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Alt 01.01.2009, 22:52
Lissi 2 Lissi 2 ist offline
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Standard AW: Es kam ein Stern und nahm meinen Papa mit...

Liebe Sanni,
hab Dank für Dein liebes Posting bei mir. Auch ich wünsche Dir und natürlich auch allen anderen hier, die einen lieben Menschen so schmerzlich vermissen, ein neues Jahr das uns Wege zeigt wie wir mit diesem Schmerz umgehen können, in dem wir lernen werden das unsere Lieben zwar nicht mehr hier bei uns sind aber trotzdem immer bei uns sind. Vielleicht werden wir zum Ende dieses neuen Jahres noch nicht richtig lachen können, aber ein Lächeln das wäre auch schon soviel.

Warum ich Dir hier schreibe, ich habe von Deinem Sohn Kevin gelesen und es hat mich tief berührt wie Du ihm die Reise seines Opas, Deines Papas zu den Sternen erklärt hast. Das hat mich an meine eigene Kindheit erinnert. Und Du hast recht der kleine Mann beschäftigt sich ganz viel und sehr innig damit. Dazu möchte ich Dir meine kleine Geschichte hier reinstellen, denn als ich so klein war wie Dein Sohn, hatte ich auch das große Glück jemanden an meiner Seite zuhaben der mir das Sterben, das nicht mehr da sein und doch immer bei mir sein, so wunderbar erklärte. Ich hoffe diese kleine Geschichte gibt Dir Kraft und zeigt Dir das Du alles wunderbar richtig machst.

Diese Geschichte hatte ich im Mai im LK bei Krabbe geschrieben, der Grund war nostalgisches erinnern an die Kinderzeit:

Als ganz kleine Lissi war ich unendlich traurig weil ich keine Oma und keinen Opa hatte, alle meine Spielkameraden hatten eine Oma nur ich nicht. Meine Großeltern haben die Strapazen der Flucht nicht überlebt, mein Pa kam sehr spät aus der Gefangenschaft und so kam ich 1950 als Nesthäkchen zur Welt. Auch ihn habe ich nie kennengelernt, er starb als ich drei Monate alt war. So gab es also nur meine Ma, meine Schwester, 16 Jahre älter und meinen Bruder 10 Jahre älter. Mein großer Bruder, der Held meiner Kindertage, er hat mir immer alles erklärt und so auch als ich untröstlich und traurig darüber war das ich keine Oma und keinen Opa habe. Er erzählte mir das ich das doch viel besser hätte, unsere Oma wäre immer da wo wir auch sind, ne das stimmt doch nich, hab ich geheult, doch das stimmt, sagte er, wenn du abends zum Himmel schaust, ganz egal wo du bist, sitzt sie auf einen Stern und blinzelt dir zu. Wohnen den alle die tot sind auf einem Stern, wollte ich wissen, ja alle Menschen ziehen auf einen Stern wenn sie sterben und bewachen von da aus ihre Lieben. Auch Papa? ja auch Papa, alle Menschen. Aber was machen sie denn am Tag, da sind doch die Sterne weg. Dann sitzen sie in den Wolken und jagen mit dem Wind, aber auch dann sind sie immer da und schauen dir zu. Ja aber wenn der Himmel ganz blau ist und keine Wolke da, wo ist Oma dann? Dann machst sie der Sonne einen Besuch, aber auch da schaut sie immer auf dich runter und so bist du nie alleine, ganz egal ob Tag oder Nacht und ganz egal wo du bist, denn der Himmel ist überall. Ich war nicht mehr traurig das meine Oma nicht hier unten bei mir war, ich habe ihr jeden Tag ganz viel erzählt und ich wusste sie ist immer für mich da.
Ich war noch keine 13 Jahre alt, da bezog mein Bruder, mein Held, seinen Stern, ich rede heute noch mit den Sternen, mit dem Himmel, egal wo ich bin.
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Und in den ganzen Jahren bis heute ist der Glaube an diese Geschichte nie ins wanken gekommen, bin heute meinem Held noch unsagbar dankbar dafür. In der Zwischenzeit habe ich nun bis auf meinen Sohn, der in Brasilien lebt, alle meine Lieben da in den Sternen, in den Wolken, immer bei mir, denn der Himmel ist überall und immer über uns.
Nur wenn dieser Abschiedsschmerz so frisch und unendlich groß ist, mag einem auch dieses Wissen oft nicht trösten können, das erlebe ich selber nun auch wieder, aber glaube mir liebe Sanni es wird, ganz bestimmt. Und in Dir und in Deinem kleinen tapferen Kevin lebt auch Dein Papa hier auf dieser Erde weiter.

Sei ganz lieb umarmt
LG Lissi
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Wege entstehen dadurch,dass man sie geht.
Franz Kafka

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