
die mir nah sind.
Wie soll ich leben,
wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast
ich todentlang
und las mich willig in
das Dunkel treiben.

Das Gehen schmerz nicht
halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl,
dem Gleiches widerfuhr;
und die es trugen,
mögen mir vergeben.

Bedenkt: den eignen Tod,
den stirbt man nur,
doch mit dem Tod
der andern muss man leben.

Ich drücke Dich ganz fest !

Tanja
Mit Zitat antworten