Thema: Unbegreiflich
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #24  
Alt 18.05.2016, 21:04
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.08.2014
Beiträge: 505
Standard AW: Unbegreiflich

Ihr Lieben,

lange herrschte Funkstille bei mir, jetzt wollte ich mal wieder von mir hören lassen.

Wie geht es mir? Es ist schwer zu beschreiben, wie es in mir aussieht.

Außenstehende merken mir, glaube ich, keine Veränderung an, ich lache, bin meist fröhlich, lebe mein Leben. Dennoch ist da diese Lücke, dieses Loch, das einfach da ist. Schwarz, tief, hohl, leer... Ich habe das Gefühl, die Trauer kommt erst jetzt langsam an die Oberfläche. Anfangs konnte ich kaum weinen, jetzt kommen Tränen...endlich... Und meine Mama fehlt mir immer mehr! Es wird schlimmer, nicht besser. Aber es ist ok für mich. Dieses Nichtfühlen am Anfang, das fand ich schlimmer und auch irgendwie verstörend. Weiterhin träume ich regelmässig von ihr und das ist wunderschön. Letzte Nacht waren wir zusammen shoppen. Und immer sagt sie, dass es ihr gut ginge. Das tröstet mich.

Mein Papa macht sich gut. Er ist weiterhin trocken, dekoriert die Wohnung um, macht Sport. Er ist sehr sehr tapfer. Jeden Abend ruft er mich an und erzählt, wie sein Tag war. Ich finde das schön, aber habe gleichzeitig auch Angst, dies wieder zu verlieren wenn er wieder trinkt. Ich habe kein Vertrauen.

Überhaupt habe ich das Vertrauen in das Leben verloren. Ich weiß nicht, ob das irgendwann wieder kommt, oder ob das einfach der Preis fürs älterwerden ist... Vielleicht ist es normal, das Unbeschwerte und vielleicht auch Naive irgendwann zu verlieren? Ich jedenfalls vermute hinter jeder Ecke etwas schlimmes... Bin immer auf der Hut... Habe panische Angst davor, noch jemanden zu verlieren.

Meine Freundin, die ja an Eierstockskrebs erkrankt war (? Oder noch ist?), ist bisher stabil. Alle Nachuntersuchungen unauffällig! Es ist dennoch wie eine Zeitbombe für mich. Ich weiß nicht was wird falls sie ein Rezidiv bekommt. Habe große Angst davor.
Der Krebs hat sich mit voller Wucht in mein Leben gedrängt! NIEMALS hätte ich gedacht, dass ich meine Mutter an BAUCHSPEICHELDRÜSENKREBS verliere, niemals dass meine beste Freundin ein Ovarialcarcinom bekommt. Wieso die beiden? Wieso dieser fiese Krebs? Ich weiß dass es darauf keine Antworten gibt, ich weiß dass es sinnlos ist, darüber nachzudenken.
Es ist wie es ist. Und wir können nichts tun.

Trotz allem: Ich bin glücklich. Das Leben ist schwieriger geworden, aber auch tiefer. Und ich genieße jeden Tag an dem ich und meine Lieben gesund sind. Es ist das einzige was zählt.

Seid alle lieb gegrüßt!

Eure Jana
__________________
Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
verstorben am 3.11.15

Immer in meinem Herzen...
Mit Zitat antworten