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Alt 08.05.2018, 06:06
Golsen Golsen ist offline
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Idee AW: Chemotherapie PEB

Hallo Leroy,

Viele Chemo-Erfahrungen sind individuell. Daher kann ich nur über meine letzten 3 Monate berichten. Ich hatte 3x PEB und 1x PEI (4 Zyklen) und damit die volle Tour. Ich war während der gesamten Chemo krankgeschrieben (seit 12.02), weil ich mir dachte, wenn etwas schief geht, will ich nicht noch am Ende meine Zeit mit Arbeiten verschwenden. Sonst habe ich versucht in der Zeit einfach immer die Sachen zu machen, die mir in dem Moment Spaß gemacht haben. Wobei es auch Phasen gab, in denen ich wirklich fertig im Bett lag und einfach auf NICHTS Lust hatte (gerade im 4 Zyklus).

Allgemein zur Chemo:

- Grundsätzlich habe ich die Chemo relativ gut überstanden, auch wenn es kein Spaß war.
- Keine gefährlichen Komplikationen.
- Keine starken Nebenwirkungen, die Schmerzen erzeugen.
- Jeweils nach dem Zyklus eine ausgeprägte Müdigkeit und Schwäche (die pro Zyklus zugenommen hat). Ich habe oft geschlafen und lag viel im Bett.
- Während der Chemo habe ich kein Sport getrieben (gerade in den ersten zwei Zyklen wäre das Möglich gewesen und ich bereue es ein wenig). Ich habe aber versucht immer 30 Minuten spazieren zu gehen.
- Ich konnte meistens (außer am Ende der stationären Chemo) alles Essen und bin auchoft Essen gegangen, einfach weil mir das am meisten Spaß gemacht hat.
- Permanent ein schlechtes Blutbild (HB war immer unter 11, meist eher zwischen 9 und 10), Leukos fielen vor allem nach dem Tag 15 meist unter 1
- Ich habe ungefähr 8 Kilo abgenommen.
- Übelkeit hatte ich selten. Nur am Ende der ersten 5 Tage (volle Dosis) hatte ich starke Geschmacksveränderungen, leichte Übelkeit und meist leichte Halsschmerzen.
- Fieber bekam ich nur einmal wegen niedrigen Leukos, kein Infekt.
- Nach jeder Chemo hatte ich Verstopfung und habe auch Hämorrhoiden entwickelt.
- Wege der Immunabwehr bekam ich Mundpilz. Dieser war allerdings nur auf der Zunge und daher kein großes Problem.

Ernährung:

- Ich habe selbst kurz nach Nahrungsergänzungsmitteln gesucht. Ich hatte mir die Orthomol Immuntabletten geholt. In der Chemo dann aber darauf verzichtet, weil einige Ärzte sich nicht sicher waren, ob das nicht mit der Chemo interferiert. Außerdem verbessern sie nicht das Blutbild und sonst hatte ich bis auf kurze Halsschmerzen oder Schnupfen keine Infekte.

- Meine Ernährung habe ich teilweise umgestellt. Deutlich mehr Obst (Apfel, Birne, Banane), mehr Fisch, mehr Gemüse, weniger Fleisch (nur 1x mal 2x die Woche und fast nur Huhn). Ich habe auch Süßes reduziert (nicht komplett, weil man sich doch belohnen will).

- Ich war seit Januar insgesamt 6-7 Wochen im Krankenhaus und habe das Mittagessen abbestellt. Es ist eine Frechheit und die Fertigsaucen lösen bei mir einen Brechreiz aus. Daher wurde ich oft von Zuhause mit frischem Essen versorgt (Gemüse mit Reis oder Pizza!).

- Pizza musste sein, die gab es als Margarita-Variante ~ 2-3 mal die Woche. Kann man trotz Appetitlosigkeit oder Geschmacksveränderung immer essen und hilft ein wenig gegen den Gewichtsverlust.


Mittel gegen Nebenwirkungen:

- Die Verstopfung habe ich mit Hausmitteln bekämpft: Flohsamen, Pflaumensaft, Sauerkraut, Obst.
- Halsschmerzen ebenfalls: Viel Tee trinken, Salbeibonbons.
- Ich hatte/habe durch meine schwache Abwehr Mundpilz bekommen. Im Krankenhaus erhielt ich Ampho-Moronal.
- Bei Fieber bin ich einmal sofort ins Krankenhaus (Notaufnahme). Die gaben mir fiebersenkende Mittel und Antibiotika.
- Wegen der niedrigen Leukos musste ich immer ins Krankenhaus. Hier erhielt ich Filgastrim Aufbauspritzen. Die Urologen waren sehr vorsichtig (unter 1 Leukos ab auf Station).

Nach der Chemo (seit letzten Mittwoch bin ich fertig):

- Ich schaue mich gerade nach Sportangeboten für Krebspatienten um. Ich will erstmal Kurse machen und später dann Fitnesscenter, wenn das Blutbild wieder okay ist. Im Moment bin ich noch zu stark im Arsch.
- Ich fange diese Woche wohl mit Qi Gong an. Es gibt auch eine spezielle Krebsvariante dafür, ist quasi chinesisches Walken (Guolin Qi Gong).
- Ich mache Entspannungsübungen (progressive Muskelentspannung nach Jacobsen).
- Ernährungstechnisch werde ich wieder ein wenig mehr Fleisch essen, aber trotzdem stark auf Qualität achten und den allgemeinen Konsum auf 2x-3x pro Woche beschränken.
- Ich habe mir vorgenommen Ernährungsberatungskurse für Krebspatientien zu suchen, weil ich die ganze Episode einfach auch als "externen Schocke" sehe und die Gelegenheit nutze mein Leben teilweise umzustellen.

Zusätzliche Anmerkung:

1. Ernährung: Für mich war es gerade beim Thema Ernährung und Zusatzstoffe nicht einfach an gute Informationen zukommen, weil die meisten behandelnden Ärzte sich nicht auskennen (gerade im Krankenhaus) und die Informationen im Internet oft dubios wirken. Ich habe mich daher nach Bauchgefühl "gesund und ausgewogen" ernährt. Es gibt allerdings dann doch ein paar Angebote, die ich aber zu spät entdeckt habe.
2. Infomaterial. Als Einstieg finde ich die blauen Ratgeber der Dt Krebshilfe gut. Hier sind alle zu finden https://www.krebshilfe.de/informiere...auen-ratgeber/ und der für Ernährung: https://www.krebshilfe.de/fileadmin/...r/046_0107.pdf

PS. Mein Schlafrythmus hat sich umgestellt, ich wache nun immer um 5 Uhr auf. So hat man gut Zeit ausführlich zu antworten

Und heute komm ich endlich aus dem Krankenhaus raus (seit Donnerstag wegen niedrigen Leukos drin!)
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Mein persönliches Krebstagebuch: https://krebskrampf.de/
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1/18: Innere Blutung - Entfernung eines Bauchhodens (nonseminom 90% Chorionkarzinom / 10% seminom, Beta HCG bei 26.000)
2/18 - 5/18: 4xPEB (danach: Marker negativ)
6/18 offene, linksseitige RLA (2 cm Resttumor und 14 LKs entfernt: tumorfrei)
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12/20 nächstes MRT
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Geändert von gitti2002 (08.05.2018 um 23:00 Uhr)
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