Einzelnen Beitrag anzeigen
  #11  
Alt 12.12.2009, 15:34
Waldi Waldi ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.09.2005
Ort: Elmshorn
Beiträge: 101
Standard AW: Mein Mann hat Cll

Hallo Andrea,

bei Diagnosestellung war ich zum Glück bereits 55, deshalb konnte ich damals sofort die Altersteilzeit beantragen. Mit 58 bin ich dann in den Vorruhestand gegangen. Von Beginn an habe ich mein gesamtes Umfeld eingeweiht, denn ich wollte dummes Gerede hinter meinem Rücken garnicht erst aufkommen lassen. Als ich mich Ende 2003 dazu entschlossen hatte, eine Selbsthilfegruppe zu gründen, musste ich darüber einen Artikel mit Bild von mir in der Presse veröffentlichen. Das hat dann aber doch riesige Überwindung gekostet. Danach wusste auch der letzte Mohikaner im Ort Bescheid. Erstaunt haben mich danach die unterschiedlichen Reaktionen der Leute. Da gab es diejenigen, die im Gespräch mit mir kein Wort über meine Krankheit verloren haben, andere gingen sogar auf die andere Straßenseite, wenn sie mich kommen sahen, andere widerum wurden total hektisch und stotterten unsinniges Zeug daher. Nur sehr wenige waren in der Lage, mit der Situation vernünftig umzugehen, sich bei mir mal über die Krankheit zu erkundigen, oder auch nur mal zu fragen, wie es mir denn geht. Das war und das ist nach wie vor für die meisten immer noch sehr schwer, so mein Eindruck. Da meine Krankheit äußerst langsam verläuft, kann ich mich heute manchmal des Gedankens nicht erwehren, dass mir einige Leute garnicht mehr abkaufen, dass sie bei mir überhaupt existiert. In den Augen mancher Leute müsste ich wohl schon lange tot sein, wie ich ihren merkwürdig fragenden Blicke entnehme. Fast bereitet es mir dann ein schlechtes Gewissen, dass es mir immer noch gut geht. Aber was soll´s, ich nehme es mit Humor.

Mein Wahlspruch: "Wenn schon Krebs, dann diesen!" hat sich in der Zwischenzeit verfestigt. Ähnliches hat ja auch Markus schon über die CLL gesagt. Dennoch darf man nicht vergessen, dass es auch bösartige und dramatische Verläufe gibt. Oft sind diese gegen Chemotherapie resistent, sodass die Betroffenen einer Stammzelltherapie zugeführt werden müssen. Zum Glück sind das aber nur sehr wenige.

Diejenigen CLL-Patienten, die in meiner SHG eine oder auch schon mehrere Therapien hinter sich haben, waren hinterher fast alle der Meinung, dass sie sich das alles viel schlimmer vorgestellt hatten. Den meisten ging es bereits kurze Zeit danach wieder gut. Auch viele Jahre später geht es einigen von ihnen heute immer noch so, als ob nie etwas gewesen wäre. Eine Dame aus der Gruppe hat 2006 nach vorhergehenden Therapien mit Leukeran und Fludarabin-Mono bereits die 3. Therapie mit FC hinter sich gebracht. Sie ist auch heute noch in kompletter Remission und fühlt sich dabei kerngesund.

Dein Mann wird die Therapie bestimmt ebenfalls problemlos meistern und danach viele krankheitsfreie Jahre vor sich haben. Kommt später mal eine weitere Therapie in Frage, so ist die CLL-Forschung vielleicht schon soweit vorangeschritten, dass sogar die Heilung von der Krankheit nicht mehr ausgeschlossen ist.

Ich wünsche Dir, Deinem Mann sowie allen Mitlesern einen schönen 3. Advent
Waldi
Mit Zitat antworten