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Alt 05.08.2005, 06:58
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Standard Papa ich werd dich immer lieben

Liebe Monika,

natürlich hast Du mit 23 Jahren viel zu früh den Vater verloren. Aber wenn ich so an meine Tochter denke... Als ihre Oma starb,die wir beide über alles liebten, war sie erst 18 geworden. Ihre Oma hatte ihr zum Geburtstag im Oktober noch eine Lederjacke geschenkt. Die hat sie heute noch, obwohl sie längst nicht mehr reinpasst. Da mein Vater 2 Jahre später (also'89) starb, verlor sie auch den Opa zu früh. Nun wurde mein Onkel der Vater für sie. Er war aber auch ein so lieberund netter und lustiger Mensch. Als er 2001 starb, war das für Carina schrecklich. Sie hat es bis heute noch nicht verarbeitet. Es war aber auch keine Gelegenheit dazu. Schon 2003 starb meine Tante (sie konnte ohne ihren Mann einfach nicht mehr leben) und 2005 ihr Vater. Kein Wunder, daß man da schon vor 2007 Angst hat. Man könnte wirklich aberglöubisch werden, alle 2 Jahre!!! Bei mir ist es auch nicht anders. Ich durfte meine Mutti 39 Jahre haben, bis sie starb und auch meinen Mann 39 Jahre.
Carina wird nun 36 Jahre. Da bekommt man schon Angst, ob die 39 wieder ein Chaos wird. Aber keine Angst, ich hänge mich da nicht rein, man kann sowieso nicht ändern, was einem vorbestimmt ist. Meine Tochter und ich haben schon mal darüber gesprochen, wie es wäre, wenn nun noch einer von uns sterben müßten. Wir wissen beide, daß wir unser Leben genossen haben und alles (fast alles) gemacht haben, was wir mal machen wollten. Deshalb wissen wir heute schon, daß jeder von uns glücklich sterben würde, auch wenn es zu früh sein sollte.

Du hast gefragt, ob wir viel über meinen Mann reden. Eigentlich dauernd. Für uns ist er nun glücklich an dem Ort, an dem er nun ist. Und nachdem er sich dort erst häuslich eingerichtet hatte, fühlen wir ihn wieder ganz deutlich bei uns. Ich hatte ja in jedem Zimmer ein Bild aufgestellt, auf dem er glücklich (und etwas spöttisch) lächelnd am Tisch sitzt. Und wenn wir reden wie z.B. gestern: "Mann, tut mir mein Kreuz weh, nach einer Woche Filmfest und Kino", folgt sofort der Satz: "Ja, Dad, lach du nur, ich weiß du hast uns immer für verrückt gehalten, daß wir so oft ins Kino rennen" Und so geht es den ganzen Tag über. Wenn ich abends ins Bett gehe und traurig bin, bitte ich ihn, daß er mich in den Arm nimmt und spüre, wie er über meinen Kopf streichelt und ich mich in seinenArm legen darf. Manchmal unterhalten wir uns auch und ich weiß eigentlich nie, was für eine Antwort ich bekomme. Meist nicht die, die ich wollte. Wir fahren nun ja nach London und bei der Planung wurde natürlich auch berücksichtigt, was Heinz sehen möchte. Und beim Aussuchen, kommt immer wieder von einem von uns die Bemerkung, das wird ihm auch gefallen.
Du siehst also, für uns ist er immer da und es erleichert uns etwas diese schwere Zeit. Wir wissen es geht ihm dort, wo er ist gut und er ist auch bei uns.

Ich wünsche Dir, daß Deine Mama auch mal an diesen Punkt kommt und ihr wieder frei über Deinen Papa reden könnt.

Liebe Grüße
Delia
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