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Alt 15.03.2009, 22:11
*gerhard* *gerhard* ist offline
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Standard AW: Ich brauche Mut

Hallo Myositis,

warum ausgerechnet ICH Dir Mut machen will?

Ich war lange hier nicht mehr im Forum und bin von September bis Dezember regelrecht "abgestürzt". Wir hatten gerade eine wunderbare Schiffsreise absolviert, auf der es mir ausgezeichnet ging und ich besten Appetit hatte. Dann ging es los: Erst Probleme mit der Bauchspeicheldrüse und starken, neuartigen Schmerzen in den Schulterblättern, gegen die kaum eines meiner (gewiss auch starken) Schmerzmittel half. Wahrscheinlich ist die Bauchspeicheldrüse ebenfalls vom Krebs befallen und äußerst sich gelegentlich nach einem allzu fetten Essen. Dann kam ein Hirntumor (oder genauer: Ein Tumor im Schädel, der wohl auf den Trigeminus-Nerv drückte). Sofort 18 Werktage Bestrahlung, während der ich nur müde und schlapp war und 18-20 Stunden am Tag schlief. Dann war die Galle verstopft und mein Bilirubin-Spiegel erheblich angestiegen. Überall am Körper schrecklicher Juckreiz. Und so gut wie kein Appetit, ja sogar Ekel vor dem Essen. Es wurde ein Stunt von der Galle in den angrenzenden Darmraum gelegt, damit verschwanden allmählich erst mal die Beschwerden. Schließlich wuchs dann auch noch extrem schnell ein Gewächs rechts im Hals (das am Ende etwa so groß war wie das Endglied des Ringfingers), das mich über Wochen täglich alles mühsam Gegessene wieder erbrechen ließ. Wie es Mitte Februar hieß, kam das NICHT vom Nierentumor, eher von dem Weichteil-Sarkom am Fuß, mit dem ich zuletzt 2004 zu tun hatte. - Oh Sch..., hoffentlich nicht! - Damals war ich fast 1/2 Jahr stationär in Regensburg. Und es war ein hartnäckiger Tumor. Aber das endgültige Ergebnis steht noch aus und lässt mich hoffen. - Dazu kam der Ekel vor dem Essen. Wenige Tage vor Weihnachten wurde der Tumor im Hals entfernt und ich bekam ein neues Medikament (DECORTIN mit dem Wirkstoff Cortison zur Appetit-Steigerung).

Ab Weihnachten dann endlich wieder ein Aufwärts mit einigen Wochen gutem Appetit und sehr guter mentaler Verfassung. Nur körperlich ging (und geht) es mir sehr schlecht, ich bin auf 54 kg abgemagert, kann kaum eine Treppe steigen und muss schon wippen, um von einem Stuhl wieder auf- oder aus dem Auto herauszusteigen. Und ich beginne wieder, mich vor dem Essen zu ekeln...

Seit Januar war ich nun auch 9 x bei einem "geistigen Heiler", der mir empfohlen wurde und mir außerordentlich gut getan hat. Ich nenne ihn meinen Coach und schreibe darüber demnächst noch mal in meinem eigenen Thread.

Nun habe ich mich vom Onkologen überreden lassen, mir einen Port legen zu lassen. Das geschah in den letzten Tagen (wegen eines Fehlers musste die OP ein zweites Mal ausgeführt werden, aber Pannen können nun leider überall passieren). Ab Montag kann man mich nun über die Vene über Nacht hoch-kalorisch (und magenschonend) ernähren. Das ist meine nächste Hoffnung.

Also, warum ausgerechnet ich Dir Mut machen will?

Nun, eine solche Krankheit verändert den Menschen, der sie hat.
Ich lebe nun schon über 8 Jahre mit dem Nierenkrebs und weiß seit 2005, dass ich viele Metastasen vom Nierenkrebs habe. Nicht nur in den inneren Organen, sondern auch in den Knochen. Leider sind diejenigen im Knochenbereich weitergewachsen. Man muss von einer deutlichen Regression sprechen. - Eigentlich habe ich bereits seit 2 Jahren mit meinem Leben abgeschlossen. Und letztes Weihnachten glaubte nicht nur ich, sondern auch mein Arzt, dass mir nur noch ein paar Tage bleiben, so schwach war ich. - Ich bin 56 Jahre alt, aber in den letzten 6 Monaten bin ich um geschätzte 15 Jahre gealtert. Ich fühle mich derzeit selbst (mit der ganzen körperlichen Schwäche) eher wie 75. Und erlebe dennoch jeden Tag als lebenswert! Und ich hoffe, wenn ich erst mal wieder Gewicht zugelegt haben werde, dass auch ein vernünftiger Muskelaufbau wieder möglich ist und dass mir noch ein paar Jahre als Geschenk verbleiben. Ich sehe jeden neuen Tag als Geschenk an. - Vielleicht ist das genau der Grund, warum ich Dir Mut machen will!?

Ich weiß, es ist schwer, gerade als Angehöriger eines Betroffenen immer stark zu sein. Hier habe ich wirklich Glück mit meiner Freundin Beate. Wer sie kennt, wird mir zustimmen.

Ich grüße alle, die mich kennen (oder noch kennenlernen möchten). Und Dir wünsche ich Ruhe, Geduld und Lebensmut.
Auf dass Du Deinem Mann Mut machen kannst. Dazu ein Rat: Zeige Du ihm, dass er noch gebraucht wird. Und das sollten auch Eure Kinder tun. Zeigt ihm, dass er geliebt wird. - Denn Liebe kann Berge versetzen!

Bis bald einmal wieder

Gerhard (aus der Versenkung wieder da).

Geändert von *gerhard* (15.03.2009 um 22:20 Uhr) Grund: Schreibfehler
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