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Alt 15.07.2016, 16:14
Thora Thora ist offline
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Standard AW: Mein Papa, Speiseröhrenkrebs

Das ist sehr schön auch mal von einem positiven Verlauf zu lesen.
Was hätte ich vor einem Jahr darum gegeben
Leider sucht man als Angehöriger verzweifelt danach, um sich Hoffnung zu machen wenn diese ganze Prozedur für einen selbst noch bevorsteht. Meine Erfahrung war, dass ich kaum Geschichten mit positiven Ausgang gefunden habe.
Deshalb habe ich es aufgegeben mich online zu belesen und einfach auf das Schicksal vertraut.

Mein Papa sein Weg war dramatisch und manchmal fühle ich mich selbst noch traumatisiert. Kaum zu glauben, dass er das ganze überlebt hat und seit 1. Mai dieses Jahres tatsächlich wieder freiwillig vollzeit arbeitet.

Hier unsere Eckdaten im Überblick:

März 2015: Speiseröhrenkrebs T1 N0
30. März 2015: OP und Magenhochzug
Entnommene Lymphknoten wurden untersucht und es waren nun doch einige befallen.

Am 3. Tag nach der OP kam es unerwartet zum Herzstillstand. Mein Paps wurde erfolgreich reanimiert und war sofort ins künstliche koma gelegt.
Meine Welt brach zusammen :-( Zumal wir doch dachten das schlimmste sei überstanden.
Untersuchungen ergaben "Lunge ok, Herz ok..." und der Herzstillstand wurde mit dem broken heart syndrom erklärt.
Einen Tag später holte man meinen Vater erfolgreich aus dem koma zurück. Das waren meine schlimmsten Stunden in meinem leben. Wird er geistige Schäden behalten? Ich hatte eine Patientenverfügung und trotz dessen, dass wir vorher alles besprochen haben, war ich nun mit dem Ernstfall gnadenlos überfordert. Mein Vater wollte nie ein pflegefall werden und die Ungewissheit war groß.


Bis auf ein paar epileptische Störungen war aber alles wieder gut. Diese Zuckungen ließen nach ca 2 Wochen nach.

Diese OP ist so ein schwerer Eingriff. Das Herz von meinem Vater konnte einfach nicht mit den schmerzen umgehen.

Nun die Kurzfassung was danach folgte :

CT auffällig - 1 Metastase in der Leber. Man operierte im September 2015 an der Leber und ging davon aus, dass die metastase nicht neu entstanden sondern älter ist. Somit wieder keine Chemotherapie. Tatsache war aber, dass sich niemand bei meinem Vater mit Chemotherapie heran getraut hat aufgrund der Sache mit dem Herzstillstand. Eine bereits geplante Chemo im Anschluß an die große OP wurde nämlich auch kurzfristig abgesagt.
Zwischen beiden OP'S folgte nebenbei noch die Trennung von seiner langjährigen Partnerin - die meinte sich was anderes zu suchen.

Um nochmal was positives zu nennen : Ich habe im September mein zweites Mädchen entbunden und bin sehr froh trotz der ganzen Strapazen ein gesundes Kind zu haben. Mein größter Wunsch war es dass mein Vater seine zweite Enkeltochter noch erleben darf. Und dieser Wunsch hat sich erfüllt!
Sie hat dem opa auch nochmal viel kraft gegeben.

Seitdem folgten 2 weitere CT's - beides ohne Tumor und ohne Metas.

Einziges Problem ist, dass er nicht mehr zunehmen will.
Vor der Operation waren es 73 kg und inzwischen stagniert das Gewicht bei 58 kg.
Die Narbe hat sich immer wieder verengt, so dass mein Vater regelmäßig alle paar Wochen bougiert werden musste. Alleine darüber könnte ich ein ganzes Buch schreiben
Wir dachten immer dass er deshalb nicht richtig zunehmen kann, weil das essen ja keinen spass macht wenn es immer stecken bleibt.
Aber inzwischen ist keine bougierung mehr notwendig, das essen klappt super und trotzdem kommen keine Kilos drauf.

Er hat auch immer mit Durchfall zu kämpfen.
Im Moment versuchen wir gerade mutaflor über die Krankenkasse einzureichen,um die darmflora aufzubauen.

So, ich hoffe ich habe mit meinem langen Beitrag niemanden überfordert.
Ich finde es auch sehr wichtig sich auszutauschen und gegenseitig Mut zu machen.

Viele liebe Grüße an Euch alle!
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