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Alt 31.01.2015, 19:01
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: Tumorreste RX mit miliaren Resten am Zwerchfell

Zitat:
Zitat von SunnyCat Beitrag anzeigen

Ich bin in einem Zwischenreich, ich finde es gerade so schwer. Ich hatte so ein tolles Leben. Irgendwie ist es alles ... anders und ich finde die Tür nicht zu einer befriedigenden Gestaltung meines Lebens...
Meine liebe Sonnenkatze,

ich kann das so gut nachempfinden. Ich fühle mit Dir und ich fühle für mich häufig etwas ganz ähnliches/gleiches. es ist wirklich genauso schwer wie du es beschreibst.
Deshalb hast Du da auch mein ganzes Mitgefühl.
Raten kann man da fast nix. Und wenn, dann würde ICH es auch gerne wissen.
Tja, bei mir war das früher auch so: ein tolles Leben, beruflich in 1-3 jährlichem Abstand ein ganz tolles neues Projekt. öffentlicher Träger .... immer mehr als 100% Einsatz. Nun ist das alles weg. Und der Weg dorthin verschlossen aufgrund von Umständen xy. Natürlich habe ich meine Kinder und ein Haus und ein riesen-Grundstück, ... ABER wäre ich jetzt nicht erkrankt, dann könnte ich Zukunftspläne machen. Und es sind diese Zukunftspläne, die mir so fehlen.
ich habe zwar Ideen, sogar unter BErücksichtigung der Tatsache, dass ich nur noch flexibel, zeitreduziert und ohne Druck arbeiten kann und möchte. Und diese Ideen wären sogar super.

Aber leider kann ich sie nicht realisieren, da mir die Zukunftsperspektive fehlt. Sprich: ich kann die Erstinvestition nicht tätigen, da ich gar nicht weiß, wie lange ich noch lebe, ob das Sinn macht oder eigentlich in meiner Situation nur Hirngespinste sind.

Zumal mir die Kraft ja zur Bewältigung der alltäglichen Verpflichtungen schon knapp wird. Aber die Wahrheit ist, dass ich für diesen Haushalts-Alltag nicht geschaffen bin. ich habe einen Kopf und der verkümmert und haushälterische Qualitäten hatte ich noch nie. Bin eher das Modell Kopfarbeiterin ...

na ja, allzu häufig versage ich hier in den alltäglichen Aufgaben und bekomme das nicht hin. ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, mein Leben anders organisiert ohne Außenkontakt (ich h atte immer mit unheimlich vielen Menschen zusammengearbeitet, so wie du!!) zu meistern.

ich will, aber es klappt nicht. Das ist so wie bei Dir.

Nun habe ich DEINER Jammerei (sorry für den Ausdruck, aber du verstehst schon, was ich meine) nur noch MEINE Jammerei hinzugefügt. keine Ahnung ob das tröstlich ist, zu wissen, dass es auch jemand anderem so geht. vielleicht.
aber wir sind halt ziemlich extrem ohne Vorankündigung und ohne gefragt zu werden zu ganz anderen Menschen geworden. Und das in aller Extremheit. Denn die Krankheit ist extrem. Extrem bedrohlich. Extrem verändernd. extrem ausgrenzend.

Wir denken über andere Dinge nach. Diese sind wenig kompatibel zu Werten und Grundsätzen, die in unserer Gesellschaft gelebt werden. Ich zitiere mich mal selbst (habe bei annette dazu geschrieben):
"Uns wird suggeriert, dass nur derjenige, der jung, dynamisch, multifunktional, örtlich ungebunden, unbelastet von kranken Familienangehörigen, frei von jedweder eigenen krankheit und Befindlichkeit - immer einsetzbar, flexibel und am besten noch gut aussehend, yoga und Fitness-geübt in unserer Gesellschaft einen guten Platz erhält. "

Schwebt unser Ich dann in einer anderen Sphäre, in der man sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen musste, ist unsere Realität nicht mehr DEREN Realität.
Damit, so lese ich aus deinen Zeilen, hast du zu kämpfen und das ist ganz und gar verständlich, nachvollziehbar und logisch.
auch Panda, die ja auch in ihre normale Arbeitsumgebung zurückkehrte, hat damit zu kämpfen und hat schon mehrfach dazu geschrieben ...
und ich kann jedes Wort davon nachempfinden ..........

Es ist einfach nur schwer.
Die Frage ist für dich, ob es für dich vielleicht auch einen ganz anderen Weg geben könnte. Du hast viele Fähigkeiten und so könntest du doch mal die Fühler ausstrecken, ob eine andere Arbeitsumgebung für dich besser wäre bzw. erst mal möglich/Machbar/ suchbar/ findbar wäre. ... Aber ich weiss auch, dass da dieser Druck da ist, Geld verdienen zu müssen ....

Wirklich mehr als meine aufrichtige Anteilnahme kann ich dir nicht geben.
Aber die ist 100%. ich wünsche es Dir, dass Du dein Leben noch weiter so umstricken kannst, dass es besser lebbar für dich ist.

Das, was ich versuche zu tun, um mich zu trösten, ist: mir vor Augen zu halten, wieviel ich schon geschafft habe.
Und Du, DU hast auch schon so viel geschafft: Du bist durch die Therapie durch, die hast deinen WEg zu komplementären Lebensbestandteilen gefunden (!! SUper), du hast Deine kleine Maus (hund) gefunden und beschlossen, Dein Leben mit ihr zu teilen ... ich finde, das ist schon viel.

:knud del:
von Herzen Dein chen
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