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Alt 11.07.2005, 19:56
Gast
 
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Standard Wieder mal etwas aus der Schmunzel-Ecke

Hallo alle miteinander,

muß Euch schnell noch eine Geschichte reinstellen, bevor ich in die Reha abdüse, wieder mal von unserem "lieben Kleinen, der mit seinen Eltern in den Urlaub gefahren ist.
Wünsche euch allen viel Spaß beim Lesen!


Die Urlaubsfahrt

Einmal im Jahr fahren wir in den Urlaub, weil das muß auch mal sein, sagt meine Mutter.
Wir fahren immer in das gleiche Hotel in Bibione, weil es da so schön ist und der Wirt heißt Giuseppe, das heißt auf preißisch Josef und auf deutsch Sepp!

Wir sind mit dem Sepp per du, er mit uns nicht. Mein Vater sagt, beim Sepp gibt es die besten Jägerschnitzel von ganz Italien und das dunkle Weizen ist 1a. Wir haben sogar jedes Jahr den gleichen Parkplatz vor dem Hotel. Das ist schon etwas wert, wenn man so weit fährt und dann weiß man, daß man einen Parkplatz kriegt.

In Bibione im Hotel laufen viele Leute herum und wenn man gut aufpaßt, sieht man manchmal einen echten Italiener. Der Italiener schaut genauso aus wie ein normaler Mensch, er fuchtelt bloß immer mit den Händen herum und sagt den ganzen Tag "Tschau". Immer wenn mein Papa kommt, freuen sich alle Italiener und sie verdrehen die Augen und sagen "Madonna mia!"
Als wir vor zwei Jahren nach Bibione gefahren sind, kamen wir in einen großen Stau hinein und wir haben von München-Nord bis München-Süd länger gebraucht wie von Cham bis München-Nord.
Manche Leute haben sogar auf der Autobahn Karten gespielt, und als der Stau nach einer Stunde immer noch nicht weg war, hat ein Preiß gegrillt. Auf einmal ging es wieder weiter und sein Wammerl war noch nicht fertig und er sagte: "Zefix". Er löschte den Grill mit einer Halbe Bier und wickelte das Wammerl ein und warf alles in den Kofferraum und die Kohlen rauchten noch ein weng.
Dann gab er Gas und fuhr weg, daß es pfiff.

Nach einer Minute hatten wir den Stau wieder eingeholt und den Preiß auch. Er ist ausgestiegen und hat ganz laut: "Ich dreh noch durch!" geschrien und das Wammerl gab er vor lauter Zorn seinem Hund. Dieser freute sich und hüpfte herum wie ein Wilder und wackelte mit dem Schwanz und bieselte an unsere Autoreifen hin.
Mein Vater hat gesagt, wenn der Mann gerade nicht herschaut, haut er das Hundsviech so fest, daß ihm die Prunzerei vergeht.
Wegen dem Stau sind wir erst um drei Uhr früh in Bibione angekommen und unser schöner Parkplatz war dodal besetzt. Ein Auto mit Nürnberger Nummer stand einfach dort. Mein Vater sagte: "Das ist typisch Franke! Mit drümmer Autos in der Weltgeschichte rumfahren und anständigen Leuten den Parkplatz wegnehmen! Des ham ma gern!" Meine Mutter hat gesagt, das ist ein Vorurteil, weil mit ihr ist ein Franke in die Berufsschule gegangen und der war voll in Ordnung.
Wir mußten dann ganz weit weg parken, ungefähr 30 Meter, und die ganzen schweren Koffer bis zum Hotel tragen, weil die Italiener schliefen schon wie die Ratzen.
Um vier Uhr waren wir erst im Bett und dann kam ein mords Gewitter und wir konnten um das Verrecken nicht schlafen und haben bis um 5 Uhr früh Mücken erschlagen und Ameisen gezählt.
Letztes Jahr haben wir es anders gemacht.
Ich mußte am letzten Schultag vor den Sommerferien zum Frühstück so viel essen, bis es mich fast zerriß, damit ich gescheit satt bin und wir gleich losfahren können, wenn ich von der Schule heimkomme.

