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Alt 24.08.2003, 13:20
Gast
 
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Standard Astrozythom Grad 3

Liebe Sabine,

ich kann Dich so gut verstehen, habe am 03.08.03 meinen Bruder (36 J.) durch ein Astro III verloren. Leider dauerte sein Kampf fast 1,5 Jahre. Es ist zwar für die Angehörigen der Horror, aber für Deine Schwester ist es ein Segen das es bei Ihr so schnell geht. Ausser das mein Bruder keine Epi-Anfälle hatte war es bei ihm genau das Gleiche, rechtsseitige Lähmung, er konnte seit knapp einem Jahr nicht mehr sprechen, gerade mal noch mit ja und nein antworten. Ich weiß wie Dir nun zumute ist, ich selber kann es immer noch nicht glauben das mein geliebter großer Bruder nicht mehr da ist. in drei Tagen ist nun seine Beisetzung, ich habe solche Angst vor diesem Tag.
Im März 03 haben wir ihn ins Krankenhaus gebracht, er konnte kaum noch laufen, stürzte ständig in der Wohnung und schlug sich alles auf. Es sollte nun eine Bestrahlung helfen, nachdem die Chemo mit Temodal nicht viel gebracht hatte. Zwei Wochen nach der Einlieferung ins Krankenhaus konnte mein Bruder nicht mehr aufstehen, bekam einen Kathedar und eine Windel. Es war furchtbar ihn so zu sehen, denn mein Bruder war ein ziemlich sportlicher 2 m Mensch. Wieder zwei Wochen später konnte er nicht mal mehr im Rollstuhl sitzten. Tja, und dann mein bisher schwerster Gang............Anfang Mai begleitete ich meinen Bruder auf den Weg ins Hospiz. Ich hab nur geheult konnte kaum klar denken. Dort hielt er sich dann ziemlich stabil. Mein Mann sagte immer erwartet bis wir endlich heiraten. Hochzeitstermin war der 2. August. Am 28.07 ging es dann ziemlich steil bergab, er konnte nichts mehr essen und trinken, begann ziemlich schwer zu atmen und konnte die Augen kaum noch offen halten. Wir wollten schon unsere Hochzeit absagen, aber meine Schwägerin meinte das war sein Wunsch und diesen sollten wir auf jeden Fall erfüllen. Am 2.8 heirateten wir also wie geplant, nach der Trauung fuhr ich erstmal ins Hospiz um meinem Bruder meinen Brautstrauß ans Bett zu stellen. Ich fuhr dann zu unseren Gästen zurück und war dann doch ziemlich viel mit meinen Gedanken bei meinem Bruder. Um ca. 0.30 Uhr sah ich dann meinen Mann plötzlich mit dem Handy am Ohr und wusste sofort was los war......meinem Bruder ging es sehr sehr schlecht. Wir liessen also unsere Gäste stehen (es wussten ja alle bescheid) und rasten ins Hospiz. Um 1.20 Uhr stürzten wir aus dem Fahrstuhl und wurden schon von einer Schwester in Empfang genommen meine Bruder hatte um 1.15 Uhr die Augen für immer geschlossen....................wir waren zu spät gekommen.

Er hat so tapfer auf meine Hochzeit gewartet............

Liebe Sabine, ich möchte Dich mit meiner Geschichte nicht erschrecken, ich wollte Dir nur sagen wenn es bei Deiner Schwester so schnell geht, dann genieße jede Sekunde mit ihr und wenn es dann soweit ist lasst sie gehen, sie hat es verdient in Ruhe gehen zu können. Wir haben viele Angehörige im Hospiz kennen gelernt die ihre Lieben nicht gehen lassen wollten, die saßen dann Tag und Nacht am Bett und weinten und die Kranken haben keine Möglichkeit in Ruhe einzuschlafen. Ich bin davon überzeugt das mein Bruder gewartet hat bis er endlich allein war um in Ruhe zu gehen, denn seine Frau hatte den ganzen Abend an seiner Seite ausgehalten und wollte eigentlich nur kurz nach ihrer Tochter schauen. Darauf hat er mit Sicherheit gewartet.

Liebe Sabine ich wünsche Dir und Deiner Familie sehr viel Kraft diese so schwere Zeit zu überstehen. Haltet zusammen das hilft ein wenig.

Liebe Grüsse

Silke
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