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Alt 13.11.2004, 23:53
Gast
 
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Standard Die richtigen Worte aus 10000km Entfernung

Hallo Beate,

ich hab mich sehr gefreut, dass Du wieder so schnell geantwortet hast.

Wenn ich lese, was Du ueber Deine Mama schreibst, tut ihr mir beide so wahnsinnig leid. Und ich kann Dein Gefuehl von Hilflosigkeit so nachempfinden. Gut, dass sie wenigstens keine Schmerzen hat!

Als ich Deine Worte "mollige, lebensfrohe Mama" gelesen habe, musste ich sofort an meine Mutti denken. Im Moment liegt sie den ganzen Tag nur auf der Couch, weil sie schlecht gehen kann.

Manchmal habe ich das Gefuehl, das man sich durch so eine Situation selber auch total veraendert oder zumindest eine andere Wahrnehmung entwickelt. Wenn ich vor 3 Monaten Ausdruecke wie "altengerechte Wohnung, barrierefrei" gelesen haette, waere mir gar nicht klar gewesen, was das wirklich bedeutet. Wenn ich es jetzt lese, denke ich sofort, oh das ist gut, auch wenn ich noch nicht im Detail weiss, welche Barrieren es denn da so geben koennte.

Insgesamt habe ich das Gefuehl, dass man irgendwie genauer und vielleicht auch sensibler hinhoert. Ich habe meinen Eltern zwar immer gut zugehoert (glaube ich jedenfalls)und sie haben mir auch immer viel erzaehlt (Leider hat die Mutti nie mit einem einzigen Wort erwaehnt, dass sie ein ganzes Jahr! lang schwarzen Stuhl und starke Verstopfung hatte.)Und ich habe ihnen auch in der Vergangenheit oft gesagt, dass ich sie lieb habe. Jetzt schlaf ich mit dem Gedanken an sie ein und werd mit dem Gedanken an sie wach. Der arme Papi ist auch total ueberfordert und verdraengt alles, indem er putzt und saugt und die Sachen macht, die er kann, um auch mitzuhelfen. Ich telefoniere jeden Tag kurz mit ihnen und sag ihnen, dass ich sie lieb habe. Und bei allem, was ich hier bei uns sehe, denke ich dran, wie es war, wenn sie uns hier besucht haben. Wie der Papi mit meinem Liebchen die Palme zu Weihnachten geschmueckt hat, wo die Mutti oefter mal eingenickt ist usw. usw. ... Lauter schoene Augenblicke.

Hmmm, heute bin ich so total unsortiert.

Wie alt sind denn Deine Kinder? Jungen oder Maedchen? Eigentlich wuesste ich auch gerne, wie alt Du bist, aber natuerklich nur, wenns okay ist. Ich bin 42.

Ich wohne in Los Angeles, und bin in einem kleinen Doerfchen zwischen Wuppertal und Essen grossgeworden. Mutti und Papi wohnen da auch noch in dergleichen Wohnung. Als ich den einen Monat bei ihnen war, war das wie eine Reise in meine Kindheit. Ich war schon seit ueber 20 Jahren nicht mehr so lange am Stueck dort.

Du schreibst: "man lernt dadurch viel ueber das Leben an sich." Vielleicht hast Du bei Gelegenheit Lust, ein bisschen mehr dazu zu schreiben?

Liebe Gruesse, Nenna
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