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Alt 28.04.2005, 21:54
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Standard Monikas Wolfgang 12.3.2005

Hallo Wolli,

ja, nun ist es schon einige Wochen her. Kaum zu glauben. Das Gefühl ist noch das alte. Mir ist, als wärst du noch da bzw. würdest nun bald zurück kommen. Keiner kennt mich besser als du. Meine Devise war immer: Sich den Tatsachen stellen, nichts verdrängen, die Dinge annehmen und sich damit auseinandersetzen. Pustekuchen. An nichts von alledem halte ich mich. Wenn ich nur daran denke, dass du nicht zurückkommst, dreht sich mir der Magen um. Ich beschäftige mich rund um die Uhr, nur, um nicht wirklich darüber nachzudenken, was alles geschehen ist und dass ich in Zukunft allen Ernstes ohne dich weiter leben muss. Ich kann es nicht fassen, will es nicht glauben und zum ersten Mal in meinem Leben stelle ich fest, dass auch ich verdrängen kann. Es ist unglaublich.

Deinen Kindern geht es ähnlich. Wir haben uns für Samstag im Zentrum für trauernde Kinder angemeldet. Weil uns allen die Situation nach wie vor so unwirklich erscheint. Wir sitzen hier und warten auf dich. Auch von deinen Sachen habe ich noch nichts angerührt, als hätte ich Angst, du würdest zurück kommen und alles wäre weg. Nur das Motorrad, das habe ich für diesen Sommer Rudi gegeben, ganz wie du es wolltest. Habe mir übrigens überlegt, selber noch einen Führerschein zu machen. Bin mir nicht sicher, ob ich es mir zutraue. Die Zeit wird es bringen.

So allmählich wird mir klar, was in die in den letzten Tagen vorgegangen sein muss. Wie du dich von allen verabschiedet hast, für jeden noch ein besonders liebes Wort hattest. Nur von mir hast du dich immer mehr abgewandt. Ich denke, dass war auch eine Art von Verdrängen. Da du mich mindestens genauso geliebt hast wie ich dich, muss dir der Abschied fürchterlich schwer gefallen sein. Ähnlich wir mir jetzt das "ohne dich sein" schwer fällt. Nicht das Alleinsein, kennst mich ja, hab das immer genossen. Außerdem kann man die Tage an denen ich allein war an einer Hand abzählen. Unser Zuhause scheint zum neuen Ausflugsziel geworden zu sein. Am laufenden Meter steht hier jemand auf der Matte. Sie meinen es ja alle nur gut und ich wäre wohl auch traurig, wenn es nicht so wäre, aber manchmal komme ich kaum zum Luftholen. Nein, das Alleinsein (man ist mit Kindern ohnehin nie allein)ist nicht so tragisch. Aber die Vorstellung nie wieder mit dir reden zu können, keine Freude, kein Leid mit dir teilen zu können, die macht mich wahnsinnig. Du warst zudem mein bester Freund. Und, was auch immer geschieht, mit dir zu reden war etwas anderes als jetzt bei einer Freundin oder der Familie anzurufen, um Rat einzuholen. Du fehlst mir ganz fürchterlich.

Heute war ich auf der Beerdigung von Herman. Er ist am Montag gestorben. Dann war ich auch an deinem Grab und hab die neu gepflanzte Hecke gegossen. Wenn ich das stehe, berührt es mich nicht. Ich gieße und denke sonst an gar nichts. Du bist mir dort nicht nah. Wahrscheinlich, weil du mir noch gar nicht richtig fern bist. Während man den Sarg von Hermann in die Erde gelassen hat habe ich in den Himmel gesehen in der Hoffnung, irgendein Zeichen zu sehen. War aber nicht so, trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf. Wenn ich wenigstens wüsste, dass es dir dort, wo du jetzt bist, gut geht. Dann wäre es nur halb so schwer. Aber die Tatsache, dass ein Leben, das Leben eines so wichtigen Menschen, so vergänglich ist, das man so gar keinen Einfluss darauf hat, wann die Sanduhr abgelaufen ist, ist schwer zu ertragen und zu verkraften. Für mich warst du das Wichtigste, hast mein Leben überhaupt erst lebendig gemacht. Und von heute auf morgen ist alles vorbei. Wird nie wieder so sein, wie es mal war. Das hat mich einfach umgehauen. Innerlich. Rein äußerlich würdest du nicht auf den Gedanken kommen, dass ich irgendwie traurig sein könnte. Kennst mich ja.

Ich werden dich immer in meinem Herzen tragen, dich nie vergessen und dich als das Beste, was mir je widerfahren ist, in meiner Erinnerung behalten. Ich liebe dich, ganz doll. Deine Mo
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