Mein Vater hat gesagt, wenn wir die ersten sind, die losfahren, kommen wir in den Stau gar nicht erst hinein, weil dieser erst hinter uns entsteht, wenn die ganzen anderen Narren fahren. Wenn ich von der Schule komme, laßt er schon um und dann geht es auf.
Wie ich von der Schule kam, saßen meine Eltern schon im Auto drin und es war dodal vollgepackt mit Koffern und Plastikbeidln.
Ich wollte mein Zeugnis herzeigen, aber Papa sagte: "Nix da, jede Sekunde ist wertvoll!"
Dann ließ er um und gab Gas und wir fuhren weg wie ein Geschoß. Mamma wollte gerade ein Schlückerl Oraschensaft trinken und haute sich das Punica-Glas an die Zähne. Gut, daß sie keine echten nicht mehr hat, weil sonst hätte es sehr weh getan. Sie hat gesagt, er soll nicht so narrisch fahren und er hat gesagt, daß sie selber schuld ist, weil sie dauernd an irgendwas herumzuzeln muß.
Als ich Papa fragte, ob er jetzt mein Zeugnis anschauen will, hat es gesagt, ich soll es mir sonstwo hinstecken. Da steckte ich es einfach in die Hosentasche.
Nach 10 Minuten waren wir aus der Stadt herraußen und wir fuhren auf der Landstraße in Richtung Regensburg, weil dort haben sie die Autobahn hingebaut. Mein Papa hat gesagt, wenn wir jetzt richtig draufdrücken, sind wir auf der Autobahn fast die ersten und wir können wie der Deifl nach Bibione rauschen.
Gerade wie er das gesagt hat, mußte er bremsen, weil in einer scharfen Kurve hatte ein Ladewagen sein ganzes Heu verloren, weil der Bauer das Zumachen vergessen hat. Die Straße war vom Heu dodal verstopft und Papa wurde ganz rot wie ein Feiermelder und Mama hat gesagt, er soll sich nicht so hinabitun (abtun, bzw. aufregen), wegen seinem Blutdruck.
Da hat ein Polizist zum Fenster hereingeschaut und gesagt, daß es ungefähr eine halbe Stunde dauern wird, weil der Bauer muß das Heu mit der Heugabel auf den Ladewagen hinaufwerfen. Mein Vater hat gefragt, wo der Bauer ist, weil er keinen nicht sieht. "Der ist weggegangen und holt sich eine Gabel!" hat der Polizist gesagt und dann ist er zurückgehupft, weil ich aus Versehen auf den Knopf für den elektrischen Fensterheber gekommen bin und dem Polizist hätte es beinahe den Kopf eingezwickt. Ich habe Papa gefragt, ob er jetzt mein Zeugnis sehen will. Mama hat gesagt, er soll sich nicht aufregen, und er sagte, daß er doch die Ruhe selbst ist und dann hat er leise gemurmelt: "Ich tue ihm nichts, denn er ist mein Kind!"
Was das bedeuten soll, weiß ich nicht.
Nach einer halben Stunde ist der Bauer mit einer drumm Mistgabel gekommen und hat zuerst in Ruhe eine geraucht. Dann hat er einen Riesenbatzen Heu aufgespießt, weil er groß und stark war und da ist ihm die Gabel abgebrochen. Auf unserem Autoradio kam gerade das Lied "Feierabend" vom Peter Alexander.
Mein Vater wurde ganz käsig und er drehte sich um und sagte zu meiner Mutter:
"Sag jetzt ja nix vom hohen Blutdruck!"
Zu mir sagte er: "Und wenn du mich jetzt fragst, ob ich dein Zeugnis sehen will, derschlage ich dich!" Da hatte ich eine mords Angst und rührte mich nicht mehr.
Plötzlich hat schon wieder der Polizist zum Fenster hereingeschaut und gesagt, daß es jetzt länger dauern kann. Weil die Gabel kann man nicht richten und man weiß nicht, wo man auf die Schnelle eine andere herkriegt. Mein Vater hat gesagt, ein Wunder ist es nicht, daß es mit der Landwirtschaft bergab geht, weil wenn lauter solcherne Narren am Werk sind, die den ganzen Tag nur Heu verlieren und Gabeln abbrechen, dann ist der Untergang nicht mehr weit.
Der Polizist hat gesagt "ja, mei" und hat sich eine angezunden.
Da mußte ich dringend bieseln und ich habe meinen Vater gefragt, ob ich einfach neben das Auto hinbieseln darf. Da hat er gelacht, wie wenn er narrisch wäre und hat zu meiner Mutter gesagt: "Hock dich du auch gleich noch hin, jetzt ist es schon wurscht, net, daß'd nachert daherkommst mit'm bieseln, wenn mir wieder am weiterfahrn sind!"
Meine Mama hat gefragt, ob er jetzt dodal durchdreht und bläd ist, weil hinter uns stehen mindestens 20 Autos und die können ihr alle beim Bieseln zuschaun.
Mein Vater hat gesagt, sie soll sich bloß nix einbilden, kein Mensch schaut auf sie hin.
Weil wir nicht mehr gewußt haben, was wir tun sollen, haben wir vorsichtshalber die erste Brotzeit gemacht und das Bieseln verzwickt.
Nach einer Stunde kam der Bauer mit einer neuen Gabel und bereits nach zwei Stunden
ging es weiter. Auf der Autobahn war dann wieder ein mords Stau. Aber wie es in einem solchen zugeht, habe ich euch ja schon erzählt.